Mannheim. Dallas Eakins hatte auf der knapp vierstündigen Rückfahrt aus der Schweiz viel Zeit, die vergangenen beiden Testspiele zu reflektieren und zu bewerten. 18 Stunden nach dem 0:3 beim EV Zug hatten die Adler Mannheim dem Schweizer Meister ZSC Lions Zürich ein Duell auf Augenhöhe geliefert. Kristian Reichel (47.) und Matthias Plachta (54.) hatten mit ihren Toren zweimal einen Rückstand egalisiert, erst in der Verlängerung mussten sich die Blau-Weiß-Roten mit 2:3 geschlagen geben. Derek Grant schoss den Siegtreffer für Zürich (62.).
Die Frage, in welchen Bereichen er eine Steigerung seines Teams im Vergleich zum 6:5-Erfolg eine Woche zuvor gegen die Graz 99ers erkannt habe, beantwortete Eakins außergewöhnlich. Der Adler-Trainer ging nicht auf spezielle Bereiche des Spiels ein, sondern hob die Atmosphäre hervor: „Es beeindruckt mich am meisten, wie eng die Spieler schon zusammengerückt sind. Auf dem Eis, aber auch in der Kabine spüre ich positive Schwingungen. Es ist schön, zu sehen, dass sich die Anstrengungen, die wir im Sommer unternommen haben, auszahlen.“
Dass für den Sport Verantwortliche zu diesem Zeitpunkt der Vorbereitung die Zusammenstellung des Kaders loben, liegt in der Natur der Sache. Würden sie etwas anderes behaupten, würden sie die eigene Arbeit kritisieren. In Mannheim sieht das im Spätsommer 2024 jedoch ein wenig anders aus. Auch die Spieler - egal ob neu dazugestoßene oder alteingesessene - loben die Atmosphäre. Das Team ums Team äußert sich ähnlich. Es lässt sich tatsächlich der Eindruck gewinnen, dass die Rädchen ineinandergreifen. „Es ist viel Liebe da“, betont Eakins.
Klar: Das Zwischenmenschliche spielt im Sport eine große Rolle. Vor der Schweiz-Reise bemühte Tobias Fohrler das Beispiel Bremerhaven. Die Fischtown Pinguins hatten in der vergangenen Saison die Finalserie gegen die Eisbären Berlin erreicht und waren die große positive Überraschung in der Deutschen Eishockey Liga. „Ich habe mich darüber mit Lukas Kälble ausgetauscht, der das in Bremerhaven ja hautnah miterlebt hat. Er hat erklärt, dass der Zusammenhalt unglaublich war. Ich bin mir sicher, dass auch unser Teamgeist Berge versetzen kann“, betonte Fohrler.
Adler lassen bei Fünf gegen Fünf nichts zu
Bei den Leistungen auf dem Eis konstatierte Eakins ebenfalls Schritte in die richtige Richtung. So habe seine Mannschaft in den beiden Partien gegen die Schweizer Spitzenmannschaften nicht ein Gegentor bei Fünf gegen Fünf kassiert. Zug erzielte am Freitag zwei Powerplaytreffer, das 3:0 resultierte aus einem Schuss in den verwaisten Adler-Kasten. Zürich netzte am Samstag ebenfalls zweimal in Überzahl ein, der Siegtreffer fiel, als die Teams jeweils drei Feldspieler auf dem Eis hatten.
Aus diesen Fakten leitete Eakins die Anforderungen für die kommende Trainingswoche ab: „Sicherlich müssen wir ein Augenmerk auf unsere Special Teams legen. Auch in der Offensive müssen wir noch eine Schippe drauflegen.“
Eakins zufrieden mit der Tiefe in allen Mannschaftsteilen
Unterm Strich überwog beim 57-jährigen US-Amerikaner aber das Positive. Vor allem die Tiefe in allen Mannschaftsteilen gefiel ihm. Beide Torhüter hätten eine solide Leistung gezeigt, der Angriff habe eine unglaubliche Tiefe.
Gegen Zürich erhielten Kris Bennett, Tom Kühnhackl und Jordan Szwarz eine Verschnaufpause. Für das Trio rotierten die am Freitag pausierenden Markus Hännikäinen, Samuel Soramies und Eric Uba ins Team. „Diese Formation war dann unsere konstanteste“, sagte Eakins, der in der Abwehr ebenfalls eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr erkannte: „Man muss sich keine Sorgen machen - egal, wer auf dem Eis steht.“
Trotz dieser positiven Erkenntnisse schließt Eakins nicht aus, dass sich vor dem Saisonstart am 20. September gegen die Schwenninger Wild Wings personell noch etwas tut. „Ich sehe zwar keinen Sinn darin, einen ähnlichen Spielertyp zu holen, wie wir ihn schon haben. Wenn aber jemand auf den Markt kommt, den uns unsere Scouts ans Herz legen und der ein Upgrade wäre - egal ob im Tor, in der Verteidigung oder im Sturm -, werden wir alles tun, um ihn zu bekommen.
Täglich würden sich Spieleragenten beim Adler-Coach melden. Profis, die zuletzt in der NHL, AHL oder in Europa ihr Geld verdienten, seien ebenfalls zu haben wie Spieler, die die russisch geprägte KHL verlassen wollen.
Bis zum Saisonstart muss Eakins, der bei den Adlern die Position des Trainers und Sportmanagers ausführt, nicht nur entscheiden, ob er noch einmal auf dem Transfermarkt zuschlägt. Die Kapitänsfrage muss ebenfalls beantwortet werden. „Ich tausche mich darüber mit meinem Trainerteam aus, frage auch die Spieler nach ihrer Meinung. Schon jetzt schauen wir ganz genau hin, wer Führungsqualitäten zeigt, wer im Training, in den Spielen und jenseits des Eises vorangeht, wer die Organisation vertritt. Viele Faktoren spielen eine Rolle. Die Entscheidung treffe dann ich.“
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