Doppel-Interview mit Dietmar und Daniel Hopp - Dietmar und Daniel Hopp sprechen über ihre Beziehung, ihre gemeinsame Geschichte bei den Mannheimer Adlern, den Höhenflug der TSG 1899 Hoffenheim und die große Geldgier einiger Fußball-Profis

"Ich bin stolz, wie sich mein Sohn entwickelt hat"

Von 
Christian Rotter
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Dietmar und Daniel Hopp im Interview , Adler Mannheim vs. Iserlohn Roosters , DEL Eishockey Adler Mannheim 2016 / 2017, © Copyright: AS Sportfoto / Soerli Binder, www. as-sportfoto.de, MSP_2312_Adler,

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Herr Hopp, wie ist es 1998 zur Rettung des Mannheimer Eishockeys gekommen? Lange hielt sich das Gerücht, Sie hätten Ihrem Sohn damals die Adler quasi zu dessen 18. Geburtstag geschenkt.

Dietmar Hopp: Ein Geburtstagsgeschenk war das definitiv nicht, das war ein Notfall! Zunächst bin ich nur indirekt mit den Adlern in Kontakt gekommen: Ein guter Freund von mir hat meinen Sohn damals immer zum Eishockey mitgenommen. Daniel hat sich gefreut, im Friedrichspark auf Styroporklötzen zu stehen, um das Spiel zu verfolgen. Dann habe ich mich auch so langsam angefreundet mit Eishockey und habe mir auch mal ein Spiel angeschaut.

Und wie kam es zur geschäftlichen Beziehung?

Dietmar Hopp: 1996 sind der damalige Adler-Manager Marcus Kuhl und Geschäftsführer Dirk Brugger auf ihrer Sponsorensuche zu mir in die SAP-Zentrale nach Walldorf gekommen und waren überrascht, dass sie offene Türen vorfanden. Sie haben wahrscheinlich noch nie so schnell einen neuen Sponsorenvertrag abgeschlossen. Das war der Anfang der geschäftlichen Beziehung. Als die Adler 1997 Meister wurden, hat die SAP im Rosengarten ihr 25-jähriges Bestehen gefeiert. Bundeskanzler Helmut Kohl und andere renommierte Leute wie Baden-Württembergs Ministerpräsident Erwin Teufel waren da. An diesem Abend stieg im Friedrichspark das dritte Finale der Adler gegen Kassel. Ich weiß noch, dass Daniel nach dem Titelgewinn in den Rosengarten gekommen ist mit der Adler-Mütze auf dem Kopf. Das war die pure Freude! Ein Jahr später nach der nächsten Meisterschaft kam die Nachricht, dass der Klub vor dem Aus steht, da musste ich handeln.

Daniel Hopp: Ich habe aber nur vom Eishockey in Mannheim gewusst, weil du in den 80er Jahren im Videotext immer nachgeschaut hast, wie der MERC gespielt hat. Damals hatte ich noch gar keinen Bezug zum Eishockey. Anfang der 1990er Jahre hat sich meine Beziehung zum Mannheimer Eishockey intensiviert.

Daniel, können Sie sich noch an Ihr erstes Livespiel im Friedrichspark erinnern?

Daniel Hopp: Das war in der Saison 1993/1994 ein Sieg gegen die Kölner Haie. (Am 16. Januar 1994 schlug der MERC die Kölner Haie mit 5:1, Anmerkung der Redaktion).

Dietmar Hopp: Das erste Heimspiel, das ich gesehen habe, war auch gegen Köln. Nach 13 Sekunden hat Jochen Hecht einen Kölner in die Bande gedonnert. Da habe ich mich gewundert, wie hart es beim Eishockey zugeht.

Konnten Sie die Leidenschaft Ihres Sohnes fürs Eishockey nachvollziehen?

Dietmar Hopp: Ja, natürlich. Ich hatte die gleiche im Fußball - er am Anfang ja auch. Daniel hat im Jugend-Alter für Walldorf gespielt. Ich bin oft mitgefahren und war stolz auf ihn, weil er Tore ohne Ende geschossen hat. Ich habe mich gefreut darüber, dass er im Sport so begeisterungsfähig war.

Daniel, was macht die Faszination Eishockey für Sie aus?

