EM-Kolumne Trinkpause

Major Tom, Kontra K und Grönemeyer: Was bei dieser EM musikalisch angesagt ist

Der offizielle EM-Song taugt nichts, dafür hebt das ganze Land zu "Major Tom" von Peter Schilling ab. Und die Nationalspieler nutzen einen Berliner Rapper zur Motivation. Was bei dieser EM musikalisch geboten ist

Von 
Alexander Müller
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Das Lied «Major Tom» kam 1982 heraus. © Lennart Preiss

Mannheim. Es ist wahrscheinlich nicht so, dass er auf das Geld dringend angewiesen wäre. Aber Herbert Grönemeyer, deutscher Pop-Superstar, ärgert sich aus nachvollziehbaren Gründen darüber, dass die FIFA ihm für seinen Auftritt bei der Eröffnungsfeier der WM 2006 in München immer noch 45 000 Euro schulden soll. 18 Jahre später. „Das ist ein Gangsterladen“, zürnte der 68-jährige Musiker im Gespräch mit dem Fußballmagazin „11 Freunde“ in Richtung des Weltverbandes. Und wer wären wir, wenn wir dem großen „Herbie“ bei dieser pointierten Analyse widersprechen würden.

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Seinen damaligen WM-Song „Zeit, dass sich was dreht“ hat Grönemeyer zur Heim-EM übrigens neu aufgelegt, in einem Remix mit dem Rapper $oho Bani. Die 2024er-Version ist für den Durchschnittsradiohörer vielleicht ein bisschen gewöhnungsbedürftig  – aber immer noch um Welten besser als das, was die UEFA zur offiziellen EM-Hymne in Auftrag gegeben hat. „Fire“, zusammen von One Republic, Meduza und Leony produziert, ist eine schlicht geratene ballernde Pop-Nummer, die man schon wieder vergessen hat, während sie noch läuft.
Während die deutschen Spieler „Erfolg ist kein Glück“ des Berliner Rappers Kontra K als musikalischen EM-Anheizer auserkoren haben, ist das Stimmungsbild bei den Fans klar, der wahre Hit dieses Turniers vergeben. „Major Tom“ von Peter Schilling darf zwar laut UEFA-Vorgaben nicht nach deutschen Toren bei der EM gespielt werden, aber er ist dennoch akustisch omnipräsent.

Vor allem in Stuttgart, der Heimat von Peter Schilling. Die städtischen Verkehrsbetriebe spielen die Hymne aus Zeiten der „Neuen Deutsche Welle“ bei allen deutschen Treffern in ihren Straßenbahnen und Bussen sowie an den Haltestellen – bisher war das sieben Mal der Fall. Die Schwaben-Metropole hebt ab, völlig losgelöst. Beim 2:0-Sieg gegen Ungarn im alten Neckarstadion heizte „Major Tom“ den deutschen Fans vor dem Spiel ein – und war danach auch der lauthals mitgesungene Soundtrack der deutschen Ehrenrunde durch das Stadion. Gänsehaut-Momente.
„Das ist absolut irre. Das ist surreal“, hat Schilling dem ZDF über den „Major-Tom“-Hype im Land gesagt. Immerhin hat der 1982 veröffentlichte Song schon über 40 Jahre auf dem Buckel – und diente lange Zeit exklusiv den Eishockey-Fans der Adler Mannheim als Stimmungshymne.

Während Kollege Grönemeyer wahrscheinlich für immer auf seine FIFA-Kohle warten wird, kann Schilling auf einen späten Reibach hoffen. Jedes Mal, wenn „Major Tom“ im Radio oder auf anderen Plattformen offiziell gespielt wird, gibt es dafür Tantiemen von der Verwertungsgesellschaft GEMA. Das dürfte nach der EM auch bei Peter Schilling für ein Gefühl der Schwerelosigkeit sorgen. Wenn er auf seinen Kontostand blickt.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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