München. Auf dem Platz agierte Sandro Wagner mit seinen gezielten Provokationen früher mitunter am Rande der Erträglichkeit. Auch bei Interviews wirkte der einstige Torjäger bisweilen ungehobelt. Als TV-Experte hat er jedoch zu einer Form gefunden, die ihn für jeden Sender zu einem Gewinn macht; beim Spiel gegen Frankreich saß der beste Deutsche am Mikro. Schon als Spieler hat er nur selten ein Blatt vor den Mund genommen. Der Devise „Sagen, was ist“ folgt er auch als Co-Kommentator, nun allerdings mit beeindruckender Eloquenz.
Anders als die anderen ehemaligen Aktiven wartet Wagner außerdem nicht, bis ihm das Wort erteilt wird. Und noch einen Unterschied gibt es: Während beispielsweise Thomas Broich (ARD) oder der Bensheimer Hanno Balitsch (ZDF) in erster Linie über Taktik sprechen, weshalb ihre Beiträge oft etwas trocken wirken, agiert der gebürtige Münchner viel mehr wie ein Reporter. Seine fachliche Kompetenz als Trainer mit A-Lizenz steht ohnehin außer Frage, aber er trägt seine Erkenntnisse zudem engagiert und unterhaltsam vor. Das macht ihn zur perfekten Ergänzung des beim Deutschland-Spiel einige Male indisponiert wirkenden Kommentators Bela Réthy. Der „neue“ Wagner war jedoch zu höflich, um den alten Fahrensmann bei dessen möglicherweise letztem Turnier zu korrigieren.
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