Tobias Fohrler war in seinem Element. Als einige Teamkollegen beim WM-Test der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft am Samstag in Augsburg von slowakischen Spielern angegangen wurden, ließ sich der 26-Jährige nicht zweimal bitten. Er mischte munter mit und stand für seine Mitspieler ein. Diese Szene war symptomatisch für das, was der Verteidiger von sich selbst erwartet: „Ich bin jemand, der dem Gegner unter die Haut geht, ich blocke Schüsse und spiele einen sauberen ersten Pass.“
"Einen Schritt in die richtige Richtung"
Mit dem Team des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) kassierte Fohrler gegen die Osteuropäer die dritte Niederlage im vierten WM-Testspiel. Zwei Tage nach dem klaren 7:3-Sieg gegen die Slowakei in Kaufbeuren setzte es diesmal ein 4:5 (0:1, 3:2, 1:1, 0:1) nach Verlängerung. „Wir haben den Fuß nicht immer auf dem Gaspedal gelassen. In der Verlängerung ist es dann hin- und hergegangen, auch wir hätten die Partie für uns entscheiden können“, sagte Fohrler, der dem Vizeweltmeister in den vergangenen Tagen eine Leistungssteigerung zusprach: „Im Vergleich zu den WM-Testspielen gegen Tschechien haben wir auf jeden Fall einen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Hinten sind wir besser abgestimmt, wir verständigen uns gut.“
Individuelle Fehler kosten Deutschland den Sieg
Gegen die Slowakei war dies aber nur bedingt der Fall, zwei Gegentoren gingen aber auch verhängnisvolle individuelle Fehler voraus. Beim zweiten slowakischen Tor ließ sich Fabio Wagner abkochen, vor dem 3:3 patzte Marcus Weber.
Positiv war, dass das DEB-Team zu keiner Zeit aufgab und sich nach drei Rückständen zum 4:4 nach regulärer Spielzeit kämpfte. Die Tore für die Mannschaft von Bundestrainer Harold Kreis erzielten der gebürtige Mannheimer Marc Michaelis (25.), Mario Zimmermann nach Vorarbeit von Adler-Angreifer Matthias Plachta (35.), Alex Ehl (35.) und Wojtek Stachowiak (51.). In der Overtime sicherte Martin Fasko-Rudas den Slowaken den Sieg (63.).
Fohrler stand in der Defensive solide und wagte sogar einen seltenen Ausflug in die Offensive. In der siebten Minute zog er zum Tor, scheiterte mit der Rückhand aber an Torhüter Matej Tomek. „Wir treffen mit der Scheibe immer bessere Entscheidungen, müssen allerdings aufpassen, dass wir den Gegner nicht so oft zum Kontern einladen“, konstatierte Fohrler nach der zweiten Vorbereitungsphase des DEB-Teams.
Der 1,95-Meter-Hüne steht vor einem Jahr voller Herausforderungen. Zum einen will er endlich seine erste WM spielen, zum anderen wechselt er den Arbeitgeber: Vom Schweizer Erstligisten HC Ambrì-Piotta wechselt er in die Deutsche Eishockey Liga (DEL) zu den Adlern Mannheim und könnte dort die Rolle übernehmen, die bislang Korbinian Holzer und Denis Reul ausfüllten.
Eine WM-Teilnahme würde Fohrler viel bedeuten
Sein kurzfristiges Ziel ist es, nicht schon wieder kurz vor einer WM aus dem Aufgebot gestrichen zu werden. „Das ist mir jetzt schon dreimal so ergangen. Jedem, der meine Geschichte verfolgt hat, wird klar sein, was mir eine WM-Teilnahme bedeuten würde“, sagte Fohrler, der im Bundestrainer einen Fürsprecher hat: „Der Harry hat mich in der Saison 2016/17 als Coach des EV Zug von den Junioren in die erste Mannschaft hochgezogen. Er war es, der etwas in mir gesehen und mir eine Chance gegeben hat. Das werde ich ihm nie vergessen.“
2015 wechselte der gebürtige Troisdorfer aus dem Nachwuchs der Kölner Haie in die Schweiz. Nun kehrt der Abwehrspieler, der auch den Schweizer Pass besitzt, in sein Geburtsland zurück. Auch Mannheim ist für ihn kein unbekanntes Pflaster. „Ich habe schon vier Jahre lang das blau-weiß-rote Trikot getragen, zuletzt 2013 in der Schüler-Bundesliga“, betonte der 26-Jährige, der sich auf die Zeit bei den Adlern sehr freut: „Ich habe sehr gute Erinnerungen an die Stadt, die Menschen und den Verein.“
Die Konkurrenz um die Nationalmannschaft wird immer größer
Bevor es für Fohrler nach Mannheim geht, will er in der Nationalmannschaft bleiben. Am Donnerstag (19 Uhr) steht gegen Österreich das nächste Testspiel auf dem Programm. Doch je näher die WM rückt, desto größer wird die Konkurrenz. Die Münchner Profis werden zum Team stoßen, die Spieler der DEL-Finalisten aus Bremerhaven und Berlin hat Bundestrainer Kreis ebenfalls auf dem Zettel stehen. Zudem hofft ganz Eishockey-Deutschland auf die WM-Teilnahme von Moritz Seider von den Detroit Red Wings.
Im Hintergrund arbeitet DEB-Sportdirektor Christian Künast daran, NHL-Profis wie Seider zur WM in Tschechien (10. bis 26. Mai) zu holen. Sollte es bei einigen Verteidigerkollegen aus diversen Gründen nicht klappen, ist Fohrler der Mann für die Aufräumarbeiten vor dem Tor.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/sport_artikel,-sport-kuenftiger-adler-spieler-tobias-fohrler-geht-seinen-gegnern-unter-die-haut-_arid,2198489.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html