Katar-Kritik

Diskussion um Sponsoring: Die Bayern und ihre Frage der Ehre

Die Wut der Fans bekommen sie einfach nicht klein. Beim FC Bayern schwelt seit Jahren ein Konflikt zwischen der Fanszene und der Clubführung. Der Anlass: Die umstrittene Partnerschaft mit Quatar Airways

Von 
Florian Eisele
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Ein klarer Katar-Befürworter: Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß. © dpa

Doha. Karl-Heinz Rummenigge hat zu Katar eine klare Meinung. Der langjährige Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München sagte unlängst gegenüber der „Sportschau“: „Bayern München hat mit Qatar Airways eine Partnerschaft und ich war da auch nie ein Pharisäer, wenn ich das mal so sagen darf. Wir haben gutes Geld aus diesem Vertrag bekommen.“

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Gutes Geld heißt in diesem Fall: 25 Millionen Euro pro Saison erhält der deutsche Rekordmeister nach ZDF-Informationen seit Abschluss des Deals mit der staatlichen Fluglinie Qatar Airways. Im Gegenzug dafür darf sich Katar im Glanz des Bayern-Erfolgs sonnen. Der deutsche Topverein ist neben Paris Saint-Germain der prominenteste Club, den die Fluglinie im Portfolio hat. Als die beiden Vereine 2020 das Finale der Champions League gegeneinander bestritten, wurde das in den sozialen Medien als „Katar-Derby“ bezeichnet. Ob das so weitergeht?

Seit 2018 läuft der Vertrag mit dem FCB, 2023 läuft er aus. Ob es eine Verlängerung gibt, darüber will der Verein nach den Erkenntnissen der WM entscheiden.

Hoeneß äußert sich klar

Ehrenpräsident Uli Hoeneß sprach sich zwar schon dafür aus, einen neuen Kontrakt zu unterzeichnen. Die Entscheidungsgewalt liegt aber beim aktuellen Entscheiderduo Oliver Kahn als Vorstandschef und Herbert Hainer als Vereinspräsident. Wie groß der Unmut der Fanbasis über die Geschäftsbeziehungen ist, bekamen die Bayern-Bosse auf der Jahreshauptversammlung 2021 zu spüren. Per Antrag hatte ein Bayern-Fan darüber abstimmen lassen wollen, dass der FC Bayern die Geschäftsbeziehungen mit der Fluglinie beenden solle.

Der Verein ließ den Antrag aus rechtlichen Gründen nicht zu, erntete aber in der wohl denkwürdigsten aller Jahreshauptversammlungen die Früchte des Zorns. Gegen Mitternacht kippte die Stimmung völlig. Einige Fans traten gegen Sitze, reckten die Faust zur Bühne hin und skandierten in Richtung des Bayern-Präsidenten „Hainer raus!“ sowie „Wir sind Bayern und ihr nicht!“. Ehrenpräsident Hoeneß befand damals: „Das war die schlimmste Veranstaltung, die ich je beim FC Bayern erlebt habe.“

Jahrelanges Schweigen

Der Verein, der auf dem Spielfeld von Sieg zu Sieg eilt, schien auf die Wut seiner Anhänger mäßig bis überhaupt nicht vorbereitet zu sein – und das, obwohl die Münchener Fans schon seit Jahren ihren Unmut zu dem Thema kundtun – etwa in Form von Spruchbändern. „Und wieder fliegen mit Kafala Airways die Menschenrechte davon“, lautete ein solches, das auf die Trainingslagerbesuche anspielt, die der FC Bayern vor Ausbruch der Corona-Pandemie in Katar abhielt – und auch im Januar wieder abhalten will.

Jahrelang schwieg der Club zu den Vorwürfen, ignorierte den Frust der Fans und entsandte auch keinen Vertreter zu einer Diskussionsrunde mit Gastarbeitern, die beim Bau der WM-Stadien beteiligt waren. Erst nach dem Eklat bei der Jahreshauptversammlung tat sich etwas.

Anfang Juli lud der FC Bayern zu einer Diskussionsrunde ein. Neben Hainer und Kahn kamen etwa der katarische Botschafter und der Chef des WM-Organisationskomitees sowie Vertreter von Menschenrechtsorganisationen zusammen. In der teils hitzigen Diskussion wurden Standpunkte ausgetauscht. Der des FC Bayern lautete: Ohne die Geschäfte gäbe es keine Verbesserung der Menschenrechte. Die Kritiker hielten dagegen: Erst das Engagement der Fans habe zu diesem Austausch geführt.

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