Daniel Hopp: Die Stimmung, die im Friedrichspark vorgeherrscht hat mit all den Wunderkerzen vor dem Spiel. Dieses alte zugige Stadion. Ich war vorher beim VfB Stuttgart, dem Karlsruher SC oder dem 1. FC Kaiserslautern - aber beim ersten Spiel hat mich das Eishockey schon richtig gepackt. In der Saison 1993/1994 bin ich noch fünf-, sechsmal ins Stadion, für die nächste Runde habe ich mir dann eine Dauerkarte gekauft.

Dietmar Hopp: Und wie lange hast du gebraucht, um den Puck bei dem hohen Tempo zu verfolgen? Das hat bei mir eine Weile gedauert.

Daniel Hopp: Ja, das dauert schon ein bisschen.

Daniel, hatten Sie im Friedrichspark einen Stamm-Stehplatz wie so viele andere Fans?

Daniel Hopp: Anfangs war ich mit unserem guten Familienfreund Dieter Gensheimer regelmäßig im Stadion. Dann bin ich oft mit Matthias Binder hingegangen (aktueller Adler-Geschäftsführer, Anmerkung der Redaktion). Wir standen immer oben hinter dem Tor in der letzten Reihe - am Anfang auf Bierkästen, später auf selbstgebauten Styroporquadraten, weil man mit denen früher ins Stadion durfte. Mit Peter Sauer, einem anderen Freund, der dann Greenkeeper im Golfclub St. Leon-Rot und in Hoffenheim war, stand ich eher so auf der Längsseite - dort, wo der Gästeblock langsam angefangen hat. Ich hatte ja noch keinen Führerschein, irgendjemand musste mich ja fahren (lacht).

Die Adler haben Sie 1997 im Mannschaftsbus zum Auswärtsspiel gegen Schwenningen mitgenommen - wohl nicht ganz ohne Hintergedanken, oder?

Daniel Hopp: Das war mir aber auch klar. Marcus Kuhl und Dirk Brugger waren sehr umtriebige Geschäftsleute. Sie wussten schon, dass es zu einer engeren Zusammenarbeit kommen könnte. Eingefädelt hat das damals aber der Rudi (Rudi Lang ist Physiotherapeut der Adler, Anmerkung der Redaktion). Ich kannte ihn über seinen Schwager. Die Busfahrt nach Schwenningen - das war schon sehr cool.

Dietmar Hopp, Sie haben im Sommer 1998 nicht einfach die Portokasse aufgemacht, sondern die Adler-Rettung mit Auflagen verbunden. Wie wichtig war Ihnen die Gründung des Jungadler-Projekts?

Dietmar Hopp: Das war im Fußball das Gleiche. Damit sich ein Verein systematisch entwickeln kann, ist für mich die Jugendarbeit ein Muss. 1990 habe ich damit angefangen, in Hoffenheim ein bisschen was zu sponsern, 1996 wurde das mit Anton Nagel, dem Erfinder von "Anpfiff ins Leben", systematischer. Er war Jugendleiter in Hoffenheim und kam mit der Idee, dass man viel mehr machen muss als eine rein finanzielle Unterstützung. Jugendarbeit ist meine Philosophie. Auch die Jungadler sind im Nachwuchsbereich führend in Deutschland.

Was war Ihre erste Reaktion, als Sie 1998 in die Bücher der Adler geblickt haben?

Dietmar Hopp: Ich habe gedacht: Die sind total pleite! Da hat man nicht lange gucken müssen. Die Kennzahlen waren verheerend.

Wie stolz sind Sie, dass Ihr Sohn mit der Aufgabe bei den Adlern so gewachsen ist?

Dietmar Hopp: Ich bin auch deshalb stolz und froh, dass er sich so entwickelt hat, weil er mal Hoffenheim übernehmen muss. Da ist das hier eine gute Übung, im Fußball geht es halt noch schlimmer zu. Aber natürlich freut sich der Vater, wenn sich der Sohn schon mit 18 Jahren so engagiert und nicht auf dumme Gedanken kommt.

Sie sprechen damit einen ganz wichtigen Punkt an. Wie soll es konkret aussehen, wenn Ihr Sohn Hoffenheim übernimmt, wo er doch auch Adler-Gesellschafter und SAP-Arena-Geschäftsführer ist?

