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Hockeyspieler Peillat: Bei Olympia der deutsche X-Faktor

Mit dem Mannheimer Hockey Club gewann er zwei Deutsche Meisterschaften, mit der argentinischen Nationalmannschaft Olympia-Gold in Rio: Gonzalo Peillat. Nun läuft er in Paris für Deutschland auf und möchte den nächsten Titel

Von 
Christian Rotter
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Defensivstratege und Eckenspezialist der deutschen Hockey-Nationalmannschaft: Gonzalo Peillat. © Federico Gambarini/dpa

Mannheim. Gonzalo Peillat weiß, wie es sich anfühlt, den Olymp zu erklimmen. 2016 gewann er mit der argentinischen Nationalmannschaft bei den Sommerspielen in Rio de Janeiro die Goldmedaille. Und nicht nur das: Mit elf Treffern avancierte der in Buenos Aires geborene Defensivstratege zum erfolgreichsten Torschützen des olympischen Hockey-Turniers. Acht Jahre später will der 31-Jährige den Triumph wiederholen - allerdings nicht im Trikot der Albiceleste, sondern in dem mit dem Bundesadler auf der Brust.

Seit 2016 spielt Peillat in der Hockey-Bundesliga für den Mannheimer HC, seit 2022 hat er die deutsche Staatsbürgerschaft. Nach einem Zerwürfnis mit dem argentinischen Verband strebte er die Spielberechtigung für die deutsche Nationalmannschaft an - mit Erfolg. Seit März 2022 ist Peillat der X-Faktor im deutschen Spiel. Nicht nur, weil der Eckenspezialist für das eine oder andere Standardtor gut ist.

Peillat teilt sich bei Olympia in Paris ein Zimmer mit seinem Clubkollegen Weigand

„Es wäre natürlich ein Traum, wenn ich den Erfolg von Rio wiederholen könnte“, sagt Peillat. „Um das Turnier zu gewinnen, muss alles passen. Klar ist aber, dass unser Ziel der Gewinn einer Medaille ist.“

Gonzalo „Gonzo“ Peillat

  • Gonzalo „Gonzo“ Peillat wurde am 12. August 1992 in Buenos Aires geboren.
  • Bis 2019 absolvierte er 153 Länderspiele (176 Tore) für Argentinien, Höhepunkt war der Gewinn von Olympia-Gold 2016 in Rio de Janeiro.
  • Seit 2022 hat Peillat, der mit dem Mannheimer HC zweimal deutscher Feldhockey-Meister wurde (2017/2024), die deutsche Staatsbürgerschaft.
  • Der Eckenspezialist spielt seit März 2022 für Deutschland, vorausgegangen war ein Zerwürfnis mit dem argentinischen Hockey-Verband.

Seit einer Woche ist das Team des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) in Paris. Im Olympischen Dorf hat Peillat ein Achter-Appartement bezogen, sein Zimmer teilt er sich mit seinem Clubkollegen Justus Weigand. Eine der ersten Aufgaben war es, sich als Dekorateur auszuprobieren. „Die Buden hier sind doch eher spartanisch eingerichtet. Viel mehr als ein Bett und einen Nachttisch gibt es nicht. Wir haben erst einmal einige Bilder an die karge Wand gehängt. Glücklicherweise haben wir neben einer Kaffeemaschine auch eine Spielekonsole mitgenommen“, sagt Peillat und lacht.

Deutschland startet gegen Frankreich ins olympische Hockey-Turnier

Mit der Partie gegen Gastgeber Frankreich startet Deutschland am Samstag (17 Uhr) ins Turnier. „Dieses Spiel müssen wir gewinnen. Wichtig ist es, schnell den Rhythmus zu finden, denn so eine Vorrunde ist immer komisch“, sagt Peillat und erklärt: „Die Teams versuchen, neue Taktiken einzubringen und ihre Nervosität abzulegen.“

Obwohl es für den DHB schon am Samstag ernst wird, wollten sich die Hockey-Nationalspieler die Eröffnungsfeier auf der Seine am Freitag nicht nehmen lassen. „Es gibt zwei Routen, wir haben uns für die kürzere entschieden. So können wir einerseits bei der feierlichen Zeremonie dabei sein, andererseits können wir uns gezielt auf unser Auftaktspiel vorbereiten“, betont Peillat.

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Von
Rachel Boßmeyer
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Der zweifache deutsche Feldhockey-Meister mit dem Mannheimer HC (2017/2024) gilt als Defensivstratege und Eckenspezialist. „In der Abwehrarbeit versuche ich, ruhig zu bleiben. Wenn du zu hektisch wirst, und deinen Gegner zu früh attackierst, ist er mit einer schnellen Bewegung meist schon an dir vorbei“, sagt Peillat. Und wie wird man zu einem Eckenspezialisten? Da geht es nicht darum, den Ball einfach auf das Tor zu knallen. Es ist eine Disziplin für sich, das einem Schachspiel gleicht. Wer macht welchen Zug? Auf welche Strategie setzt die Eckenverteidigung? Was ist das geeignete Mittel dagegen? Peillat hat zehn verschiedene Eckenvarianten im Repertoire. Da auch Tom Grambusch und Lukas Windfeder Ecken schießen, stehen die Gegner der deutschen Mannschaft oft vor einem Rätsel, das sie nicht lösen können.

Peillat bei Hockey-WM-Titel in Indien 2023 mit von der Partie

Nach seinem Wechsel zur deutschen Nationalmannschaft dauerte es für Peillat nicht lange, ehe er den nächsten großen Erfolg in seiner Karriere feiern durfte: Bei der WM in Indien feierte das DHB-Team 2023 den Titel. „Ich weiß gar nicht, ob ich 2016 oder 2023 ein besseres Turnier gespielt habe.

Wichtig war - und da wird es auch diesmal wieder ankommen - im richtigen Moment da zu sein. Es bringt nichts, in der Vorrunde alle Ecken im Tor unterzubringen, wenn du ab dem Viertelfinale nichts mehr triffst“, sagt Peillat, der bei der Frage, was in seinem Leben typisch deutsch ist, nicht lange überlegen muss: „Ich plane alles weit im Voraus. Außerdem mache ich mir schon Sorgen, wenn ich zwei Minuten zu spät komme. Meine Teamkollegen meinen schon, in dieser Beziehung sei ich deutscher als sie.“

Redaktion Koordinator der Sportredaktion

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