Für Markus Kuhn ist dieses Spiel keines wie jedes andere. Wenn am Sonntag in der Münchner Allianz-Arena das einzige NFL-Spiel in Deutschland in diesem Jahr ausgetragen wird, ist es für den Viernheimer etwas ganz Besonderes. Den dann treffen „seine“ New York Giants auf die Carolina Panthers. Kuhn ist einer der wenigen deutschen Profis, die es in die US-Profiliga NFL geschafft haben. Seine vierjährige Laufbahn verbrachte er bei den Giants. Heute ist er dem Team als Markenbotschafter verbunden.
Ihren Anfang nahm Kuhns Karriere beim damaligen American-Football-Bundeslisten Weinheim Longhorns, ehe er sich dazu entschloss, sein Glück in den USA zu versuchen. Anfang des Jahrtausends war es aber noch kaum üblich, dass die großen Colleges ihre Football-Stipendien an Nicht-Amerikaner vergaben oder gar in Europa nach Talenten Ausschau halten. „Wir haben ein Video gemacht und dann sind mein Vater und ich 2007 in die USA geflogen, um mich bei Universitäten vorzustellen“, erzählt Kuhn rückblickend.
Damaliger Giants-Coach hielt große Stücke auf Kuhn
Er kam an das College NC State im Bundesstaat North Carolina, spielte dort in der höchsten College-Division, schloss 2012 sein Betriebswirtschaftsstudium ab und wurde im alljährlichen Draft tatsächlich vom amtierende Super-Bowl-Champion New York Giants ausgewählt.
„Ich kenne kaum einen Spieler, der härter arbeitet und fleißiger alles aufnimmt, was man ihm sagt. Er gibt immer alles. Ich bin begeistert von ihm“, sagte Giants-Coach Tom Coughlin damals über seinen deutschen Neuling unter den 90 Spielern im Trainingslager. Kuhn ließ nicht nach und erarbeitete sich einen Platz im 53-Mann Kader für die Saison 2012.
Kuhn erzielte einst den ersten Touchdown eines Deutschen in der NFL
„Ich habe schon immer alles gegeben und nicht nachgelassen. Vielleicht waren andere Spieler talentierter, aber im Team muss es auch immer Spieler geben, die jederzeit alles geben. So bekam ich meine Chance in der NFL und habe vier Jahre als Profi gespielt“, erinnert sich Kuhn sich zurück.
Er wurde sogar als Stammspieler aufs Feld geschickt, hatte allerdings auch mit Verletzungen zu kämpfen. Im Dezember 2014 schrieb Kuhn im Spiel bei den Tennessee Titans Geschichte: Ihm gelang der erste Touchdown eines deutschen Spielers in der NFL, als er einen Ballverlust des Gegners nutzte und den Football in die Endzone trug.
Verbundenheit zur Stadt New York und zu den Giants nach wie vor groß
Nachdem sein Vertrag in New York ausgelaufen war, schloss er sich für die Saison 2016/2017 den New England Patriots an, schaffte den Sprung ins Team allerdings nicht und beendete bald darauf seine Karriere. Kuhn blieb in New York, wo er auch heute noch lebt, und machte an der Columbia University seinen Master.
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„New York hat mir sehr viel gegeben. Ich habe hier meine aktive Karriere verbracht, die Giants haben mir anschließend eine Chance in der Zentrale gegeben und die Stadt hat mich fasziniert“, erzählt Kuhn.
Aktuell schon die dritte Anstellung bei den Giants
Seit 2017 ist er als TV-Kommentator zu sehen und übt zudem Beratertätigkeiten für die Aktivitäten der NFL-Teams in Deutschland aus. Dabei ist Kuhn - zusammen mit Sebastian Vollmer - das Gesicht der New England Patriots. Als sich im vergangenen Juli aber auch die Giants auf dem deutschen Markt positionieren wollten, übernahm er als Ex-Profi des Clubs bei seinem früheren Team ebenso eine aktive Rolle.
„Genau genommen arbeite ich zum dritten Mal für die Giants“, erläutert Kuhn. „Nach meiner aktiven Karriere durfte ich in der Zentrale zwei Jahre lang die wirtschaftliche Seite in dem Milliardenunternehmen NFL kennenlernen. Im Juli haben mich die Giants dann angesprochen und nun bin ich bei ihnen als Berater für die Internationalisierung und den deutschen Markt tätig.“
Großer Dank auch an die New England Patriots, die Kuhn zu den Giants ließen
Kuhns Dank geht dabei auch an die Patriots: „Die haben bei ihren Internationalisierungsbestrebungen eine Vorreiterrolle eingenommen und mich miteinbezogen. Sie haben mir auch gestattet, dass ich diese Rolle bei den Giants und für die NFL ausüben kann“, sagt Kuhn.
Dass „seine“ Giants nach Deutschland kommen, ist für ihn schon fast unwirklich. „Es ist ein verrückter Moment, wenn man realisiert, dass das Team, mit dem man seine ganze Karriere verbunden ist, nun in das Heimatland kommt.“
In der TV-Gunst liegt American Football schon hinter dem Fußball auf Rang zwei
Natürlich wird Kuhn am Sonntag vor Ort sein. Er hofft darauf, dass der Club seine deutsche Fanbasis ausbauen kann. „Schon 1994 waren die Giants in Deutschland. Damals entstand bereits eine Giants-Fangemeinde in Deutschland, die durch den Auftritt in London und die TV-Übertragungen sowie das Spiel in München hoffentlich noch wächst“, sagt Kuhn.
Gut 20 Millionen Football-Interessierte gäbe es in Deutschland, sagt der Viernheimer und verweist darauf, dass Football mittlerweile hinter Fußball an zweiter Stelle in der Gunst der deutschen TV-Zuschauer läge. Am Sonntag soll diese Zahl durch ein spannendes Spiel noch einmal anwachsen.
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