Heidelberg. Michael Weathers jubelt frenetisch, während das Brett des Basketballkorbes noch wackelt. Soeben hat der 1,90 Meter große Spieler der MLP Academics Heidelberg den Konter mit einem wuchtigen Dunking abgeschlossen und für die 44:39-Führung seiner Mannschaft gegen SC Rasta Vechta gesorgt. Doch weil die Heidelberger Ende September im Auftaktspiel der 60. Saison in der Basketball-Bundesliga (BBL) die folgenden Minuten im dritten Viertel verschlafen, setzt es letztlich eine 76:86-Auswärtsniederlage.
Keine Frage: Die Erwartungen an die Academics sind in dieser Spielzeit so hoch wie nie seit dem Bundesliga-Aufstieg im Jahr 2021. Schließlich ist die Mannschaft von Trainer Danny Jansson in der vergangenen Saison erst im Play-off-Halbfinale am späteren Meister FC Bayern München gescheitert. Zudem haben sich die Kurpfälzer das erste Mal in ihrer Vereinsgeschichte für die Champions League qualifiziert, den zweithöchsten Wettbewerb im europäischen Basketball.
Vogel: Klassenerhalt bleibt für die Academics weiter das Ziel
Für den neunfachen deutschen Meister, der seine größten Erfolge in den Fünfziger, Sechziger und Siebzigerjahren feierte, bleibt trotzdem der Klassenverbleib das Ziel: „Die letzte Saison war ein Ausreißer nach oben. Für uns geht es darum, uns von den Abstiegsplätzen fernzuhalten“, sagt Alex Vogel, der Sportliche Leiter des Clubs. Zumal die Liga, die in dieser Saison um eine Mannschaft aufgestockt wurde, nach Ansicht des 34 Jahre alten Heidelbergers noch ausgeglichener geworden ist: „Es gibt kein Team, das abfällt.“
Das haben die Academics zu spüren bekommen: Auf das enttäuschende Auftaktspiel folgten Anfang Oktober zwei Heimniederlagen gegen Aufsteiger Jena (83:87) und Chemnitz (83:90) sowie eine Auswärtsniederlage gegen Rostock (79:90). Damit stehen die sieglosen Kurpfälzer nach vier Spielen in der Bundesliga nur auf Tabellenplatz 16. Zehn Siege aus den verbleibenden 30 Spielen wird Heidelberg wohl noch brauchen, damit es für den Klassenverbleib reicht. Ein realistisches Ziel, weshalb die Academics optimistisch bleiben. Zumal es Gründe für den holprigen Saisonstart gibt.
Vielseitige Gründe für einen holprigen Saisonstart
Da ist zum Beispiel die Vorbereitung, die von Verletzungen geprägt war. „Wir haben noch keinen Rhythmus und uns als Team noch überhaupt nicht gefunden“, sagt Vogel. Vor allem in der Defensive waren die Heidelberger zu nachlässig. „Die gegnerischen Guards kommen zu leicht in unsere Zone. Dadurch geben wir immer wieder einfach Würfe ab“, erläutert der Sportliche Leiter.
Ein weiteres Problem sind die vielen Ballverluste und die Trefferquote von der Drei-Punkte-Linie. 28 Prozent der Versuche landen im Korb, nur die Baskets Bonn (23 Prozent) schneiden hier schlechter ab. In der vergangenen Spielzeit kam Heidelberg auf 32 Prozent. Selbst solch geringe Unterschiede können über Sieg oder Niederlage entscheiden.
Denn: In der vergangenen Hauptrunden-Saison gewannen die Kurpfälzer 18 von 32 Spielen, darunter waren sechs, die sie mit einem Vorsprung von fünf Punkten oder weniger für sich entschieden. Auf der anderen Seite gilt: Von den 14 Niederlagen gab es nur zwei, die mit einem Rückstand von fünf Punkten oder weniger endeten. Die Academics haben die engen Spiele also häufig für sich entschieden. In diesem Jahr ist es umgekehrt. „Wir waren in fast allen Spielen noch bis zur letzten Minute dran, haben aber trotzdem verloren, weil wir nicht konstant genug waren“, sagt Vogel. „Wir haben viel Qualität im Kader, brauchen aber mehr Konstanz und müssen mehr als Team auftreten.“
Weathers bleibt Liebling der Fans
Vor wenigen Wochen hat mit Ryan Mikesell einer der besten Spieler die Blau-Weißen verlassen und ist zu den London Lions gewechselt. „Es war klar, dass wir Ryan nicht eins zu eins ersetzen können“, sagt Vogel. „Aber Ryan war letzte Saison, wir haben jetzt ein anderes Team und müssen mit diesem einen Weg finden.“
Dafür haben die Academics mit Michael Weathers weiterhin einen Publikumsliebling. Vor wenigen Tagen wurde der 28 Jahre alte US-Amerikaner von den Fans zum „Most Likeable Player“ der vergangenen Saison gewählt. Nicht zuletzt wegen seiner spektakulären Spielweise.
Historischer Sieg für die Academics in der Champions League
Am Mittwochabend hatten die Fans wieder etwas zu feiern – und dann sogar Historisches: Gegen den litauischen Club Rytas Vilnius gewannen die Heidelberger das erste Champions-League-Heimspiel ihrer Geschichte 92:83. Die 83:89-Niederlage im ersten Spiel beim griechischen Club Promitheas Patras war da längst vergessen: „Heute hatten wir eine gute Energie“, sagte Coach Jansson nach dem Schlusspfiff. Der 46 Jahre alte Finne wusste aber auch: „Das war nicht das schönste Basketballspiel.“
Doch zumindest war es ein Schritt nach vorn. Am Sonntag (15 Uhr) kommen die Riesen Ludwigsburg für das Achtelfinale des BBL-Pokals in den SNP Dome. Die Erinnerungen an den Gegner sind gut. Im jüngsten Derby im Februar feierten die Academics einen 86:73-Heimsieg und sorgten für frenetischen Jubel in der Halle. Den Drei-Punkte-Wurf zum Endstand erzielte: Michael Weathers.
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