Augsburg. Wenn die EM am Sonntag zu Ende geht, finden nicht nur vier Wochen ihren Abschluss, in denen 51 Fußballspiele mit den besten Kickern des Kontinents ausgetragen wurden. Es ist auch das Ende einer großen Party. Gefeiert wurde auf den Fanmeilen, in Biergärten, in heimischen Gärten und Wohnzimmern. Und keine Party ohne Musik. Wir stellen die Musik dieser EM vor.
Saxofon-Spieler Andre Schnura: Keine Fanzone, die etwas auf sich hielt, kam bei dieser EM ohne Andre Schnura aus. Dessen Prinzip ab dem Eröffnungsspiel in München: rein in die Party, Box aufstellen, Saxofon spielen, fertig ist der Hype. Das kam so gut an, dass selbst die deutschen Nationalspieler „diesen Saxofon-Spieler richtig abfeiern“ sollten, wie Niclas Füllkrug sagte. Dabei ist Schnuras Geschichte selbst schon so etwas wie ein Sommermärchen: Kurz vor Turnierstart verlor er seine Stelle in einer Musikschule, stand vor einer ungewissen Zukunft – und machte dann auf der Fanzone im Deutschland-Trikot von Rudi Völler Musik. Auch vor dem Halbfinale hatte Schnura in der Dortmunder Innenstadt noch einen Auftritt. Im Herbst geht er dann auf Tour. Interviews lehnt er übrigens bislang ab – mit dem Verweis, dass die Musik doch für sich selbst spräche. Ist was dran.
„Major Tom“ von Peter Schilling: Wer auch immer in der Adidas-Zentrale die Idee hatte, den Werbespot zum pinkfarbenen DFB-Trikot mit der 1982 erschienenen NDW-Hymne zu versehen, scheint einen kilometerdicken Nerv getroffen zu haben. „Völlig losgelöst“, so der Refrain, wollten sich tatsächlich mal wieder alle fühlen nach Jahren der sportlichen Tristesse, der Katastrophen-Nachrichten, dem ganzen Corona-Mist und dessen Spätfolgen. Als dann Maximilian Mittelstädt im März gegen die Niederlande traf und das Lied ertönte, gab es kein Halten mehr. Kurz vor dem Turnierstart gab der DFB bekannt, dass „Major Tom“ die neue Torhymne bei Heimspielen ist. Leider machte die UEFA das bei der EM nicht mit.
„Pyrotechnik ist doch kein Verbrechen“ von Balkonultra: Ein 29-Jähriger, der auf dem Balkon steht und etwas zu Pyrotechnik grölt – das reicht für einen Hit. Niko Thoms, so der Name des jungen Mannes, betreibt unter dem Namen „Balkonultra“ einen Social-Media-Kanal, in dem er Lieder aus der Ultraszene grölt. Darunter eben auch jenes Loblied auf die Pyrotechnik, die doch „kein Verbrechen“ sei und für die es sich zu kämpfen lohne, denn: „Wir lassen Emotionen freien Lauf.“ 15 Sekunden dauert der Videoclip, aus dem ein Ballermann-Hit und eines der meistintonierten Lieder bei dieser EM wurde. Vorteil: Das Lied lässt sich auch mit ein oder zwei Bier zu viel noch unfallfrei grölen – ob im Stadion, im Schnellimbiss oder auf der Fanmeile.
„Links Rechts“ von Snollebollekes: Wenn es einen Titel für die besten Fans dieser EM geben würde, hieße das Endspiel wohl Schottland gegen die Niederlande. Die Fanmärsche der Holländer waren eine Show für sich: Tausende „Oranje“-Fans, die zuerst nach links, dann nach rechts hüpften. So wie es der Stimmungshit von Snollebollekes eben vorgab. So einfach, so gut, so lekker. Und jetzt alle: nach links...
„Fire“ von Leony, One Republic und Meduza: Der offizielle UEFA-Song des Turniers taucht eher der Vollständigkeit halber in dieser Liste auf. Ein Teilstück daraus ist im Intro der TV-Übertragungen zu hören und deswegen den meisten Zuschauern bekannt. Ansonsten blieb es bei eher halbherzigen Versuchen der UEFA, den Song auch bei Spielen zu platzieren.
„Freed From Desire“ von Gala: Eine Perle des 90er-Eurodance ist seit Jahren ein fester Bestandteil jedes Turniers – und brachte auch bei dieser EM den Dancefloor auf den Fanmeilen und im Stadion zum Glühen. Die bekannteste Variation des Liedes war bei der EM 2016 zu hören, als die Fans aus Nordirland ihren Stürmer mit „Will Grigg’s On Fire“ feierten. So bewährt, so gut.
„Sweet Caroline“ von Neil Diamond: Noch ein Klassiker, ohne den speziell bei Spielen mit englischer Beteiligung nichts geht. So einschläfernd fast alle Auftritte der „Three Lions“ bei diesem Turnier waren, so sehr ging davor und danach die Post ab, wenn die Fans und nicht die Kicker am Steuer waren. Zum Hit aus dem Jahr 1969 wird in Großbritannien ohnehin zu jeder Gelegenheit geschunkelt und gesungen. Warum also nicht auch nach den blutleeren Auftritten der „Three Lions“?
„Füllkrug mit Bier“ von Aditotoro und Paulo Muc: Der Name des deutschen Edeljokers lädt ja quasi zu einem Stück nach Ballermann-Art ein. Eigentlich ist es ohnehin ein Wunder, dass nicht schon eher jemand auf die Idee gekommen ist. Füllkrug selbst fand es klasse, weil er mit dem Sujet der Malle-Hits durchaus vertraut ist, wie er wissen ließ.
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