Paris. Malaika Mihambo hat ihren Olympiasieg nicht verteidigt, sie darf Paris aber stolz verlassen. Drei Jahre nach ihrem Gold-Coup von Tokio musste sich die 30-jährige Oftersheimerin am Donnerstagabend nur der Amerikanerin Tara Davis-Woodhall (7,10 Meter) geschlagen geben. Mit 6,98 Metern gewann Mihambo Silber. Damit bleibt es dabei: Noch nie hat eine Weitspringerin zweimal in Folge olympisches Gold geholt.
Mihambo, die in der Vorbereitung von einer Corona-Infektion gebremst wurde und laut Informationen der ARD nach dem Wettkampf „völlig ausgepumpt und leer“ war, stand von Beginn an unter Druck. Sie startete mit soliden 6,77 m, doch zwei Amerikanerinnen übertrafen diese Marke im ersten Durchgang problemlos. Jasmine Moore flog auf 6,96 m, Tara Davis-Woodhall auf 6,93 m. Auch die Italienerin Larissa Iapichino distanzierte die Oftersheimerin zunächst um einen Zentimeter (6,78). In einem hochklassigen Wettbewerb steigerte sich Mihambo auf 6,81 m, Davis-Woodhall konterte diese Verbesserung mit einem Satz auf 7,05 m.
Mihambo zieht erst an Iapichino vorbei, dann an Moore
Die zweimalige Weltmeisterin von der LG Kurpfalz war jetzt aber drin im Wettkampf. Mit ihren 6,95 m im dritten Versuch schob sich Mihambo an der Italienerin vorbei auf Rang drei. Nun wollte sie auch die ersten beiden Plätze angreifen. Sie erhöhte das Risiko – und ließ einen ungültigen Versuch folgen. Davis-Woodhall schloss den vierten Durchgang mit einer Steigerung ab – 7,10 m.
Mihambo nahm ihren Fehlversuch mit einem teils ungläubigen, teils ärgerlichen Kopfschütteln zur Kenntnis. Ihre Qualitäten als Jägerin waren gefragt. Zwar klappte bei Weitem noch nicht alles, doch im fünften Durchgang überflügelte das Aushängeschild des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV) mit Moore die erste Amerikanerin. Der Schützling von Trainer Uli Knapp stand jetzt bei 6,98 m, zur Spitze fehlten noch zwölf Zentimeter.
Würde Mihambo auch noch Davis-Woodhall abfangen? Sie müsste „nur“ so weit springen wie bei ihrem EM-Sieg im Juni (7,22 m). 70 000 Zuschauer im Stade de France – darunter Rapper Snoop Dogg und Turn-Star Simone Biles – gaben noch einmal alles. Um 21.18 Uhr war klar, dass Mihambo auf jeden Fall mit einer Medaille nach Hause gehen würde, eine Minute später stand fest, dass es mindestens Silber sein würde. Um 21.20 Uhr lief Mihambo ein letztes Mal an – und lief durch. Sie schlug die Hände über dem Kopf zusammen, sank auf die Knie und dankte den Fans, ehe sie sich mit der Deutschland-Fahne auf die Ehrenrunde begab.
Im Pariser Norden blieb es am Donnerstag bei dieser einen Medaille für Deutschland. Der nicht nur wegen seiner starken Leistung in der Qualifikation am Dienstag hochgehandelte Julian Weber musste sich in einem packenden Speerwurf-Wettbewerb mit dem sechsten Platz (87,40 m) zufriedengeben. Mit olympischem Rekord von 92,97 m ging der Sieg an Arshad Nadeem (Pakistan). Im letzten Versuch ließ der 27-Jährige noch einmal 91,79 m folgen.
Sydney McLaughlin-Levrone aus den USA krönte ihren zweiten Olympiasieg über 400 Meter Hürden mit einem weiteren Weltrekord. Die 25-Jährige siegte im Finale in 50,37 Sekunden und unterbot ihre eigene Bestmarke von 50,65 Sekunden. Damit ließ sie ihrer Dauerrivalin Femke Bol aus den Niederlanden erneut keine Chance. Bol kam nach 52,15 Sekunden ins Ziel, das reichte nur zu Bronze hinter Anna Cockrell aus den USA, die 51,87 Sekunden lief.
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