Bundesliga-Serie

Reift bei Mainz 05 etwa der neue Klopp?

Der Erstligist aus der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt hat sich im vorderen Mittelfeld der Liga einsortiert und zuletzt wieder für Ausrufezeichen gesorgt. Das liegt auch am Trainer, der für Mainzer Fans alles mitbringt.

Von 
Alexander Müller
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Ein Trainer mit Mainzer Vergangenheit als Spieler und Jugendcoach – und dann auch noch erfolgreich: Bei Bo Svensson kommt vieles zusammen. © Torsten Silz/dpa

Mainz. Der FSV Mainz 05 steht vor seiner 15. Bundesliga-Saison in Folge. Eine auf Kontinuität fußende Erfolgsgeschichte, auf die sie an weitaus größeren Fußball-Standorten wie Hamburg oder Schalke neidisch blicken.

Droht der Karnevalsverein zur grauen Maus zu mutieren?

Obacht vor voreiligen Schlüssen! Auch wenn die Einschaltquoten im Bezahlfernsehen garantiert nicht explodieren werden, wenn die Nullfünfer den 1. FC Heidenheim empfangen, gilt es festzuhalten: Die Mainzer spielen unter Trainer Bo Svensson häufig wieder einen sexy Fußball - man erinnere sich nur an den 3:1-Triumph Ende April gegen den Bayern München. Die Nullfünfer erzielten in der abgelaufenen Saison zudem so viele Treffer wie noch nie in ihrer 17 Jahre währenden Bundesliga-Historie.

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Der attraktive Svensson-Stil wird in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt von den Fans goutiert. „Wir haben einen starken Mitgliederzuwachs. Die Zuschauerzahlen steigen wieder an. Wir haben überragende Sponsoren und sind inzwischen wieder auf einem guten Weg“, sagte Sportvorstand Christian Heidel.

Auch in der Statistik lässt sich der Aufschwung ablesen: Zweimal landeten die Rheinhessen zuletzt in den Top Ten, der Zuschauerschnitt stieg tatsächlich von knapp 18 000 in der Saison 2021/22 wieder auf mehr als 29 000.

Reift bei Mainz 05 der nächste Klopp oder Tuchel heran?

Wenn man die wirtschaftlichen Möglichkeiten in Korrelation zu den sportlichen Resultaten stellt, ist Bo Svensson neben dem Steffen Baumgart vom 1. FC Köln oder Thomas Letsch vom VfL Bochum einer der Überperformer der Liga. Der Däne passt perfekt zu Mainz 05: Er besitzt als ehemaliger Profi und U-19-Coach den nötigen Stallgeruch, verkörpert die fußballerischen Prinzipien des Vereins und kommt bei den Fans gut an.

Klar ist: Wenn er weiter so exzellente Arbeit leistet, wird irgendwann ein größerer Verein anklopfen. Ob Svensson, dessen Qualität unbestritten ist, eine Karriere wie seine prominenten Vorgänger Jürgen Klopp und Thomas Tuchel macht, ist aber seriöserweise schwer vorherzusagen.

Träumt Mainz jetzt von der Rückkehr in den Europapokal?

Wer große Sprüche mit markigen Zielsetzungen hören will, wird in Mainz lange und ergebnislos suchen. Der erste Artikel des Mainzer Grundgesetzes lautet schließlich „Erst einmal den Klassenerhalt sichern“. Die folgenden Kapitel drehen sich dann um Begriffe wie Weiterentwicklung, Stabilisierung und Demut. Trainer Svensson sagt: „Wir haben so viele Tore wie noch nie in der Bundesliga geschossen. Das ist außergewöhnlich, das wollen wir beibehalten. Wir haben aber auch zu viele Gegentore und Torchancen zugelassen, um komplett zufrieden zu sein. Das möchten wir ändern, denn unsere Identität ist das Spiel gegen den Ball.“

Warum ist der wichtigste Neuzugang schon seit Jugendtagen da?

Die Diagnose lautete Knochenmarködem im Knie, die Konsequenz war eine lange Leidenszeit. Seit November 2022 warten sie bei Mainz 05 sehnsüchtig auf die Rückkehr von Ausnahmetalent Jonathan Burkardt. Ohne seine langwierige Verletzung wäre der spiel- und abschlussstarke Stürmer womöglich schon A-Nationalspieler. So muss der 23-Jährige die bisher größte Geduldsprobe seiner Karriere meistern. Im Mai wurde Burkardt noch einmal operiert, beim Mainzer Trainingsauftakt schaute er in Zivil vorbei - jetzt steht ein Comeback im Oktober oder November im Raum.

Welchen Fluch wollen die Mainzer in dieser Saison besiegen?

Im Gegensatz zum Rhein-Main-Nachbarn Eintracht Frankfurt bekommen die Mainzer im DFB-Pokal traditionell kaum ein Bein auf den Boden. Spätestens im Viertelfinale war bisher immer Endstation. „Unser Traum von Berlin lebt - bei mir seit 32 Jahren. So gegen Ende könnte es ja jetzt mal irgendwann klappen“, sagte Manager Heidel.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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