Krefeld. Toni Söderholm ist bekannt dafür, dass er Niederlagen gut einordnen kann und Siege richtig einzuschätzen weiß. Und so ging der Eishockey-Bundestrainer auch am Samstag nach dem 3:0 (0:0, 1:0, 2:0)-Sieg gegen die Schweiz nicht aus seiner Haut, sondern analysierte das Spiel ganz sachlich. „Die Schweiz hat richtig Druck gemacht, für meinen Geschmack waren wir in den ersten beiden Dritteln zu viel in der eigenen Zone“, sagte der Finne und ergänzte schmunzelnd: „Wir müssen schon ehrlich sein: In den ersten 40 Minuten waren wir in der Waschmaschine.“
Eines zeichnete das Team des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) allerdings aus: Obwohl das Schussverhältnis mit 26:14 nach den ersten beiden Abschnitten klar für die Eidgenossen sprach, lagen die Schwarz-Rot-Goldenen nach einem Powerplay-Tor von Schweden-Legionär Tobias Rieder mit 1:0 in Führung. Und in der Schlussphase schaukelten sie den Vorsprung souverän nach Hause: In der 59. Minute fälschte Leo Pföderl von den Eisbären Berlin einen Schuss von Ex-Adler-Stürmer Stefan Loibl zum 2:0 ab, Münchens Patrick Hager machte mit dem 3:0 ins verwaiste Schweizer Tor den Deckel drauf (60.). Nach dem zweiten Sieg im zweiten Turnierspiel darf das DEB-Team davon träumen, nach 2015 wieder den Deutschland Cup zu gewinnen. Die Entscheidung fällt am Sonntag (14.30 Uhr/live bei Sport1 und MagentaTV) gegen die Slowakei.
Am Donnerstag hatte Deutschland gegen ein junges russisches Team einen 0:2-Rückstand in einen 4:3-Erfolg gedreht. Mannheims Angreifer Lean Bergmann hatte nach dem gelungenen Auftakt gefordert, im Prestigeduell gegen die Schweiz besser aus der Kabine zu kommen. Seine Worte verhallten aber ungehört. Die Anfangsphase gehörte ganz klar den Eidgenossen. Ramon Untersander, Sven Andrighetto und Simon Moser hatten im Sekundentakt die große Chance, den Gast in Führung zu bringen. Goalie Dustin Strahlmeier von den Grizzlys Wolfsburg, der absprachegemäß für Andreas Jenike zwischen die Pfosten gerückt war, ließ sich aber nicht überwinden.
Deutschland überstand die heikle Phase ohne Gegentreffer, verstand es zunächst aber nicht, selbst offensive Akzente zu setzen. „Es stimmt: Die Schweiz ist mit großem Elan und enormem Tempo aus der Kabine gekommen. Wir haben aber mit eisernem Willen dagegengehalten“, sagte Münchens Verteidiger Konrad Abeltshauser nach der intensiven Partie. „Ich hatte das Gefühl, dass heute die Mannschaft gute Karten haben würde, die das erste Tor schießt – und so ist es dann ja auch gekommen“, ergänzte Söderholm.
So war vor der erneut enttäuschenden Kulisse von nur 2678 Zuschauern in Krefeld das Powerplay-Tor von Tobias Rieder schon eine Art Vorentscheidung. Der 28-Jährige, der vor der Saison seine Zelte in Nordamerika abgebrochen hatte und zu den Växjö Lakers nach Schweden gewechselt war, schaltete am schnellsten und staubte zum 1:0 ab. Mit zunehmender Spielzeit kam Deutschland, das auf den angeschlagenen Tim Wohlgemuth von den Adlern Mannheim verzichten musste – sein Einsatz am Dienstag in der Champions-League-Partie gegen Frölunda soll nicht gefährdet sein-, besser ins Spiel. Abeltshauser visierte in Überzahl das lange Eck an, auch Bergmann verpasste das zweite Tor (48.). Die größte Schweizer Chance auf den Ausgleich ließ Andres Ambühl liegen, dessen Schuss in Strahlmeiers Fanghandschuh landete (52.). Stattdessen sorgten Pföderl und Hager noch für klare Verhältnisse.
„Jeder Sieg schmeckt gut, ein Arbeitssieg schmeckt aber noch besser“, betonte Söderholm. Vor dem abschließenden Gegner am Sonntag hat der Bundestrainer Respekt: „Das 7:1 der Slowaken gegen die Schweiz zum Turnierauftakt war schon eine Ansage.“ Auch wenn der deutsche Erfolg gegen die Schweiz am Ende doch etwas zu hoch ausfiel, hat er das Selbstvertrauen des DEB-Teams gestärkt. Abeltshauser meinte nach dem Sprung aus der „Waschmaschine“ jedenfalls: „Wir müssen uns vor niemandem verstecken. Wir können ein Spiel an uns reißen, damit sich der Gegner auf uns einstellen muss – und nicht umgekehrt.“
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