Dietmar Hopp: Ich weiß nicht, ob das kontrolliert machbar ist. Wir müssen uns da frühzeitig Gedanken machen - oder er auch, wie er das bewältigen kann. Zwischenzeitlich hat er Leute um sich geschart, die Ahnung haben, und auch in Hoffenheim sind fähige Leute am Werk. Zudem hat Daniel mit dem DEL Winter Game ein schönes gemeinsames Projekt mit den TSGlern.

Daniel Hopp: Die Gesellschafterrolle in Hoffenheim ist anders zu definieren als das operative Geschäft hier. Wir sehen uns ja heute schon regelmäßig in den Beiratssitzungen, und so verstehe ich die Rolle auch, dass es ein Overview ist, dass es strategische Entscheidungen gibt, die gemeinsam zu treffen sind.

Dietmar Hopp: Da musst du halt gucken, dass du bei großen Investitionen mitsprichst. Ich glaube, so weit sind wir jetzt endgültig, dass sich der Verein selbst tragen kann. Das hätte mir gar nicht gefallen, wenn ich einen Zuschussbetrieb hinterlassen hätte.

Wie beurteilen Sie die sportliche Entwicklung der TSG 1899?

Dietmar Hopp: Überraschend gut. Dass wir so lange ungeschlagen bleiben, freut mich extrem. Von den jüngsten Unentschieden hätten wir aber drei Spiele gewinnen müssen! Gegen Hamburg wäre 6:2 das richtige Ergebnis gewesen, gegen Bremen muss früh das 2:0 oder 3:0 fallen, und wenn man gegen Dortmund mit 2:1 führt und die kriegen noch einen Mann vom Platz gestellt, muss man die Führung halten. Dann würden wir richtig toll dastehen! Dann stünden wir nur zwei Punkte hinter den Bullen aus Leipzig. Aber bitte nicht missverstehen, der fünfte Platz ist überragend für die TSG!

Leipzig ist ein gutes Stichwort. Wie bewerten Sie den Tabellenzweiten der Fußball-Bundesliga?

Dietmar Hopp: Das Gute ist erst einmal, dass im Osten Deutschlands Arbeitsplätze entstanden sind, dass die Leute dort wieder Bundesliga-Fußball sehen können. Die sind dort genauso verrückt wie die Fans hier. Insgesamt sehe ich das positiv. Dass sie sportlich gut sein würden, war mir klar, weil sie Ralf Rangnick haben. Er war nicht länger bei uns in Hoffenheim, weil ein Mateschitz seine Finanzierungswünsche leichter bedienen kann, wie ich das konnte, aber auch wollte. Für mich ist Fair Play ein wichtiger Gedanke - auch Financial Fair Play, und das nicht, weil es von der Uefa vorgegeben wird. Ich habe immer gesagt: Klar, man braucht eine Anfangsinvestition - die habe ich auch in Personal und Infrastruktur gemacht -, dann muss sich der Verein aber selbst tragen. Das ist langsamer gegangen, als ich es gerne gehabt hätte.

Daniel, eine ähnliche Rolle wie Leipzig beim Fußball spielt der Mateschitz-Klub EHC Red Bull München als Etatkrösus in der Deutschen Eishockey Liga. Wie groß ist die Gefahr einer jahrelangen Dominanz in der DEL?

Daniel Hopp: Es ist die Aufgabe der anderen Klubs, sich so aufzustellen, um da mitzuhalten. Fest steht: Die wirtschaftliche Kraft von München ist im Moment deutlich die größte in der Liga. Hinter allem Geld liegt aber ein gutes sportliches Konzept, und da muss man schon sagen, dass sie in den vergangenen Jahren gut gearbeitet haben. Unser Ansporn muss es sein, die Lücke zu schließen. Ich stelle mich dieser Aufgabe gern.

Wie gehen Sie mit Niederlagen um?

Daniel Hopp: Ich nehme das schon mit aus der Arena raus, ich kann das nicht einfach abschütteln. Ich brauche da schon einen halben Tag, um das zu verarbeiten.

Dietmar Hopp: Wenn Daniel nach einem halben Tag damit fertig ist . . . Ich habe gerade auf der Fahrt in die SAP Arena zu meinem Fahrer gesagt, dass ich mich immer noch darüber ärgere, dass wir nicht gegen Bremen gewonnen haben. Ich schlafe zwar gut, aber manchmal träume ich noch von Niederlagen.

