Handball

Löwen-Trainer Hinze: "Beeindruckend, was Mannheim hier schafft"

Die EM-Gruppenspiele in der SAP Arena in Mannheim glichen Feiertagen des Handballs. Als Beobachter dabei war auch Sebastian Hinze, Trainer der Rhein-Neckar Löwen. Wie er auf die Handball-EM blickt

Von 
Thorsten Hof
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Löwen-Trainer Sebastian Hinze (li.) und EM-Botschafter Uwe Gensheimer beobachteten in der SAP Arena aufmerksam die Vorrundenspiele der EM. © Michael Ruffler/Pix

Mannheim. Für Handball-Trainer aller Kategorien ist die Europameisterschaft in Deutschland fraglos auch eine Fortbildungsveranstaltung erster Güte. Sebastian Hinze, Coach der Rhein-Neckar Löwen, genoss dabei in der Mannheimer SAP Arena sogar den Heimvorteil und konnte den Großteil der Partien der Gruppe B und E bequem aus der Löwen-Loge verfolgen. Im Gespräch mit dieser Redaktion schildert er seine Wahrnehmungen und berichtet zudem vom parallelen Start der Löwen ins Hallentraining für das neue Handball-Jahr 2024.

Sebastian, Sie haben die Spiele über das Wochenende komplett in Mannheim verfolgt. Wie sind Ihre Eindrücke aus der SAP Arena, wo Sie sonst mit den Rhein-Neckar Löwen um Bundesliga-Punkte kämpfen?

Sebastian Hinze: Ich finde das schon sehr beeindruckend, dass man es hier in Mannheim schafft, jedes Mal die Halle zu füllen. Freitag, Samstag und Sonntag war glatt ausverkauft und gerade die Kroaten machen eine klasse Stimmung. Das ist schon echt cool. Auch wenn wir hier keine Vorrunde mit deutscher Beteiligung haben, kommt echte EM-Stimmung auf. Das macht richtig Spaß.

Sebastian Hinze

  • Sebastian Hinze wurde am 26. April 1979 in Wuppertal geboren. Er ist mit Patrycja verheiratet und lebt in Schwetzingen.
  • In seiner aktiven Laufbahn spielte Hinze auf der Kreisläufer-Position.
  • Vereine als Spieler: TG Cronenberg, LTV Wuppertal, SG Solingen (bis 2006), Bergischer HC (2006 - 2011).
  • Vereine als Trainer: Bergischer HC (2012 - 2022), Rhein-Neckar Löwen (seit Juli 2022).
  • Erfolge als Trainer: Bundesliga-Aufstiege mit dem Bergischen HC (2013 und 2018), deutscher Pokalsieger mit den Rhein-Neckar Löwen (2023).

Die mitreißende Partie der Kroaten am Freitagabend gegen Spanien war sicher auch Ihr bisheriges Highlight, oder?

Hinze: Ja, auf jeden Fall. Oder das packende Remis der Österreicher gegen Kroatien. Natürlich machen die Schweden auch gute Stimmung und die Holländer feiern auch ihre Party im Block. Aber das war natürlich schon außergewöhnlich und macht den Handball aus. Ich war das vergangene Jahr in Polen und das Jahr zuvor in Ungarn. Und wenn man sieht, dass es dort nicht geschafft wurde, die Hallen zu füllen, wenn die eigene Mannschaft nicht gespielt hat, dann ist es schon beeindruckend zu sehen, was hier los ist.

Wirken die Eindrücke vom Eröffnungsspiel in Düsseldorf mit dem Zuschauer-Weltrekord bei Ihnen noch nach?

Hinze: Ja, das war unfassbar cool. Ich hatte aufgrund der Dimensionen ein bisschen Bammel vor dem Spiel und ich glaube, das hatten alle - auch der Deutsche Handballbund selbst. Aber im Nachhinein muss man sagen: Alles richtig gemacht. Das war überragend für den Handball. Deshalb möchte ich jetzt nicht öfter in großen Fußballstadien spielen, aber als Startschuss für die EM und so wie das Spiel gelaufen ist, war das genau die richtige Entscheidung. Über 53 000 Menschen für den Handball zu mobilisieren, ist schon eine Hausnummer.

