Fußball

Ein erstes Ausrufezeichen

Deutsches Frauen-Nationalteam präsentiert sich zum EM-Auftakt von der besten Seite und gewinnt gegen Dänemark mit 4:0.

Von 
Frank Hellmann
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Der Treffer zum 2:0: Lea Schüller steigt am höchsten, die dänische Torfrau Lene Christensen (r.) verschätzt sich. © Alessandra Tarantino/dpa

Brentford. Ein lauer Sommerabend, ein ausverkauftes Stadion und große Vorfreude: Das deutsche Frauen-Nationalteam hat die freundlichen Rahmenbedingungen in Brentford im Westen Londons genutzt, um nach dreijähriger Turnierpause ein Ausrufezeichen zu setzen. Das DFB-Team meisterte den EM-Auftakt mit einem überzeugenden 4:0 (1:0)-Sieg gegen Dänemark vor 15 746 Zuschauern erfolgreich. Die überragende Lina Magull (21.), Lea Schüller (57.) und die eingewechselten Lena Lattwein (78.) sowie Alexandra Popp (86.) erzielten die Treffer in einer unterhaltsamen Begegnung, die Hoffnung für den weiteren Turnierverlauf weckt. Offenbar hat die lange Vorbereitungszeit einiges gebracht, um Spiellaune zu fördern und Automatismen zu verankern.

Der achtfache Europameister spielt nun am Dienstag in der zweiten Partie gegen Spanien (4:1 gegen Finnland) im Community Stadium an selber Stelle bereits um den Gruppensieg. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg kann nun im Teamquartier im Syon Park ein bisschen entspannter weiterarbeiten.

Die 54-Jährige hatte die erwartete Startformation aufgeboten und angekündigt, dass ihre Spielerinnen „alles raushauen würden“. Nach anfänglicher Nervosität nahm die deutsche Elf das Heft des Handelns in die Hand. Immer wieder kombinierte das Ensemble selbstbewusst und flüssig, fand freie Räume – und hatte erstklassige Chancen. Pech, dass Felicitas Rauch früh eine Aluminiumallergie entwickelte, scheiterte die Linksverteidigerin vom VfL Wolfsburg mit ihren Schüssen gleich zweimal an der Latte (10. und 14.). Sara Däbritz und Lea Schüller hatten beim zweiten Versuch jeweils im Abseits gestanden.

Der Lohn für diese überzeugende Druckphase folgte, als Magull den Ball humorlos ins obere Eck jagte – 1:0. Mit durchgeschwungenem Arm feierte die Kapitänin des FC Bayern diesen Volltreffer. Es war in der Entstehung ein Tor, das in das von Voss-Tecklenburg ausgegebene Leitmotiv passte, mutig, aktiv und kreativ nach vorne zu spielen.

Defensive steht

Nun machte sich auch der deutsche Anhang – zahlenmäßig in der Unterzahl – bemerkbar. Trotzdem wäre der bis dahin enttäuschende Vize-Europameister fast zum Ausgleich gekommen, als Torhüterin Merle Frohms gegen Signe Bruun mit Flugparade klärte (29.). Es sollte die einzige Unaufmerksamkeit der deutschen Abwehr bleiben. Kurz vor der Pause verpassten Klara Bühl (39.) und auch Lea Schüller (45.+1) einen möglichen zweiten Treffer.

Nach dem Wechsel zog zwar eine dunkle Wolke in der Abenddämmerung über der Kew Bridge auf, was sich aber nicht als schlechtes Omen entpuppte. Dänemarks Trainer Lars Sondergaard reagierte auf eine gewisse Ratlosigkeit mit einem Dreifachwechsel und brachte die wegen ihres Katar-Engagements kritisierte Nadia Nadim. Doch kaum war der Tausch vollzogen, zappelte der Ball wieder im dänischen Tor: Nach Magull-Ecke sprang Schüller höher als die sich verschätzende Torhüterin Lene Christensen und köpfte zum 2:0 ein. Allzu lange blieb die 24-Jährige nicht auf dem Rasen, sondern machte Platz für Popp. Jule Brand und Lattwein kamen, die prompt nach Oberdorf-Vorlage ebenfalls per Kopf das 3:0 anbrachte. Es passte zu diesem Fußball-Abend, dass das noch nicht das Ende war. Erst Popp besorgte mit dem 4:0 den Endstand.

Über den Leistungsstand der deutschen Fußballerinnen herrschte bis zu dieser Standortbestimmung fast schon quälendes Rätselraten. Vor dem 7:0 gegen die Schweiz bei der EM-Generalprobe hatte es ein 2:3 in Serbien bei der WM-Qualifikation gegeben. Gwinn räumte in einem ZDF-Interview ein, dass es auch danach noch eine bis dahin nicht bekannte Aussprache gab, bei der sich alle die Meinung geigten.

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