Düsseldorf. 15 Sekunden vor dem Abpfiff hatten die Rhein-Neckar Löwen schon die Hand am Pokal. Der deutsche Handball-Pokalsieger führte im Supercup gegen Meister THW Kiel mit 33:32, als sich Juri Knorr den Ball beim Siebenmeter schnappte. Doch der Mittelmann der Mannheimer scheiterte an THW-Schlussmann Tomas Mrkva und Kiel glich zwei Sekunden vor dem Abpfiff aus. Es ging ins Siebenmeterwerfen, wieder nahm sich Knorr den Ball. Wieder scheiterte er an Mrkva. Und da auch Jon Lindenchrone seinen Meister im Kieler Keeper fand, verloren die Löwen vor 9620 Zuschauern das Drama in Düsseldorf mit 36:37 (33:33, 16:16).
„Die Sachen am Ende müssen wir nutzen“, haderte Löwen-Trainer Sebastian Hinze mit der fahrlässig verpassten Titelchance und sprach von einem „verlorenen Pokal“. Auch Unglücksrabe Knorr räumte ein, dass ihm diese Momente „noch ein wenig nachhängen“ werden: „Ich wollte Verantwortung übernehmen und hätte das Spiel zumachen können. Die Chance wurde mir auf dem Silbertablett serviert.“
Bei den Löwen begann Senkrechtstarter David Späth zwischen den Pfosten – und das erwies sich als völlig richtige Entscheidung von Trainer Sebastian Hinze. Der 21-jährige Schlussmann zeigte 18 Paraden (Fangquote 35 Prozent) und einmal mehr eine Weltklasseleistung.
Beide Mannschaften gingen ein hohes Tempo, bis zum 4:4 (8.) kamen die Löwen über Neuzugang Lindenchrone zu zwei Treffern im Gegenstoß. Im Positionsangriff funktionierte einmal mehr die Achse mit Mittelmann Knorr und Kreisläufer Kohlbacher hervorragend. Was das Duo da bisweilen zeigte, war zirkusreif. Oft kamen die Kieler zu spät und stoppten Kohlbacher unfair, was den Löwen in der ersten Halbzeit gleich vier Siebenmeter einbrachte.
Bis zum 8:8 (14.) marschierten die Mannschaften im Gleichschritt, dann traf Löwe Halil Jaganjac nur den Pfosten und Knorr ließ seinem ersten verworfenen Siebenmeter auch noch einen Ballverlust folgen. Fehler wie diese bestraft der THW Kiel, der für seine Kaltblütigkeit bekannt ist. Immer wieder brachten die Norddeutschen den wurfgewaltigen Ex-Löwen Harald Reinkind in Wurfposition, der Norweger traf – wie so oft gegen seinen ehemaligen Verein – fast nach Belieben. Mit seinem sechsten Tor besorgte er das 13:9 für den THW, während bei den Mannheimern Knorr und Gustav Davidsson klare Möglichkeiten ausließen.
Eine doppelte Überzahl half dem Pokalsieger, den Rückstand über den freigespielten Kapitän Patrick Groetzki auf zwei Tore zu verkürzen (12:14/24.). Und dann war da ja noch Späth, der in der Schlussphase der ersten Halbzeit kaum noch zu bezwingen war. Der Pfälzer reihte eine Parade an die nächste – und schon glichen die Löwen erneut durch Groetzki aus. Dem THW blieb eine knappe Minute für einen letzten Angriff, geduldig und an der Grenze zum Zeitspiel bauten die Norddeutschen ihren Spielzug auf. Erneut sollte es Reinkind richten, doch mit seiner zehnten Glanztat hielt Späth das 16:16 zur Pause fest.
Direkt nach dem Seitenwechsel war er erneut zur Stelle, doch die Löwen vergaben danach gleich zweimal die Chance zur Führung. Besonders bitter: Der 19-jährige David Móré ließ einen Gegenstoß aus und später noch einen zweiten. Dennoch waren die Mannheimer nun am Drücker und Knorr besorgte dann tatsächlich mit dem 21:20 (36.) die erste Führung für den Pokalsieger.
Beide Mannschaften forcierten nun wieder das Tempospiel. Die zwei Deckungsreihen kamen kaum dazu, sich halbwegs vernünftig zu ordnen. Kurzum: Der THW und die Löwen schenkten sich in einem wahrlich packenden Duell nichts, wollten unbedingt diesen Supercup gewinnen – und begegneten sich weiterhin auf Augenhöhe.
Als zwei Minuten vor dem Abpfiff Kohlbacher zum 33:31 für die Löwen traf, sah es sehr, sehr gut für den Pokalsieger aus – bis Knorrs fataler Fehlwurf vom Siebenmeterstrich folgte.
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