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Auch die Spieler sind gut mit diesen ungewöhnlichen Dimensionen, dieser Weite umgegangen...

Hinze: Als Zuschauer fand ich das teilweise etwas gewöhnungsbedürftig, weil man natürlich die Intensität des Spiels, die ganzen Zweikämpfe nicht so sieht. Aber zu diesem Event und so wie das Spiel dann lief, kann man nur „Glückwunsch“ sagen. Der Plan ist aufgegangen und das war ein richtiges Highlight für alle, die auf dem Feld dabei waren - und natürlich für alle Zuschauer.

Der Handball wird bei dieser EM wohl nicht neu erfunden - oder haben Sie hier schon etwas Wegweisendes gesehen?

Hinze: Bisher noch nicht. Dafür kennen sich die Mannschaften und Spieler in der Spitze dann auch zu gut. Und dass die spanischen Torhüter gegen Kroatien kaum einen Ball halten und die Kroaten dann eine Abschlussquote von 93 Prozent haben, ist natürlich eine absolute Ausnahme. Dann wird es schwer, ein Spiel zu verlieren (lacht). Aber sonst war es interessant, zu sehen, wie sich beispielsweise die Mannschaften von Schweden und den Niederlanden vom ersten zum zweiten Spiel steigern konnten. Das macht die EM aus und das wird es am Ende dann auch entscheiden, weil man sehr viele Spiele in hoher Qualität in sehr kurzer Zeit hat. Und die Top-Mannschaften, die besser werden und sich stabilisieren können, werden am Ende um den Titel spielen.

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Auch die vermeintlich Kleinen verkaufen sich aber ganz gut, oder?

Hinze: Gibt es in Europa noch die richtig „Kleinen“? Auch hier in Mannheim haben wir eine Steigerung dieser Mannschaften sehen können. Und mit Blick auf die anderen Gruppen sind etwa die Färöer natürlich keine richtige Überraschung mehr.

Die Rhein-Neckar Löwen sind jetzt am Montag aus der Pause gekommen und wieder im Training. Mit wie vielen Spielern können Sie da durchgehend rechnen?

Hinze: Wir haben schon eine gute Trainingsgruppe mit rund zehn Feldspielern und zwei Torhütern. Wir werden das auch ein bisschen aufteilen, weil ein paar noch nicht hundertprozentig einsatzbereit sind. Und in den Tagen, wo wir handballerisch arbeiten wollen, werden uns dann Jugend- und Juniorenspieler unterstützen, damit wir auch mal Sechs gegen Sechs agieren können. An anderen Tagen werden wir eher athletisch arbeiten und auch ein paar Testungen machen, sodass wir die zwei Wochen gut nutzen können. Einige Jungs habe ich hier schon am Wochenende getroffen und die machen alle einen frischen Eindruck - vor allem vom Kopf her. Und das ist wichtig für uns.

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Müssen die Löwen nach der erneuten Verletzung von Patrick Groetzki auf Rechtsaußen personell reagieren oder soll das noch einmal über den vorhandenen Kader abgefangen werden?

Hinze: Zunächst einmal tut es mir für Patrick unfassbar leid. Er geht zwar professionell damit um, aber für jemanden, der seit eineinhalb Jahren so performt, kam die Verletzung vor der Heim-EM wohl zum ungünstigsten Zeitpunkt. Ob wir reagieren, hängt jetzt auch davon ab, wie lange Patrick ausfallen könnte. Wenn wir das abgeklärt haben und ein Zeitfenster realistisch abschätzbar ist, werden wir sicher die Köpfe noch mal zusammenstecken, denn die Übergangslösungen zum Ende der Hinrunde haben uns schon einige Körner gekostet und anderweitig Alternativen genommen.

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkte SV Waldhof, Rhein-Neckar Löwen.

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