Mannheim. Herr Hopp, unter anderem in Baden-Württemberg sind ab dem Wochenende nur noch maximal 750 Zuschauer in den Sportstadien zugelassen. Wie beurteilen Sie diese Verschärfung der Corona-Regeln?
Daniel Hopp: Ich hatte immer Verständnis für viele Aktionen und Regeln, aber an dieser Stelle fehlt mir dieses dann schon. Ich weiß nicht, wo es einen sichereren Ort geben soll als dort, wo 2Gplus angewendet wird. Das ist jetzt auch plötzlich nicht mehr genug. Stattdessen wird man auf die Zahl 750 festgelegt, die ich überhaupt nicht nachvollziehen kann. Damit kann man gar nichts anfangen. Ich weiß nicht, warum man unter 2Gplus nicht jedem die Möglichkeit gibt, eine vernünftige Größenordnung darzustellen, ich bin echt etwas verzweifelt.
Wie bewerten Sie es, dass nicht in allen Bundesländern die gleichen Regeln gelten?
Hopp: Ich will jetzt nicht das Wort „Wettbewerbsverzerrung“ in den Mund nehmen, aber wir haben doch unterschiedliche Voraussetzungen. Wenn ich es richtig verstehe, sind die Regeln beispielsweise in Nordrhein-Westfalen andere, da reden wir über eine 30- bis 50-prozentige Auslastung der Stadien. Ich weiß, dass in Baden-Württemberg die Situation der Intensivbettenbelegung angespannter ist, das ist mir vollkommen klar. Ich verstehe auch, dass wir mit Einschränkungen leben müssen, aber ich finde diese Pauschalität, mit der nun herangegangen wird, nicht nachvollziehbar. Wir haben uns auf die Situation doch gut vorbereitet mit Hygienekonzepten, Abständen und zuletzt auch noch 2Gplus.
Hätten Sie mit einer maximalen Arena-Auslastung von 5000 Zuschauern, wie es Clubs in anderen Bundesländern umsetzen dürfen, leben können?
Hopp: Unter der Gesamtsituation, wie sie sich gerade darstellt, ja. Gut wäre das zwar auch nicht gewesen, aber nach Abwägung der Gesamtlage und dem, was jetzt auf dem Tisch liegt, wäre ich mit 5000 Zuschauern sehr glücklich gewesen. 750? Das ist faktisch null.
Bedeutet das die Rückkehr von Geisterspielen in die SAP Arena?
Hopp: Ja. Welche Auswahl zwischen den Dauerkartenkunden hätte ich denn treffen sollen? Wir haben keine Dauerkarten erster, zweiter und fünfter Kategorie. Mal abgesehen davon, dass das schon eine zusätzliche wirtschaftliche Vollkatastrophe ist. Wir haben Karten verkauft, können unsere Leistung aber nicht anbieten. Es ist ja nicht so, dass ich nur sechs Prozent der Arena-Kosten habe, wenn ich nur sechs Prozent der Gesamtkapazität nutzen kann. Nein, ich habe in diesem Fall 80 Prozent der Kosten!
Wie werden Sie die Ticketinhaber entschädigen?
Hopp: Alle Fans, die bereits Einzeltickets für die Heimspiele gegen die Grizzlys Wolfsburg am Sonntag und die Düsseldorfer EG nächsten Freitag erworben haben, bekommen den Preis vollumfänglich zurückerstattet. Auch der Dauerkarteninhaber muss sich keine Sorgen machen, auf den Kosten sitzen zu bleiben. Am Ende der Saison 2021/22 werden wir auswerten, wie viele Partien jeder einzelne Dauerkarteninhaber aufgrund von Geisterspielen nicht besuchen durfte. Im Anschluss erhält jeder Besitzer eines Saisontickets eine anteilige Gutschrift des Dauerkartenpreises.
Wie lange müssen Sie diese Phase der drastischen Zuschauerbegrenzung überstehen?
Hopp: Nichts Genaues weiß man nicht, das ist ein stückweit Spekulation. Wir hatten heute Morgen eine DEL-Aufsichtsratssitzung. In Bayern ist es wohl so, dass diese Regeln erst einmal bis Ende Dezember gelten. Ich vermute mal, dass das in Baden-Württemberg auch so sein wird.
Chef der SAP Arena
- Geboren wurde Daniel Hopp am 10. Oktober 1980 in Sinsheim, er wuchs in Walldorf auf.
- Er ist Geschäftsführer der SAP Arena und Gesellschafter der Adler Mannheim in der Deutschen Eishockey Liga.
- Der 41-Jährige sitzt im DEL-Aufsichtsrat und ist Vizepräsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB).
- Hopp ist verheiratet und hat zwei Söhne (Jonas und David).
Für die Saison 2020/21 haben Sie mit Geisterspielen kalkuliert. Stehen Sie nun vor einer noch schwierigeren Situation, weil Sie damit nicht mehr gerechnet haben?
Hopp: Wir haben schon gewusst, dass wir uns auch in dieser Saison auf Einschränkungen einstellen müssen. Insgesamt ist es natürlich unglaublich herausfordernd und schwierig. Das bereitet einem schon schlaflose Nächte. Mich macht das alles gerade einfach nur traurig.
War es eine Überlegung, einige Dezember-Heimspiele ins neue Jahr zu verlegen?
Hopp: Es ist schwierig zu sagen, dass wir jetzt alles in die Olympia-Pause im Februar verlegen. Das ist ja eigentlich der Zeitraum, den wir uns freihalten sollten, wenn wegen Corona-Fällen Spiele verlegt werden müssen. Es ist kein gangbarer Weg zu sagen, dass wir jetzt drei Wochen lang kein Heimspiel absolvieren. Dann kommen wir nicht mehr hin. Dann hat Anfang Februar eine Mannschaft 38 Spiele, eine andere 21. Das ist dann auch alles Kirmes. Wir brauchen auch untereinander einen einigermaßen vernünftigen Wettbewerb. Wir müssen da jetzt wohl oder übel durch.
War in der DEL-Aufsichtsratssitzung eine erneute Verkürzung der Play-offs ein Thema, um mehr Zeit für Hauptrundenspiele zu gewinnen?
Hopp: Nein, wir wollen unbedingt, dass alles so weiterläuft, wie es besprochen war - dazu gehören auch die Play-offs.
Hätten Sie nach der vergangenen Saison gedacht, noch einmal an einen solchen Punkt zu kommen?
Hopp: Ehrlicherweise nicht in dieser Schärfe, aber das geht den meisten so. Es ist keine schöne Zeit im Moment.
Der Bund hat am Donnerstag neue Coronahilfen für den Profisport angekündigt. Was ist diesbezüglich Ihr Kenntnisstand?
Hopp: Ich habe auch in einem Halbsatz gelesen, dass dieses Programm fortgeführt werden soll. Das begrüße ich, es ist ein absolutes Muss für den Fortbestand unserer Sportarten. Das gilt ja nicht nur fürs Eishockey, sondern für viele Sportarten, die durch die Zuschauereinnahmen hauptsächlich ihre Etats speisen.
Haben Sie verlässliche Daten, ob sich überhaupt schon jemand bei einem Eishockey- oder Handballspiel in der SAP Arena mit dem Coronavirus infiziert hat?
Hopp: Glücklicherweise haben wir davon noch nichts gehört. Wenn man sich in der SAP Arena bei den Spielen mal umgeschaut hat, hat sich die ganz, ganz große Mehrheit an die Maskenpflicht gehalten.
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