American Football - Viernheimer hat es bei NFL-Champion New York Giants in den Kader geschafft / Gute Chancen auf Einsatz im ersten Saisonspiel

Markus Kuhn muss keine Klinken mehr putzen

Von 
Marc Schüler
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Markus Kuhn (l.) und Teamkollege Domenik Hixon in der Giants-Kabine.

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New York/Viernheim. Einige bange Stunden musste der Viernheimer Footballprofi Markus Kuhn überstehen, bevor die für ihn erlösende Nachricht kam: Am Freitagabend stand fest, dass sich Kuhn seinen Platz im 53-Mann Kader des amtierenden Super-Bowl-Champions New York Giants gesichert hat.

Nur vier Defensive Tackles haben den Sprung in den Kader der Giants geschafft. Zu erwarten war dies von den beiden Stammspielern Rocky Bernard und Linval Joseph, doch gleich danach wurde der ehemalige Jugendspieler der Weinheim Longhorns von den Trainern ausgewählt. "Es ist immer keine leichte Entscheidung, welche Spieler man am Ende der Vorbereitung entlässt. Sie alle haben hart dafür gearbeitet und sich unseren Respekt verdient. Bei vielen Spielern waren es schwierige Entscheidungen, doch zum Glück sind es Männer, die es genauso sportlich sehen und die Entscheidung verstehen", erklärte Giants-Cheftrainer Tom Coughlin.

Für den 26-jährigen Kuhn ist damit ein Traum in Erfüllung gegangen. Seine Geschichte, eher geringe Chancen dann doch zu nutzen, geht somit weiter. Im Jahr 2006 erlangte er zusammen mit seinem Vater Wolfgang durch Klinkenputzen mit einem Video im Gepäck an der US-Ostküste ein Football-Stipendium bei der Universität von NC State - eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, legen die Unis doch viel Wert auf ihr eigenes Talentsichtungssystem. Es gibt für jedes Stipendium Hunderte Bewerber aus den USA.

"Nach meinem heutigen Wissensstand würde ich so etwas auch nicht mehr machen. Wir sind da sehr blauäugig herangegangen und die Leute dort waren viel zu nett, um uns mit unserem Wunsch auszulachen", erinnert sich Kuhn. Bei N.C. State durfte er von Beginn an spielen und wurde als erster Deutscher überhaupt im Februar 2012 zur NFL Scouting Combine, dem großen Sichtungstraining der besten Universitätsspieler, nach Indianapolis eingeladen. In diesem Auswahlprozess im April wurde er schließlich in der siebten Runde von den New York Giants ausgewählt, wo er nun überraschend den Sprung in den Kader schaffte.

Damit könnte er am morgigen Mittwoch der dritte Deutsche werden, der für sein Team in der regulären Saison eingesetzt wird. Lediglich Constantin Ritzmann (ein Spiel für die Atlanta Falcons 2006) und Sebastian Vollmer (seit 2009 bei den New England Patriots) gelang dies vorher.

Viel zu tun wird Kuhn in den kommenden Tagen haben. Zum Ende des Trainingscamps wurden alle im Hotel lebenden Spieler der New York Giants informiert, dass zum 31. August der bislang bereitgestellte Shuttlebus zum Training eingestellt wird und man sich bis zum 5. September selber um eine Unterkunft kümmern müsse. Die Wohnungs- und Transportfrage kommt jetzt also auch auf Kuhn zu, der allerdings mitten in der Vorbereitung auf das Saisoneröffnungsspiel gegen den Dauerrivalen seines Teams, die Dallas Cowboys, steckt. Zum Glück ist aber Vater Wolfgang noch in New York und kann seinen Sohn unterstützen.

"Wann ich von Raleigh in North Carolina nach New York ziehe, darüber mache ich mir später Gedanken, jetzt zählt vor allem die Vorbereitung auf die Saison", berichtet Kuhn. Er hat gute Chancen zu den 46 Spielern zu gehören, die gegen Dallas aufs Feld des New Yorker Met Life Stadium dürfen. Ein Einsatz wäre der erste Schritt, um eine erfolgreiche erste Saison in der besten Football-Liga der Welt zu absolvieren.

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