Brisbane. Eigentlich hätten sich viele Protagonisten am liebsten direkt auf die andere Seite der Erde gebeamt, nur weg aus der Hauptstadt des Bundestaates Queensland, wo mit Datum 3. August 2023 der Tiefpunkt des deutschen Frauenfußballs markiert ist. Die Ursachen sind vielschichtig, und wie so oft ist der Erfolg der Vergangenheit immer eine Gefahr für die Gegenwart. Viel zu lange haben alle – Funktionäre, Trainerin, Spielerinnen –darauf gesetzt, dass sich alles doch wieder fügen möge wie im vergangenen Sommer, als die DFB-Frauen im Sturmlauf bei der EM in England schwarz-rot-goldene Herzen eroberte.
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War die Niederlage gegen Kolumbien noch erklärbar, gibt das Versagen gegen Südkorea Rätsel auf. Deutschland ist an sich selbst gescheitert. Peinlich. Und unweigerlich muss die Parallele zum Aus der Männer bei der WM 2018 in Russland gezogen werden. Denn die Konstellation war damals dieselbe – und der Gegner eben auch. Wer die aktuelle Verfassung der Mannen von Hansi Flick ein Jahr vor der Heim-EM und das EM-Aus der U21 dazu nimmt, kommt um die Schlussfolgerung nicht umhin: Der deutsche Fußball liegt am Boden.
Falsche Reize, zu feste Rollen
Zu viel ist bei den Frauen in der Vorrunde unrund gelaufen, sowohl auf einzelnen Positionen als auch im Verbund. Auch Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg hat Fehler gemacht: falsche Reize gesetzt, zu feste Rollen vergeben. Es ist offenkundig, dass es grundsätzliche Korrekturen braucht. Voss-Tecklenburg muss hier einiges hinterfragen.
Die 55-Jährige wird für sich selbst ausloten, ob sie noch die Kraft aufbringt, gleich im Herbst die neue Nations League anzugehen, mit der sich Deutschlands Frauen noch für die Olympischen Spiele 2024 in Paris qualifizieren müssen. Danach wäre die EM 2025 in der Schweiz natürlich ein lohnendes Ziel. Aber will sie das? Für etliche Defizite im deutschen Vereinsfußball kann sie zwar am allerwenigsten, aber sie muss damit arbeiten, was ihr die Basis bietet. Und nun wissen alle: Auch bei den Frauen fehlt es in erschreckendem Ausmaß an Qualität.
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