Fußball

Fußball-EM: Das sind die vier Halbfinal-Torhüter

Mit den beiden Halbfinalspielen geht Fußball-EM in Deutschland nun endgültig in die heße Phase. Frankreich trifft auf Spanien, England auf die Niederlande. Mit dabei sind vier besondere Torhüter. Wer sie sind

Von 
Frank Hellmann
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Dortmund/München. Es besteht weitgehend Einigkeit, dass Italien ohne einen besonders tüchtigen Tormann vor drei Jahren nicht Europameister geworden wäre. Gianluigi Donnarumma hielt nicht nur im Finale gegen England famos. Diesmal sind die Italiener trotz ihres kräftigen Rückhalts früh raus. Zum Halbfinale treten vier Torhüter ins Rampenlicht, die viel weniger furchteinflößend herüberkommen – dafür geschmeidiger. Wer sind die vier Protagonisten?

Unai Simon (27 Jahre/44 Länderspiele/ Athletic Bilbao)

Einer, der gerne mit dem Feuer spielt. Ihn aber als Fehlerteufel abzustempeln, wäre zu einfach. Erst Trainer Luis Enrique, dann Luis de la Fuente setzen nicht grundlos auf den Tormann, der bei Athletic Bilbao und der „Seleccion“ die Nummer eins ist. Andoni Zubizarretta – in den 80er- und 90er-Jahren ein Torwart von Weltruf – sagt: „Unai ist auf der Höhe der Besten.“ Nur manchmal spielt bei ihm Bruder Leichtfuß mit. So ließ er bei der EM 2021 gegen Kroatien auf groteske Art einen Rückpass durchrutschen. Immer mal wieder lupft er auch Bälle an den falschen Adressaten. Gegen Deutschland hätte sich beinahe Kai Havertz bedankt. Am Ende aber hielt er den Kopfball von Niclas Füllkrug mit einer katzenartigen Parade. Und er hat im Nations-League-Finale vor einem Jahr zwei Versuche gegen Kroatien im Elfmeterschießen entschärft. Wenn das kein gutes Omen ist.

Jordan Pickford (30 Jahre /66 Länderspiele/ FC Everton)

Der unkonventionellste Keeper unter den Halbfinalisten. Zieht die Stutzen oft nur halbhoch, die Hose wirkt ein bissen kurz – und manchmal schaut er genauso zerknautscht, wie seine Mannschaft spielt. Beim FC Everton ist er unangefochten. Die großen Nummern der Premier League vertrauen aber lieber einem Ausländer im Tor. Doch Gareth Southgate hat sich schon seit 2018 für diesen nur 1,84 Meter großen Torhüter entschieden, der mit seinem linken Fuß die Bälle extrem weit schlagen kann. Noch besser, dass er jetzt auch Elfmeter hält. Diese Heldenrolle nimmt jeder englische Torhüter gerne an. Es gab andere Zeiten.

Mike Maignan (29 Jahre/21 Länderspiele/ AC Mailand)

Alles redet immer über Kylian Mbappé. Dabei müsste viel mehr über einen gesprochen werden, der Frankreich überhaupt im Turnier hält. Stark auf der Linie, ruhig in der Ausstrahlung. Mit dem Schlussmann von der AC Mailand gibt es endlich einen, der in die riesigen Fußstapfen von Hugo Lloris getreten ist. Maignan stieg Anfang 2023 zur Nummer eins auf. Er stammt aus dem Nachwuchs von Paris Saint-Germain, kennt aus den U-Nationalmannschaften seine Vorderleute bestens. Der als Sohn einer haitianischen Mutter und eines französischen Vaters aus Guadeloupe geborene 29-Jährige kennt leider auch die Demütigung durch rassistische Anfeindungen. Hat deswegen in der Serie A einmal den Platz verlassen. So mutig wirft er sich auch in jeden Schuss und jede Flanke – mit titelverdächtiger Verfassung.

Bart Verbruggen (21 Jahre/12 Länderspiele/ Brighton & Hove)

Was hatten die Niederländer für Torhüter? Mit der EM 1988 und WM 1990 wurde Hans van Breukelen berühmt – aber in Deutschland nicht besonders beliebt. Anders als Edwin van der Sar. In jüngerer Vergangenheit fahndete der Nachbar aber verzweifelt nach einer Torwartlösung. Neun Kandidaten wurden ausprobiert, bis sich Ronald Koeman auf Bart Verbruggen festlegte – den jüngsten EM-Stammtorwart seit 60 Jahren. Nachdem er sich beim RSC Anderlecht einen Stammplatz erkämpft hatte, holte ihn Brighton & Hove Albion in die Premier League. Verbruggen ist nervenstark, reaktionsschnell – und ein exzellenter Fußballer. „Manchmal macht es mir mehr Spaß, mit dem Ball zu spielen, als den Ball zu retten“, sagte er. Gegen die Türkei waren seine Rettungstaten elementar. Was kommt da noch?

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