Garmisch-Partenkirchen. Ein gutes neues Jahr, eine gute neue Saison: Vor 365 Tagen waren die polnischen Skispringer nach dem Neujahrsspringen zu Tode betrübt. Dawid Kubacki war zur Halbzeit der Vierschanzentournee 32. der Gesamtwertung, Kamil Stoch 45. und erklärte kurz darauf unter Tränen seinen Ausstieg. Das polnisch Skisprung-System benötigte nach grandiosen Jahren mit vier Gesamtsiegen bei der Tournee binnen fünf Jahren (dreimal Stoch, einmal Kubacki) einen Neustart.
Der gelang grandios, die betagten polnischen Skispringer sind wieder himmelhochjauchzend: Kubacki (32 Jahre) wurde im Neujahrsspringen Dritter und ist Zweiter der Gesamtwertung, Piotr Zyla (35) ist Gesamtdritter, Stoch (35) Gesamtachter. Den Unterschied macht ein junger Kerl, Thomas Thurnbichler – der 33-jährige Österreicher ist seit dem Frühjahr Cheftrainer der Polen. „Als ich gehört habe, dass er uns übernimmt, habe ich erstmals gecheckt, wie alt er ist“, sagt der im Gesamtweltcup nach wie vor führende Dawid Kubacki. „Zwischen ihm und mir liegen zehn Monate – er ist jung, hat viel Energie und viele Ideen.“ Und er hat es in Windeseile geschafft, trotz der Sprachbarriere Kubacki, Stoch und Co. von seinem völlig neuen Weg zu überzeugen.
„So habe ich sie schnell gefangen“
Der ehemalige Skispringer vom SC Kitzbühel lernt zwar Polnisch, kommuniziert mit seinen Athleten aber auf Englisch. Die gemeinsame Sprache ist ohnehin das Springen. „Ich versuche die Sportler in die technische Zielsetzung, die mentale Zielsetzung mit einzubeziehen. Ich glaube, so habe ich sie relativ schnell gefangen.“
Seine Athleten haben bei der Tournee reichlich Erfahrung und schon große Erfolge gefeiert – der neue Chef noch nicht. Es sei ein Riesenvorteil, Austausch mit solchen Assen zu haben. Der Weg stimmt. Wobei Kubacki zur Halbzeit schon umgerechnet 15 Meter hinter dem Tourneeführenden Halvor Egner Granerud (Norwegen) liegt. „Dawid war zuletzt körperlich nicht ganz auf der Höhe“, sagt Thurnbichler. An dieser Stellschraube werde man am Montag, am Ruhetag drehen. Damit es nicht nur ein gutes neues Jahr ist, sondern auch ein gutes neues Tournee-Jahr wird.
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