Handball

Mykola Bilyk spielt in Mannheim mit Schmäh und Feuer im Arm

Österreichs Kapitän vom deutschen Handball-Rekordmeister THW Kiel ärgert in Mannheim Kroatien und hat mit seinem Team nun ein Endspiel Richtung EM-Hauptrunde.

Von 
Thorsten Hof
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Schwer zu stoppen: Österreichs Mykola Bilyk (Mitte) wird in dieser Szene von den Kroaten Veron Nacinovic (links) und Ivan Martinovic in die Zange genommen. Der Kapitän der Österreicher kam auf sieben Tore. © Uwe Anspach/dpa

Mannheim. Als Anerkennung für sein 100. Länderspiel für Österreich erhielt Mykola Bilyk am Sonntag in der Mannheimer SAP Arena noch vor dem Anpfiff einen silbernen Teller vom Verband. Doch da sich das Schmuckstück wohl etwas sperrig im heimischen Geschirrschrank einsortieren lässt, hätte sich der Rückraumspieler der Alpenländer vielleicht etwas eher Ideelles gewünscht: Vielleicht in Gruppe B einen Punkt gegen die klar favorisierten Kroaten, die Auszeichnung als „Player of the Match“ oder die Chance, sich für die EM-Hauptrunde der Handballer in Köln zu qualifizieren. Und dem 27-Jährigen konnte geholfen werden: Nach dem packenden 28:28 (12:14) gegen die Star-Truppe vom Balkan gingen alle drei Wünsche Bilyks in Erfüllung. So stellt man sich ein Jubiläum dann wohl eher vor.

„Das war eine wahnsinnige Mannschaftsleistung auf die wir extrem stolz sein können“, freute sich der Profi des THW Kiel nach dem Abpfiff und hatte allen Grund, zufrieden auf den Coup am späten Sonntagabend zu schauen. In der erneut heißblütigen Heimspiel-Atmosphäre für Kroatien ließen sich die Österreicher nie abschütteln, hielten an ihrem Konzept fest und konnten den gegen Spanien so fulminant gestarteten Gegner bis in die Schlussminuten ärgern. Routinier Robert Weber setzte von Rechtsaußen den Schlusspunkt für Österreich zum 28:28 (58:38), den Kroatien nicht mehr kontern konnte.

Damit haben die mit Kroatien punktgleichen Österreicher (je 3) weiterhin die Möglichkeit, den Sprung in die Hauptrunde zu schaffen. Die abschließende Partie am Dienstag (20.30 Uhr) gegen Spanien wird damit zu einem echten Endspiel – und die Auswahl des Österreichischen Handballbunds (ÖHB) freut sich auf die anspruchsvolle Aufgabe gegen die Iberer.

Kein Mangel an Selbstvertrauen

„Wir haben vor dem Turnier gesagt, dass wir in die Hauptrunde wollen und dazu stehen wir“, unterstrich Kapitän Bilyk. In einer Gruppe mit Spanien und Kroatien eine durchaus mutige Herangehensweise, doch in der ausverkauften Arena stellte Österreich das unter Beweis, was Bilyk dann nochmals verbal betonte. „An Selbstvertrauen mangelt es dieser Mannschaft nicht. Wir haben noch nichts gewonnen. Aber jetzt geht es wieder von vorne los und wir hoffen, dass wir die Spanier am Dienstag genauso ärgern können, wie Kroatien.“

Damit dass funktioniert, wird die Mannschaft des slowenischen Trainer Ales Pajovic erneut darauf bauen, das hinten die leidenschaftliche Defensive rackert und im Angriff die Bundesliga-erfahrenen Profis wie Dauerbrenner Robert Weber (38), Aufsteiger Lukas Hutecek (23, TBV Lemgo Lippe) und eben der Kieler Bilyk vorangehen. Gegen Kroatien traf der Rückraumspieler des THW gleich sieben Mal und verdiente sich die Auszeichnung als wertvollster Spieler der Partie. Diese Ehren gab der 27-Jährige aber gerne weiter.

„Ich würde heute jedem einzelnen den Preis ’Man of the Match’ geben, weil jeder einzelne da war. So kannst du mit einem weniger großen Namen auch eine große Mannschaft schlagen“, hob der Rechtshänder nochmals auf die Teamleistung ab. So ganz ohne Einzelkönner wie den „Shooter“ auf der Königsposition und dessen internationale Erfahrung wird es aber selbst für die eingeschworenste Einheit auf diesem Niveau schwierig.

Debüt mit 17 Jahren

Bilyk kann seit seinem Debüt im Nationaltrikot als 17-Jähriger schließlich schon auf zehn Jahre in der Nationalmannschaft zurückblicken und zehrt nicht zuletzt von seinen Erfahrungen beim Rekordmeister aus Kiel, dem er sich 2016 anschloss. Dort spielte er hinter Weltstars wie zuletzt etwa Sander Sagosen zwar nicht immer die erste Geige, doch wenige im ÖHB-Team können auf eine solche Karriere zurückblicken wie der Wiener mit den ukrainischen Wurzeln. Und dass er mit der kroatischen Handball-Ikone Domagoj Duvnjak in Kiel sonst zusammenspielt und nicht gegeneinander wie am Sonntag in Mannheim, ist sicher auch kein Nachteil. „Es macht immer Spaß gegen ihn zu spielen, ich liebe ’Dule’ und ich denke, dass die Punkteteilung verdient und für ihn auch in Ordnung ist“, sagte Bilyk zum Duell mit dem kroatischen Handballer des Jahres.

Nach der Partie klatschten die beiden kurz ab, die Enttäuschung war Duvnjak anzusehen. „Wir haben nur ganz kurz geredet, mehr Zeit war noch nicht“, sagte der Spieler des Spiels im ÖHB-Trikot, der aber Zeit haben wird, nochmals das Gespräch zu suchen, da beide Teams im gleichen Mannheimer Hotel wohnen. „Wir werden sicher noch Zeit finden, um zu quatschen“, meinte Bilyk – und vielleicht gibt es ja ein paar Geheimtipps von „Dule“ wie den Spaniern beizukommen ist.

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkte SV Waldhof, Rhein-Neckar Löwen.

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