Fußball

Rumänien feiert die „Generation Seele“

Gefühlseruptionen nach Achtelfinal-Einzug in Frankfurt

Von 
Frank Hellmann
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Die Rumänen feiern den Einzug ins Achtelfinale. © dpa

Frankfurt. Das mächtige Gewitter über dem Frankfurter Stadtwald hatte sich längst verzogen, hinter dem Gleisdreieck lugten letzte Sonnenstrahlen hervor, als sich Hunderte Rumänen am nördlichen Bereich vor der Haupttribüne mit ihren leuchtend gelben Trikots sammelten. Ihre Smartphones hielten sie in der Abenddämmerung bereits im Anschlag, denn jeden Moment musste der bunt lackierte Bus des rumänischen Nationalteams ausparken. Wenn solche profanen Vorgänge die Herzen der Menschen berühren, haben Teams meist etwas Besonderes vollbracht.

Nationaltrainer Edward Iordanescu hatte kurz zuvor im Bauch der Frankfurter Arena genau solche Sequenzen erwähnt, die seiner Mannschaft so viel Motivation bei der EM-Mission stiften würden. „Normalerweise beginne ich damit, unseren Spielern ein Kompliment zu machen. Dieses Mal möchte ich mit unseren Fans beginnen. So etwas erlebt man nur einmal im Leben. Also Dank an alle, die uns das Gefühl gegeben haben, dass wir hier zu Hause sind.“ Er sei sich sicher, dass in der Heimat genauso gefeiert werde.

Der in Bukarest geborene Iordanescu spürt seit dem ersten Tag des Turniers, wie emotional seine Landsleute die Spiele erleben – und viel Inspiration der Fußball stiftet. In Frankfurt mit seiner großen rumänischen Diaspora hat sich nach dem letzten Gruppenspiel gegen die Slowakei (1:1) unter 35 000 Anhängern eine unbändige Freude entladen. Der heftige Blitzeinschlag mit einem gewaltigen Knall nach knapp einer Stunde direkt neben dem Stadion diente vielleicht sogar als Sinnbild.

Der Außenseiter Rumänien bestreitet nun als Gruppensieger ein Achtelfinale in München gegen die Niederlande (Dienstag 18 Uhr), in das dieses Ensemble mit einem Traum voller Hoffnungen geht. Ihr Trainer verfasste lange Elogen auf eine „Generation der Seele“. Das sagte er deshalb, „weil noch keine rumänische Mannschaft eine derartige Unterstützung durch die Fans hatte, nicht einmal die Goldene Generation“. Der 46-Jährige muss es wissen: Vater Anghel Iordanescu hat einst die Stars um den legendären Künstler Gheorghe Hagi angeleitet, dessen Name noch immer viele auf ihren sonnengelben Jerseys tragen.

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