Mannheim. Bei seinen Medienterminen ist Sebastian Hinze immer offen, sympathisch und zugänglich, Privates lässt sich der Trainer der Rhein-Neckar Löwen aber dennoch eher selten entlocken und behält stets auch ein Stück weit die Kontrolle. Doch vor dem Pokal-Viertelfinale gegen den ThSV Eisenach am Donnerstag (19 Uhr, SNP Dome, Heidelberg) war ein anderer Sebastian Hinze zu erleben, der irgendwie befreit wirkte und tiefer blicken ließ als sonst.
Das hatte sicher auch damit zu tun, dass nach einer langen Hängepartie seit Dienstagmittag nun auch öffentlich bekannt ist, wie es mit dem 45-Jährigen und seinem im nächsten Sommer auslaufenden Vertrag weitergeht: Hinzes Zukunft liegt nach dem 30. Juni 2025 demnach nicht mehr beim Mannheimer Bundesligisten. Beide Seiten haben sich darauf geeinigt, den Vertrag nach Hinzes drittem Amtsjahr in der Kurpfalz nicht mehr zu verlängern.
Die Initiative ging dabei in erster Linie vom gebürtigen Wuppertaler aus, der 2023 mit dem Pokalsieg der Rhein-Neckar Löwen seinen bislang größten Erfolg als Coach feierte. Doch das Abschneiden in der Bundesliga in der vergangenen Saison, als mit Platz zwölf die schlechteste Platzierung seit dem Wiederaufstieg der Löwen im Jahr 2005 zu Buche stand und die Ergebnisse in der aktuellen Spielzeit, in der Siege gegen Spitzenteams weiterhin auch Ausschläge in die andere Richtung gegenüberstehen, sorgten in der Führungsetage der Löwen für weiter anhaltendes Skepsis, was eine weitere Zusammenarbeit betrifft. Hinze vermisste angesichts der Signale aus der Chefetage den nötigen Rückhalt und zog daraus nun seine Konsequenzen.
„98 oder 99 Prozent Übereinstimmung reichen nicht“
„Am Ende ist das eine Entscheidung von der Person Sebastian Hinze, weil ich glaube, dass es für die Zukunft der Rhein-Neckar Löwen zu 100 Prozent matchen muss - und 98 oder 99 Prozent reichen dann eben nicht“, berichtete Hinze von den zurückliegenden Runden mit der Clubführung und seiner Wahrnehmung dieses Austauschs. „Es waren ganz tolle Gespräche gerade mit Uwe (Gensheimer, Sportchef der Löwen, Anm. d. Red.), wo wir in ganz vielen Bereichen auf einer Wellenlänge sind. Am Ende muss es dann aber eine Entscheidung geben - und für mich war es dann einfach so, dass ich den Eindruck hatte, dass dieses hundertprozentige Vertrauen in diese Konstellation nicht da ist - und dann macht das für mich keinen Sinn“, sagte Hinze. „Dann ist das konsequent und auch die beste Entscheidung für die Rhein-Neckar Löwen. Und wir können uns weiter alle in die Augen schauen.“
Dass Sportchef Gensheimer gerne mit Hinze weitergearbeitet hätte, ist dabei kein Geheimnis, allerdings hat der Ex-Profi auch Verständnis für andere Sichtweisen. „Ich bedauere die Entscheidung. Mit Blick auf die Ergebnisse haben wir uns aber vor allem in der Bundesliga nicht so stabil nach oben entwickelt, wie wir uns das gewünscht haben“, sagte Gensheimer, während Geschäftsführer Holger Bachert in seiner Stellungnahme diese Themen außen vor ließ, sich bei Hinze für die geleistete Arbeit bedankte und den Blick in eine andere Richtung lenkte. „Jetzt ist es an der Zeit, nach vorne zu schauen. Dabei haben zwei Dinge absolute Priorität: ein neues Trainerteam zu installieren und diese Saison so erfolgreich wie möglich zu gestalten“, sagte Bachert.
Dass es durch die bereits seit längerem feststehende Entscheidung, die vor dem Flensburg-Spiel auch der Mannschaft mitgeteilt wurde, zu einem vorzeitigen Bruch kommen könnte, erwartet keiner der Beteiligten. „Ich bin am richtigen Ort und habe jeden Tag Bock, in die Halle zu gehen. Ich sehe keine Fragezeichen hinter der aktuellen Konstellation“, sagte Hinze, der allerdings weiß, wie schnell sich eine neue Dynamik entwickeln kann.
„Nach jeder Niederlage werden da jetzt Sachen reininterpretiert. Also müssen wir noch enger zusammenwachsen, wenn wir das bis zum Ende der Saison erfolgreich gestalten wollen. Das kenne ich aber und weiß, dass man das sehr gut gestalten kann“, spielte Hinze auf seinen Abschied vom Bergischen HC an, den er im Sommer 2022 nach 15 Jahren in verschiedenen Positionen auf einem stabilen Mittelfeldplatz verlassen hatte.
Nachfolger-Suche schon lange angelaufen
Wie es mit ihm persönlich weitergeht, darüber will sich der 45-Jährige frühestens in der WM-Pause Gedanken machen, die Rhein-Neckar Löwen sind da entsprechend schon deutlich weiter. „Mit dem Vorlauf den wir hatten, macht man sich natürlich Gedanken und geht auf die Suche“, sagte Sportchef Gensheimer, umriss das Profil für den Hinze-Nachfolger aber in keinem großen Gegensatz zum aktuellen Coach. „Das Spielsystem soll ähnlich sein, weil dahingehend auch der Kader ausgerichtet ist“, beschrieb der ehemalige Weltklasse-Linksaußen das Anforderungsprofil.
In den Fokus rückt nun aber zunächst das Pokalspiel gegen Eisenach, das für Hinze der Start in eine positive Abschiedstournee bei den Löwen sein soll. „Der Einzug ins Final Four wäre nochmal ein absolutes Highlight. Da habe ich, jeder Spieler und der ganze Verein Bock drauf“, sagte der Löwen-Coach, der mit seinem Team nach drei vergeblichen Anläufen endlich den ersten Sieg gegen die Thüringer landen will. Beim ThSV geht zum Saisonende übrigens ebenfalls der Trainer (Misha Kaufmann), was den Club gerade vor eine Zerreißprobe stellt. Ähnlich emotional dürfte es bei den Löwen angesichts des Hinze-Abschieds nicht zugehen, was für die Partie am Donnerstag nicht von Nachteil sein wird.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Hinze ist bei den Rhein-Neckar Löwen nicht gescheitert