Wie beurteilen Sie die Entwicklung, dass im Hoffenheimer Kader immer mehr Eigengewächse stehen?

Dietmar Hopp: Darauf bin ich wirklich stolz. Maximal zwei Prozent der Spieler werden Profis. Das hat die Erfahrung gezeigt. Gegen Köln standen in den letzten 20 Minuten fünf Eigengewächse auf dem Platz, das ist eine schöne Geschichte. Wir sind auf eine gute Jugendarbeit angewiesen, weil zu unserem Geschäftsmodell Transferüberschüsse gehören. Nicht jedes Jahr so viel wie mit Firmino, aber im Schnitt brauchen wir fünf Millionen Euro. Jetzt ist zwar das Fernsehgeld dramatisch erhöht worden, aber wir sind nicht blauäugig: Das holen sich die Spielerberater und Spieler. Diese Entwicklung gefällt mir nicht. Es ist verrückt, was da aus England importiert wird.

Bedeutet das, dass Hoffenheim beim von den Bayern umworbenen Niklas Süle ab einer gewissen Grenze schwach wird?

Dietmar Hopp: Die Münchner müssen einen fairen Preis bezahlen.

Wie groß ist der Anteil von Trainer Julian Nagelsmann am Hoffenheimer Höhenflug?

Dietmar Hopp: Riesengroß. Wenn man sieht, wie wir letztes Jahr dastanden nach dem dritten Rückrundenspiel gegen Darmstadt: Die Lage war aussichtslos! Ich habe gesagt: Lasst jetzt den Julian das Amt übernehmen, obwohl er mit seiner Trainerausbildung noch gar nicht fertig war. Er hat übernommen und das Unmögliche geschafft. Meine Überlegung war damals: Lasst ihn den großen Fußball kennenlernen und wir stellen eine Mannschaft zusammen, mit der wir gleich wieder in die Bundesliga aufsteigen. Ich hatte keine Hoffnung mehr.

Und wie beurteilen Sie die Entwicklung beim SV Waldhof?

Dietmar Hopp: Er hat jetzt mit Herrn Beetz einen Geldgeber. Ich nehme schon an, dass der Waldhof mittelfristig - vielleicht schon in dieser Saison - in die Dritte Liga aufsteigt. Aber der Weg nach ganz oben ist weit.

Kennen Sie Herrn Beetz?

Dietmar Hopp: Ja, er war oft in Hoffenheim. Ich habe ihn aber schon eine Weile nicht mehr gesehen.

Daniel, wie groß wäre die Konkurrenz des SV Waldhof in der Dritten Liga für die Adler?

Daniel Hopp: Ich schlafe da ruhig. Der Waldhof hat heute schon gute Zuschauerzahlen bei Spitzenspielen, das wäre auch in der Dritten Liga so. Ich glaube nicht, dass wir große Konkurrenten wären. Wir wissen um unsere Stärke in Mannheim. Wir müssen sportlich gut abschneiden, damit wir das halten können.

Dietmar Hopp: Die Adler-Spiele waren ja auch gut besucht, als der Waldhof noch in der Bundesliga aktiv war.

Daniel, bei den Adlern hapert es mit dem Einbau von Talenten in die DEL-Mannschaft, wieso?

Daniel Hopp: Viele suchen ihr Glück in Nordamerika. Wir müssen in Deutschland daran arbeiten, dass wir für Spieler, die aus der Nachwuchsliga DNL kommen, eine bessere Möglichkeit im Senioren-Bereich anbieten. Der Schritt von der DNL Richtung DEL ist einfach zu groß. Es fehlt der Zwischenschritt. Ob eine U-21- oder U-23-Liga die Lösung ist, sei dahingestellt, aber in der Struktur, wie wir sie heute haben, ist der Übergang zu schwierig. Das ist ja nicht nur ein Phänomen bei uns. Anderen Klubs, die gute Jugendarbeit betreiben, geht es genauso. Wir punkten mit den Jungadlern im Vergleich mit der Talentförderung bei Red Bull mit der pädagogischen und schulischen Ausbildung. Bei uns werden die jungen Menschen gefördert, bis sie ihren schulischen Abschluss haben. Das machen andere anders. Dann verlierst du manchmal eben einen Spieler.

