Reiten - Die vierfache Paralympics-Siegerin hat nach dem durchwachsenen Auftakt einen starkem Auftritt am zweiten Tag des Maimarkt-Turniers der Para-Equistrians hingelegt.

Maimarkt-Turnier: Hannelore Brenner und „Belissima“ in der Spur

Von 
Sibylle Dornseiff
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Hannelore Brenner und „Belissima“ – das klappt auch beim Maimarkt-Reitturnier im MVV-Stadion immer besser. © Ruffler

Mannheim. Am Anfang ein dritter Platz, am Mittwoch dann Rang zwei: Hannelore Brenner und ihre Stute Belissima sind beim 58. Mannheimer Maimarkt-Reitturnier auf einem guten Weg. „Wir haben sogar noch Luft nach oben“, freute sich die 58-jährige Para-Reiterin über die positive Fortsetzung einer bislang schwierigen Saison. „Ich wollte zu viel. Lissy machte mir dann deutlich, dass sie Druck nicht mag. Sie hat das Recht, mir die Rote Karte zu zeigen“, sagte die Lokalmatadorin aus dem rheinhessischen Wachenheim.

Mit ihrem Pferd war Brenner beim Auftakt des Turniers der Para-Equestrians zufrieden gewesen, mit sich selbst jedoch nicht ganz: „Endlich hatte mich Lissy einmal reiten lassen und war dabei ganz bei mir – ausgerechnet dann passieren mir zwei Fehler!“ Und so wusste Brenner nach der ersten Prüfung nicht so recht, ob sie sich mehr über die Vorstellung ihrer zwölfjährigen Fuchsstute freuen oder über sich selbst ärgern sollte.

„Dass alles so problemlos und harmonisch verlaufen ist, war ein ganz neues Gefühl. Ich dachte noch ‚Ach Gott, ist das schön’ – und schon hatte ich mich verritten“, schilderte die inkomplett querschnittsgelähmte Reiterin ihren ersten Patzer zum Turnierauftakt. „Das ist mir gelegentlich mal auf der Ollen passiert“, sagte Brenner in Anspielung auf ihre 2018 gestorbene Stute „Women of the World“. Mit der „Ollen“ gewann sie 2008 und 2012 insgesamt viermal paralympisches Gold, dazu zwei WM- und sechs EM-Titel.

Über Fehler Nummer zwei auf dem großen Platz im MVV-Stadion ärgerte sich Brenner noch mehr, denn der kostete sie mit 68,792 Prozent den Sieg. „Auch der Patzer geht voll auf meine Kappe. Ich glaube, ich brauche einen Psychologen, denn das ist reine Kopfsache“, schilderte sie ein Problem beim Übergang vom Linksgalopp zum Trabwechseln. „Das ist so etwas wie vorauseilende Furcht. Im Training klappt die Lektion immer, im Turnier höre ich einfach auf zu reiten.“

Wesentlich besser machte es Brenner dann am Mittwoch während des zweiten Turniertags, denn da wurde sie nach einem fehlerlosen Ritt Zweite hinter dem Brasilianer Rodolfo Raskalla (73,333). „Unser Ziel war es, endlich die Marke 70 Prozent zu übertreffen, und das ist uns mit 70,447 auch gelungen.“ Auch in der Kür auf Musik am Donnerstag (ab 13.30 Uhr) sollte bei einer Bestleistung von 75 Prozent ein Spitzenresultat drin sein.

„Die Hoffnung vom letzten Jahr, dass sich Lissy noch weiterentwickelt, ist eingetreten. Es hat halt etwas gedauert, mich auf sie einzustellen“, sagte Brenner, die mit ihrer Trainerin und Lebensgefährtin Dörte Christensen in Wachenheim den Stall „Magic“ betreibt.

Große Verdienste

An die Weltmeisterschaften im dänischen Herning im August verschwendet sie derzeit noch keinen Gedanken – trotz aller ihrer Verdienste um das deutsche Parareiten. „Man muss sich erst wieder hochdienen und ohne die passenden Pferde geht es nicht.“

Nachdem die „Olle“ 2015 in Rente gegangen war, verpasste Brenner die Paralympics in Rio, weil sich ihr damaliges Pferd „Kawango“ kurz vor der Abreise verletzt hatte. Nun ruhen alle Hoffnungen für einen internationalen Wiedereinstieg bei Championaten auf „Belissima“, die 2016 das erste Mal beim Maimarkt-Turnier gesattelt wurde.

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