Gewichtheben - Mit eineinhalb Beinen im Endkampf um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft

SV Obrigheim lässt keine Restzweifel aufkommen

Von 
Roland Karle
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Wer wirklich ganz sicher gehen will, holt den Taschenrechner raus. Immerhin steht der SV Obrigheim mit eineinhalb Beinen im Endkampf um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft – und da wäre es unverzeihlich, vor dem Heimkampf gegen den AC St. Ilgen (Samstag, 19.30 Uhr) nicht alle Eventualitäten berücksichtigt zu haben.

Also: Ein Sieg ist Pflicht, um in der Gruppe Süd-West Vizemeister zu werden. Verlöre Obrigheim seinen letzten Heimkampf dieser Saison (was unwahrscheinlich ist) und gewänne der AC Mutterstadt gegen Schifferstadt (was wahrscheinlich ist), wären die Neckar-Odenwälder nur noch Dritter – und hätten am 28. April einen hebefreien Tag.

Das könnte auch dann passieren, wenn der SV Obrigheim erwartungsgemäß gegen St. Ilgen siegt, aber in der Punktewertung vom Zweiten der Gruppe Nord-Ost –Chemnitz oder Berlin – überflügelt wird. Vergleichsmaßstab ist der Durchschnitt der jeweils drei besten Wettkämpfe.

Chemnitz weist vorm Rundenabschluss einen Mittelwert von 831,5 auf, Berlin kommt auf 738,7 und Obrigheim auf 888,2 Punkte. Die Abstände sind deutlich.

Selbst wenn der SV Obrigheim am Samstag seinen Durchschnitt nicht mehr erhöht, was bei einem Ergebnis von 827 oder weniger Punkten der Fall ist (unwahrscheinlich), müsste Chemnitz mehr als 927 Punkte beim Athletenteam Vogtland erzielen. Das ist selbst in Bestbesetzung utopisch, die Rundenhöchstmarke der Sachsen steht bei 877 Punkten. Berlin müsste 1176 Punkte stemmen – das wäre Weltrekord und ist so erwartbar wie Tageslicht um Mitternacht.

Etwas viel wenn und aber, könnte und müsste. Der Konjunktiv gewinnt keine Wettkämpfe, das bringen die Obrigheimer Gewichtheber ganz alleine hin. Restzweifel zerstreut Manuel Noe. „Wir schließen diese Saison mit einem Sieg in eigener Halle ab“, legt sich der Sportliche Leiter fest. Ein bisschen hin- und her- und hochgerechnet hat er auch schon. „Rund 870 Punkte sollten es werden“, sagt er und schickt ein „zurückhaltend geplant“ hinterher.

Großer Bahnhof für Müller & Co.

Ehe in der Neckarhalle die Hanteln fliegen, gibt es einen großen Bahnhof. Auf Nico Müller, seit gut einer Woche Europameister, warten Glückwünsche und Gratulanten. Ebenso auf die EM-Teilnehmer Matthäus Hofmann, beim internationalen Comeback immerhin Fünfter, sowie den Spanier Alejandro Gonzalez (Siebter in Müllers 77-Kilogramm-Klasse).

Damit ist die halbe Mannschaft des SV Obrigheim für die Begegnung mit dem AC St. Ilgen bereits vorgestellt.

Neben den Profis wird Ex-Nationalheber Jakob Neufeld auflaufen, außerdem die jungen Marius Oechsle (23) und Ruben Hofmann (18). In Wartestellung begibt sich die 15-jährige Celina Schönsiegel.

Alexander Oberkirsch wird erneut fehlen. Seine Schulterbeschwerden sind noch nicht so weit abgeklungen, dass ein Einsatz, wie ursprünglich geplant, sinnvoll wäre. „Das ist schade. Alex wollte sich vorm Finale nochmal in der Neckarhalle präsentieren. Wir müssen abwarten, ob er rechtzeitig fit wird“, sagt Noe.

Die Gäste aus St. Ilgen sind derzeit Siebter unter neun Teams der Gruppe A. An der Platzierung wird sich nichts mehr ändern, egal wie der Wettkampf in Obrigheim ausgeht. Die Ausländerplätze bleiben unbesetzt, die Rundenbestleistung von 795,4 Punkten wird daher nicht zu knacken sein.

Der Traditionsklub aus der Kurpfalz ist in dieser Saison unter seinen Möglichkeiten geblieben, hat aber einen stolzen Titel verteidigt. „Wir sind der Dino der Gewichtheber-Bundesliga“, sagt Präsident Bernd Börgerding. Im Herbst starten die Leimener in ihre 33. Saison im Oberhaus. Eine bemerkenswert lange Zeit, in der St. Ilgen und Obrigheim zu treuen Weggefährten wurden.

Am Samstag stehen sich die beiden Vereine zum 35. Mal seit 1991 in der Bundesliga gegenüber. Die aktuelle Bilanz: 21 Mal gewann der SV Obrigheim, 13 Mal der AC St. Ilgen bei einem Durchschnittsergebnis von 800,7:748,8 Relativpunkten.

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