Serie - Die frühere Weltklasse-Hürdensprinterin arbeitet heute an der TU Kaiserslautern im Bereich Sportwissenschaft und Sportpsychologie

Was macht … Claudia Zaczkiewicz?

Von 
Christian Rotter
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Mannheim. Claudia Zaczkiewicz spürte, dass da etwas geht. „Vom ersten Tag in Südkorea an hatte ich so ein ganz bestimmtes Gefühl für meine Form“, sagt sie 30 Jahre nach ihrem Coup von Seoul. Das, was ihr der Körper mitteilte, sollte sich bewahrheiten. Klar, die damals 26-Jährige liebäugelte über 100 Meter Hürden mit dem Einzug ins Finale, auf mehr wagte sie aber kaum zu hoffen. Der 30. September 1988 war aber ihr Tag! In 12,75 Sekunden stellte sie eine neue persönliche Bestzeit auf und belegte hinter der Bulgarin Jordanka Donkowa (12,38) und Gloria Siebert aus der DDR (12,61) den dritten Platz – Bronze, einen größeren Erfolg hat bislang kein Athlet der MTG Mannheim gefeiert!

Unter dem Mädchennamen Reidick

„Claudia hatte die Stärke, die einen besonderen Sportler von einem sehr guten abhebt“, betont Rüdiger Harksen, der die Hürdensprinterin von 1982 bis 1989 in Mannheim betreute. „Sie war ein außergewöhnlicher Wettkampftyp, hat dann Leistung gebracht, als es darauf ankam.“ Sein ehemaliger Schützling bestätigt diese Einschätzung: „Im Training und den Vorläufen war ich meistens richtig schlecht. Man kann nicht immer, in jedem x-beliebigen Rennen, an seine Leistungsgrenze gehen. Ich wusste, wann es darauf ankommt.“ Ob sie in Seoul den perfekten Lauf erwischt habe? „Als ich ein Jahr später bei der Universiade in Duisburg erneut Bronze gewann, habe ich die Zeit bei weitaus widrigeren Bedingungen eingestellt. Aber ja: Er gehört sicherlich unter die Top Drei.“

Im Sport hat sich das Hürden-Ass unter dem Namen Zaczkiewicz in die Geschichtsbücher gelaufen, inzwischen trägt ihre Familie aber ihren Mädchennamen Reidick: „Mein Mann Alexander hat drei Brüder, die ebenfalls Mediziner sind. Alle wohnen im gleichen Ort, ständig gab es Verwechslungen. Wir haben hin- und herüberlegt und schließlich unseren Namen geändert.“

Von Kassel nach Mannheim

Reidick wohnt in Grünstadt, an ihre Anfänge bei der MTG kann sie sich noch sehr gut erinnern. In Kassel hatte sie mit der Leichtathletik begonnen. Als es sie zum Studieren nach Landau zog, suchte sie in der Gegend einen Leichtathletik-Verein – und wurde schnell fündig. „Eine Kommilitonin hat mir erzählt, dass in Mannheim gerade eine Leichtathletik-Zelle entsteht. Ich kam als Küken in Rüdigers Gruppe. Er war damals eine Art Spielertrainer. Wir waren ein gutes Team, weil es von unseren Persönlichkeiten gut gepasst hat“, sagt sie über die Zusammenarbeit mit dem Coach, der heute als Leistungssportchef Gegenwart und Zukunft der MTG gestaltet und im Deutschen Leichtathletik-Verband den weiblichen Hürdensprint betreut.

Dem Sport ist Reidick, die 1987 bei der WM in Rom den starken siebten Platz belegt hatte, verbunden geblieben – allerdings nicht als Trainerin. Nachdem sie ihre beiden Kinder bekommen hatte, gab sie ihr Wissen zwar in der Leichtathletik-Halle an die nächste Generation weiter – „allerdings nicht im Leistungsbereich“, wie sie betont. Sie promovierte an der Universität Heidelberg zum Thema „Mentales Training mit Kindern“ und arbeitet heute als sportpsychologische Expertin.

Zusammenarbeit mit dem FCK

Die 56-Jährige ist verantwortlich für die sportpsychologische Betreuung am Nachwuchsleistungszentrum des 1. FC Kaiserslautern, der weiblichen Leistungskader des Golfclubs St. Leon-Rot und der weiblichen Junioren- und Jugendnationalmannschaft des Deutschen Handball-Bundes.

An der TU Kaiserslautern ist Reidick als Dozentin im Lehrgebiet „Sportwissenschaft“ angestellt. Unter anderem bot sie im Wintersemester 2018/19 einen Grundkurs Leichtathletik an. Ansonsten hat sie mit der olympischen Kernsportart, der sie einen großen Teil ihres Lebens verschrieben hatte, „nicht mehr so große Berührungspunkte“. Wenn es die Zeit erlaubt, geht sie joggen oder Badminton spielen.

Als Zuschauerin hat es ihr vor allem der Handball-Sport angetan. Mit großer Begeisterung verfolgte sie die WM in Deutschland und Dänemark und fand es unglaublich schade, dass in der SAP Arena keine Spiele ausgetragen wurden. „In Mannheim hätte ich mir auf jeden Fall ein Spiel live angeschaut“, betont die Frau, die der Quadratestadt am 30. September 1988 eine sportlicher Sternstunde bescherte.

Claudia Zaczkiewicz/Reidick

  • Claudia Reidick wurde am 4. Juli 1962 in Oberhausen geboren.
  • Von 1982 bis 1989 trug sie das Trikot der MTG Mannheim. Ihr Trainer war Rüdiger Harksen.
  • Ihren größten Erfolg feierte die Hürdensprinterin nach ihrer Heirat unter dem Namen Claudia Zaczkiewicz bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul (Südkorea). In persönlicher Bestzeit von 12,75 Sekunden gewann sie Bronze über 100 Meter Hürden.
  • Ein Jahr später wiederholte sie bei der Universiade in Duisburg diesen Erfolg mit dem dritten Platz, 1992 beendete sie ihre Karriere.
  • Heute arbeitet Claudia Reidick – 1996 hat die ganze Familie ihren Mädchennamen angenommen – als Dozentin an der TU Kaiserslautern, Fachbereich Sportwissenschaft, Schwerpunkt Sportpsychologie. Zudem betreut die sportpsychologische Expertin den Nachwuchs des 1. FC Kaiserslautern, den weiblichen Leistungskader des Golfclub St. Leon Rot und die weibliche Junioren- und Jugendnationalmannschaft des Deutschen Handball-Bundes.
  • Reidick ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.

Redaktion Koordinator der Sportredaktion

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