Die Obrigheimer Gewichtheber melden einen prominenten Neuzugang: Ritvars Suharevs, lettischer Nationalheber, der bislang für den Chemnitzer AC in der Bundesliga startete, verstärkt den Kader des deutschen Spitzenclubs. „Er wird uns deutlich weiterbringen, denn auf den Ausländerpositionen sind wir bislang nicht optimal aufgestellt. Da haben uns direkte Titelkonkurrenten wie Samswegen und Speyer oft entscheidende Punkte abgenommen“, sagt Manuel Noe.
Der Sportvorstand hatte nach dem Corona bedingt vorzeitigen Ende der Saison 2019/20 angekündigt, auf größere Transfers zu verzichten. Simon Brandhuber, der von seinem Heimatverein TB Roding zum AV Speyer gewechselt ist, hätten auch die Obrigheimer gerne in ihren Reihen gesehen, doch der Olympia-Aspirant entschied sich für die finanzkräftigen Pfälzer. Darüber hinaus ist der Kreis deutscher Athleten, die gehobenes Bundesliga-Niveau mitbringen, gut zur aktuellen Mannschaft passen, zudem wechselwillig, steigerungsfähig und bezahlbar sind, ziemlich klein. Und für die beiden Ausländerpositionen boten sich keine ernsthaften Optionen an.
Zwei EM-Medaillen 2019
Noch vor wenigen Wochen galt es deshalb als unwahrscheinlich, dass der Obrigheimer Kader wächst, schon gar nicht um einen solchen Hochkaräter wie Ritvars Suharevs. Der 11. Januar 1999 geborene Athlet wurde vor zwei Jahren Junioren-Weltmeister, bei der Europameisterschaft der Aktiven im April 2019 gewann er das Reißen und holte EM-Bronze im Zweikampf. Er startet in der Gewichtsklasse bis 81 Kilo, ist somit auf internationaler Bühne ein direkter Rivale der Obrigheimer Nummer eins, Nico Müller. Über ihn kam der Kontakt zwischen Suharevs und dem Neckartal-Club zustande. Der Lette hatte sich direkt bei Müller erkundigt, ob der SV Obrigheim an einem Wechsel interessiert sei.
„Wir brauchen mehr Qualität“
„Wenn wir weiterhin vorne mitmischen und eine echte Chance auf den Meistertitel haben wollen, brauchen wir vor allem auf den Ausländerpositionen noch mehr Qualität“, sagt Noe. Wirtschaftlich passe der Wechsel in den gesteckten Rahmen. Andere Risiken habe man bedacht, aber nicht als schwerwiegend erachtet. Zum Beispiel Doping: Gerade Athleten aus osteuropäischen Staaten stehen im Ruf, bei ihrer Leistungsentwicklung gerne mal mit unerlaubten Substanzen nachzuhelfen. „Bei Verpflichtungen achten wir darauf, dass Athleten bisher nicht auffällig waren und es keine Indizien für Doping gibt“, erklärt Noe.
Konkurrenz belebt das Geschäft
Dass zwei Athleten, die international gegeneinander um Medaillen und Olympia-Startplätze kämpfen, nun in einem Team gemeinsam heben, darin sieht Noe kein Problem, zumal Nico Müller dem Wechsel von Suharevs ausdrücklich zugestimmt habe. „Nico kann mit sportlicher Konkurrenz leben und gut umgehen. Das war immer schon so.“
Wann und wie Müller, Suharevs und die anderen Obrigheimer Heberkameraden wieder auf Bundesliga-Brettern ihrer Arbeit nachgehen, steht noch nicht fest. Immerhin gibt es einen ersten Plan, der vorsieht, dass die Saison 2020/21 am 21. November beginnt. Demnach gastiert der SV Obrigheim zum Auftakt beim AV Speyer, der zweite Wettkampf findet ebenfalls auswärts statt, am 19. Dezember beim deutschen Meister SSV Samswegen. Der erste Heimkampf gegen den Chemnitzer AC ist auf den 23. Januar 2021 terminiert, ebenfalls in der Neckarhalle kommt es zu Duellen gegen den AC Mutterstadt (20. Februar) und TB Roding (20. März), auswärts trifft das Team noch auf den KSV Durlach (6. Februar) und Aufsteiger Blau-Weiß Schwedt (6. März). Die Termine und Paarungen sind vorläufig und nicht verbindlich.
Leichte Zweifel am Starttermin
Auf jeden Fall wird Gewichtheben in Pandemie-Zeiten anders aussehen als bislang. Auch hier wird noch über die konkrete Ausgestaltung diskutiert, feststeht jedoch, dass Wettkämpfe nur unter verschärften Hygienemaßnahmen ausgetragen werden und es besondere Regeln und Begrenzungen für Zuschauer geben wird. Für Ende September ist die nächste Sitzung des Bundesliga-Ausschusses anberaumt, dann sind konkrete Entscheidungen zu erwarten. Manuel Noe würde nicht darauf wetten, dass im Herbst die Bundesliga-Saison tatsächlich losgeht. „Wir sehen gerade in diesen Wochen, wie schnell sich Situationen verändern und dass wir mit Ungewissheit leben müssen“, so Noe. Er hoffe es zwar nicht, aber hält es für möglich, „dass wir in diesem Jahr vielleicht gar kein Bundesliga-Gewichtheben mehr erleben oder eine ganze Saison aussetzen“.
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