Warum hapert es mit der Umsetzung einer U-21- oder U-23-Liga?

Daniel Hopp: So eine Liga in Deutschland und mit europäischen Partnern aufzubauen, ist wirtschaftlich ganz schwer. Es wäre immer noch ein Weg zu sagen, man sucht sich einen Zweitligisten, zu dem man die zwölf, 15 besten U-21-Spieler hinschickt, die das ganze Jahr dort auch spielen. Man muss einen Standort finden, der sich damit identifiziert. Dann wird man es schaffen, dass nicht alle Spieler nach Nordamerika gehen.

Warum verfolgen Sie die Spiele nicht wie ein Thomas Sabo aus der Loge, sondern unten an der Bande direkt hinter dem Tor?

Daniel Hopp: In erster Linie, weil ich dort meine Ruhe habe. Ich bin beim Spiel gerne für mich alleine. Außerdem habe ich hier eine tolle Sicht. Ich stand schon im Friedrichspark unten, wo die Spieler aufs Eis gelaufen sind. An diese Position habe ich mich gewöhnt, hier fühle ich mich am wohlsten.

Sie haben früh eine verantwortungsvolle Position übernommen. Haben Sie das Gefühl, in Ihren Zwanzigern etwas verpasst zu haben?

Daniel Hopp: 1998 haben wir die Adler übernommen, damals war ich in der elften Klasse, habe erst 2000 Abitur gemacht. Bis dahin habe ich mich aus dem operativen Geschäft relativ herausgehalten. Während meines Zivildienstes habe ich mich mehr inhaltlich mit der Materie beschäftigt. Ich hatte dann eine andere Rolle. Mit den betriebswirtschaftlichen Zusammenhängen habe ich mich erst beschäftigt, als der Umzug vom Friedrichspark in die SAP Arena anstand. Die Arena ist ja auch deshalb entstanden, weil wir langfristig im Friedrichspark keine schwarze Null schreiben konnten. Die Aufgabe Eishockey in Verbindung mit der Arena war für mich eine Chance, die ich für mich selbst gesehen habe. Ich habe nie gedacht: Ich will jetzt mal ins Ausland, ich will mal ein Jahr lang gar nichts machen. Ganz im Gegenteil: Die Aufgabe hat mich fasziniert. Ich habe es trotzdem immer noch geschafft, eine Freizeitgestaltung hinzubekommen, mit der ich heute sagen kann: Ich habe nichts verpasst. Ich bin am Wochenende auch mal weggegangen, wenn ich Lust hatte. Genauso ist es für mich bis heute ein großer Spaß, die Arena und den Klub mitzugestalten.

Dietmar Hopp: Ich bin ein ganz seltener Fall eines Vaters, weil ich Daniel gesagt habe: Lass es, studiere nicht, wenn du das bei den Adlern wirklich machen willst. Ansonsten würdest du dich zerreißen. Du lernst viel mehr in der Praxis als beim Studium, du brauchst keinen Titel oder sonst etwas. Ich glaube, das war ein guter Ratschlag.

Daniel, wie oft fragen Sie Ihren Vater um Rat?

Dietmar Hopp (schmunzelt): Viel zu selten!

Daniel Hopp: Ich hätte jetzt gesagt, dass wir häufig telefonieren und übers Geschäftliche reden. Ich habe immer unheimlich viel Freiheit bekommen, um Entscheidungen zu treffen. Klar, da macht man auch mal einen Fehler. Aber bei den wichtigen Entscheidungen sprechen wir immer noch alles ab.

Wie war es, als Ihr Sohn Sie gefragt hat: Papa, dürfen wir mal Eishockey in Deiner Sinsheimer Fußball-Arena spielen?

Dietmar Hopp: Ich habe mich darüber gefreut, ich hoffe, dass das Stadion ausverkauft ist. Daniel hat das Konzept in der Beiratssitzung vorgestellt, das sieht richtig gut aus.

Daniel Hopp: Ich komme ja ungern mit ungelegten Eiern. Ich gehe da nicht hin und sage: "Das ist meine Idee." Ich habe vorher die Machbarkeit geprüft, damit ich nicht mit etwas Halbgarem komme. Es ist schwer vorstellbar, wenn man noch kein Winter Game gesehen hat.

Glauben Sie, dass solche Events den Sport nach vorne bringen?

