Hockenheim. Viel mehr Spannung geht nicht. Der Auftakt des DTM-Wochenendes auf dem Hockenheimring hatte alles parat, was ein packendes Rennen beinhaltet: harte Zweikämpfe, misslungene Strategien, geglückte Schachzüge und die Zuspitzung des Titelkampfes. Denn Kelvin van der Linde, der bis dato Dritte des Gesamtklassements, holte sich vor Alex Albon den Sieg, Mike Rockenfeller fing auf der letzten Runde noch den bis dahin Gesamtführenden Liam Lawson ab und wurde Dritter.
Und mittendrin der Lampertheimer Marvin Dienst bei seinem DTM-Debüt. Im Qualifying fuhr er auf Rang zehn vor. Damit gab der 24-Jährige so prominenten Fahrern wie dem Gesamtzweiten Marco Wittmann (13.), dem ehemaligen Formel-1-Piloten Timo Glock (15.) oder Lucas di Grassi (Formel-E-Meister/18.) das Nachsehen.
Im Rennen präsentierte sich Dienst stark, hielt sich aus dem Unfall raus, den der Inder Arjun Maini (Mercedes) bei der ersten Durchfahrt der Spitzkehre verursachte. Der Crash sollte unter anderem Wittmann wichtige Punkte kosten. Der BMW-Pilot musste seinen schwer beschädigten Boliden nach 23 Runden abstellen. Als Elfter kam hingegen Dienst ins Ziel. „Ich habe gezeigt, dass ich mithalten kann“, gab er sich dennoch bescheiden. Zwischen ihm und Routinier Glock entwickelte sich ein hartes südhessisches Duell. Mehrfach gab es Lackaustausch, wurde gedrückt und geschoben. „Ich habe mich fair verhalten, aber leider von ihm einen Treffer bekommen. Aber ich bin entspannt“, nahm Dienst den Zweikampf gelassen. Schließlich geht es für den 24-Jährigen bei seinen beiden Läufen in Hockenheim vor allen Dingen darum, Entwicklungsarbeit für das neue Lenksystem von Schaeffler Paravan zu leisten. Dabei werden die Informationen zwischen Lenkrad und Rädern elektronisch übertragen, die Lenksäule fällt weg. Ein System, mit dem nicht jeder zurechtkommt. Glock und auch Sophia Flörsch kehrten zur konventionellen Bauweise zurück. „Ich hätte natürlich gerne weiter vorne gestanden, aber leider haben die Reifen sehr stark abgebaut“, hofft Dienst auf ein noch besseres Ergebnis für den Sonntag (Rennen 13.30 Uhr/live bei SAT1).
Dann geht es vor allem für die führenden Vier um sehr viel. Denn van der Linde und Lawson haben je 188 Punkte, Wittmann und Maxi Götz jeweils 165 Zähler. Angesichts des sich zuspitzenden Titelkampfes war es kein Wunder, dass der 19-jährige Neuseeländer Lawson nach dem Samstagsrennen Mike Rockenfeller zur Rede stellte. Darauf angesprochen konterte der Audi-Pilot: „Mein Englisch ist nicht so gut. Ich habe ihn so verstanden, dass er gesagt hat, dass es ein großartiges Manöver von mir war“, berichtete „Rocki“ und konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Der DTM-Champion 2013 hatte auf eine andere Strategie für den Pflichtboxenstopp gesetzt, kam spät rein und rollte mit frischen Reifen das Feld von hinten auf – bis er in der letzten Runde Lawson vor sich hatte. „Liam hatte die alten Reifen und er hatte mich vorher schon mal fast von der Strecke gedrängt. Das hatte ich nicht vergessen, sondern war ordentlich angefressen“, gab Rockenfeller die Antwort auf der Strecke. Die leichte Berührung blieb von den Rennkommissaren ungeahndet.
Der Routinier, der 15 Jahre mit Audi im Motorsport unterwegs ist, nutzte die Gelegenheit in Hockenheim, seinen Abschied von den Ingolstädtern nach dieser Saison zu verkünden. „Ich hatte viele Erfolge mit Audi und möchte mich bei Dr. Wolfgang Ullrich und Dieter Gass bedanken“, erklärte Rockenfeller. Der 37-Jährige machte deutlich, dass er mit dem Umgang innerhalb des Teams nicht mehr zufrieden ist und eine neue Herausforderung sucht. „Es ist kein Geheimnis, dass ich die Langstrecke mag. Mehr kann ich zu meinen Plänen aber noch nicht sagen“, so Rockenfeller.
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