Mannheim/Mailand. Das Video zeigt Momente puren Glücks. Der Mannheimer Hakan Calhanoglu postete die Partyszenen aus der Kabine von Inter Mailand direkt nach dem größten Triumph seiner Karriere. Durch das 2:1 (1:0) im Stadtderby gegen die AC Mailand krönten sich die „Nerazzurri“ am Montagabend zum 20. Mal zum italienischen Meister. Der Startschuss für ausschweifende Feierlichkeiten.
In Calhanoglus Video aus der Kabine sieht man einen großen Lautsprecher und viele freie Oberkörper, die sich rhythmisch bewegen. „Ihr solltet auch tanzen“, schrieb der Mannheimer darunter. Mit 30 Jahren ist der begnadete Techniker aus der Jugend des SV Waldhof auf dem Gipfel angekommen. 2021 war der Kapitän der türkischen Nationalmannschaft noch Vizemeister mit der AC Mailand hinter Inter geworden, ein Jahr später dann Zweiter mit Inter hinter Milan.
Calhanoglus Vater betreibt ein Soccercenter in Mannheim
Auf die teils polemischen Reaktionen auf seinen stadtinternen Wechsel zu Inter in der folgenden Saison 2021/2022 spielte Calhanoglu in einem Beitrag im sozialen Netzwerk Instagram an. Dort ist der Mannheimer auf einem künstlich generierten Bild mit dem Meisterpokal der Serie A zu sehen, dahinter halten empörte Fans vor dem Mailänder Dom Schilder mit Aufschriften wie „Verräter“ („Traditore“) oder „Clown“ in die Höhe. Denen habe ich es gezeigt, will Calhanoglu damit offenbar aussagen.
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Auch in seiner Heimat war der Jubel über den ersten Meistertitel - 2022 und 2023 hatte Calhanoglu mit Inter bereits den italienischen Pokal gewonnen - riesig. „Größter Stolz. Glückwunsch Sohn“, schrieb Vater Hüseyin Calhanoglu auf Instagram. Er betreibt im Mannheimer Stadtteil Käfertal ein Soccercenter.
Das Team von Trainer Simone Inzaghi, in dem auch Ex-Bayern-Torwart Yann Sommer und der frühere Münchner Verteidiger Benjamin Pavard spielen, dominierte die Serie A und machte bereits fünf Spieltage vor Schluss den Titel perfekt - aktuell liegt Inter satte 17 Punkte vor dem Zweiten AC Mailand. Das sind Welten.
Großes Lob in der italienischen Presse
Die italienischen Medien sehen Calhanoglu dabei als einen entscheidenden Faktor für diesen Erdrutsch-Erfolg. „Sie haben gelacht, als er wenig diplomatisch sagte, dass er sich unter den fünf besten Spielmachern Europas sieht. Die Wahrheit ist, dass er vielleicht sogar noch nicht alles gezeigt hat. Schlichtweg eine Erleuchtung, wie eine seiner vielen Spieleröffnungen“, schrieb die „Gazzetta dello Sport“ und bewertete Calhanoglus Leistungen in dieser Saison mit 10 von 10 möglichen Punkten.
Auch „Eurosport Italia“ gab dem Mannheimer die Bestnote 10. „Fernab jeglicher Vorstellungskraft. Dass er ein hervorragender Mittelfeldspieler ist, war bekannt. Dass er die in dieser Saison gezeigten Leistungen erreichen könnte, war aber schwer absehbar. Jede Aktion geht von seinen Füßen aus. Seine Spielführung ist nie banal und immer inspiriert“, hieß es dort. Hinzu komme „die zweistellige Zahl an erzielten Toren - das war ihm seit zehn Jahren nicht mehr gelungen. Vom Elfmeterpunkt schlichtweg ein Scharfschütze. Chapeau.“
Nach dem verlorenen CL-Finale niedergeschlagen, jetzt ganz oben
Nach dem knapp verlorenen Champions-League-Finale 2023 mit Inter gegen Manchester City in Istanbul (0:1) war der frühere Profi des Karlsruher SC, des Hamburger SV und von Bayer Leverkusen noch komplett niedergeschlagen gewesen - jetzt ist Calhanoglu ganz oben angekommen. „Kein Wort kann das beschreiben“, meinte Inter-Torhüter Sommer zur Meisterschaft. Kapitän Lautaro Martinez konnte die Freudentränen nicht zurückhalten: „Wir haben viel gelitten. Wir haben hart dafür gearbeitet. Was soll ich sagen: Das ist das Schönste in meinem Fußballer-Leben“, sagte der Argentinier bei DAZN und lobte sein Team: „Das ist eine Super-Truppe.“
Inter hatte im Giuseppe-Meazza-Stadion gegen Milan lange Zeit keine Probleme. Der 36-jährige Francesco Acerbi ebnete Calhanoglus Team mit seinem Führungstor in der 18. Minute den Weg - nach Vorlage von Benjamin Pavard.
Der frühere Gladbacher Marcus Thuram (49.) erzielte mit seinem zwölften Serie-A-Treffer der Saison im ausverkauften San Siro die eigentlich beruhigende Führung - bis Fikayo Tomori (80.) der Anschlusstreffer für die Hausherren gelang. In der hektischen Schlussphase mit drei Roten Karten brachten die Gäste den Vorsprung über die Zeit. Inter hat nun den zweiten Stern auf dem Trikot gewonnen - in Italien gibt es für jeweils zehn Meisterschaften einen Stern. (mit dpa)
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