Dietmar Hopp: Ich bin sicher, dass drei bis fünf Prozent der Zuschauer nach dem Winter Game mehr Interesse am Eishockey haben werden als vorher. Es ist Potenzial da.

Sie haben bislang eine halbe Milliarde Euro für gemeinnützige Zwecke zur Verfügung gestellt. Was sagen Sie zum brisanten Material der Enthüllungsplattform Football Leaks, das die große Gier einiger Fußball-Stars aufzeigt?

Dietmar Hopp: Nicht jeder möchte Verantwortung übernehmen, ich bin da allerdings anders veranlagt. Wenn man zu so einem Reichtum kommt wie ich, gehört viel Glück dazu, aber auch eine Gesellschaft, in der das möglich ist. Bei den Kommunisten war das ausgeschlossen. Deshalb habe ich für mich gesagt: Ich stelle einen Gutteil meines Geldes einer Stiftung zur Verfügung, die heute ein Vermögen von sechs Milliarden Euro aufweist. Sie lebt nach wir vor zu 90 Prozent von den SAP-Dividenden. Ich muss immer auf Holz klopfen, dass es der SAP noch lange gut geht. Es gibt aber keine Anzeichen, dass sich da etwas ändern könnte. Es ist mein Ehrgeiz, noch zu erleben, dass die Milliarden-Grenze meiner Zuwendungen fällt.

Wenn andere wohlhabende Menschen es Ihnen nicht gleichtun . . .

Dietmar Hopp: . . ., dann habe ich dafür null Verständnis. Ich kann nicht nachvollziehen, dass erfolgreiche Sportler nach Monaco gehen, um in Deutschland keine Steuern zahlen zu müssen.

Sie beide spielen leidenschaftlich gerne Golf - wer gewinnt?

Dietmar Hopp: Ich habe das weit höhere Handicap, das kommt einem Klassenunterschied gegenüber Daniel gleich!

Zur Person: Daniel Hopp

  • Geboren wurde Daniel Hopp am 10. Oktober 1980 in Sinsheim.
  • Er ist verheiratet mit Isabel und hat zwei Söhne (Jonas und David).
  • Der Sohn von SAP-Mitgründer Dietmar Hopp ist Geschäftsführer der SAP Arena sowie Gesellschafter und Geschäftsführer der Mannheimer Adler in der Deutschen Eishockey Liga (DEL).
  • Der 36-Jährige ist zudem Hauptgesellschafter des Handball-Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen sowie seit Juli 2014 unter Franz Reindl Vizepräsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB).
  • Von seinem Vater Dietmar wird Daniel Hopp irgendwann den Fußball-Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim übernehmen. Der genaue Zeitpunkt steht dabei noch ebenso wenig fest wie die Funktion.
  • Wie sich die Gastgeber-Rolle in der Rhein-Neckar-Arena anfühlt, erfährt Daniel Hopp heute: Beim Winter Game der Deutschen Eishockey Liga treffen die Adler in Sinsheim um 17 Uhr auf Schwenningen.

Zur Person: Dietmar Hopp

  • Geboren wurde Dietmar Hopp am 26. April 1940 in Heidelberg.
  • Nach seinem Studium arbeitete Hopp als Software-Entwickler bei IBM in Stuttgart.
  • 1972 gründete er mit seinen IBM-Kollegen Hasso Plattner, Claus Wellenreuther, Hans-Werner Hector und Klaus Tschira das Softwareunternehmen Systemanalyse und Programmentwicklung.
  • 1988 wurde das Unternehmen zur SAP AG, bis 1998 fungierte Hopp als Vorstandsvorsitzender.
  • 1995 gründete der heute 76-Jährige die Dietmar-Hopp-Stiftung, die bislang über eine halbe Milliarde Euro für gemeinnützige Zwecke zur Verfügung gestellt hat.
  • Bekannt wurde Hopp als Mäzen der TSG 1899 Hoffenheim. In den Fußball soll er 350 Millionen Euro investiert haben - aber nicht nur in Spieler, sondern auch in die Infrastruktur wie die Rhein-Neckar-Arena in Sinsheim.
  • Gemäß der Forbes-Liste beträgt Hopps Vermögen 8,5 Milliarden US-Dollar (etwa 8 Milliarden Euro).

Redaktion Koordinator der Sportredaktion

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