Offenbach/Mannheim. Die Erinnerungen glitzern golden. Als Deutschland bei der Weltmeisterschaft 2006 das viel zitierte „Sommermärchen“ feierte, trug auch das Wetter seinen Teil zur Magie vier denkwürdiger Wochen bei. In der leichten Verklärung des Rückblicks trübte kein Wölkchen die große Sommer-Party, die Biergärten und Fanfeste waren voll, die heimischen Grills liefen heiß. Gefühlt lag Deutschland zu jener Zeit in den Subtropen.
Matthias Sammer hat auch das damalige Traumwetter im Interview mit dem „Kicker“ dem im Januar verstorbenen Turnier-Organisator Franz Beckenbauer zugeschrieben. „Als Franz mit dem Wettergott sprach, strahlte die Sonne herunter“, sagte der Europameister von 1996. Richtiges Kaiserwetter eben.
Das sagt Meteorologin Sabine Krüger
Was die Frage aufwirft, ob auch bei der am Freitag beginnenden Heim-EM in diesem Sommer Sonnenschein und Wärme wieder ihren Beitrag zu einem rundum gelungenen Fußball-Fest leisten werden. Gibt es ein „Sommermärchen 2.0“? Sabine Krüger vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach klingt ein wenig skeptisch, dass sich das in den vergangenen Wochen sehr nasse und untertemperierte Wetter hierzulande passend zum EM-Auftakt stabilisieren könnte. „Wir sehen im Moment nicht, dass sich die Wetterlage so umstellt, dass wir ein Megahoch in der Nähe hätten, dass uns Sommerwetter mit den entsprechenden Temperaturen bringt. Es scheint insgesamt wechselhaft zu bleiben.
Warme und kühlere Luft wechseln sich ab, was auch die Gefahr von Schauern und Gewittern mit sich bringt“, sagt Krüger. Die Sonne würde demnach nur zwischenzeitlich das Spielfeld betreten und immer wieder von lästigen Tiefdruckgebieten verdrängt.
Beim Eröffnungsspiel den Pullover nicht vergessen
Die Meteorologin will die Vorfreude auf das Turnier allerdings nicht zu voreilig dämpfen. Krüger gibt zu bedenken, dass dies nur ein Trend sei. Und der könne sich auch schnell wieder ändern. „Es ist sehr schwierig bis unmöglich, für die gesamte EM Aussagen zu treffen. Wir können das Wetter nur für die nächsten drei oder vier Tage konkret vorhersagen“, sagt sie.
In diesen zuverlässigen Vorhersagezeitraum fällt auf jeden Fall das Eröffnungsspiel zwischen Deutschland und Schottland am Freitagabend (21 Uhr) in München. Einen Pullover sollten die Fans im Stadion besser nicht vergessen, nass dürften sie allerdings nicht werden. „Ab Freitag ist von Westen her mit mehr Bewölkung und Niederschlägen zu rechnen. In München sieht es am Abend des Eröffnungsspiels aber so aus, dass es trocken bleibt“, sagt Krüger, die mit Tagestemperaturen um die 22 oder 23 Grad in der bayerischen Metropole rechnet.
Angenehmes Fußball-Wetter für die Spieler auf dem Platz, aber weit entfernt von der Hitze, die im Sommer 2006 über Deutschland lag. Nach einem ebenfalls eher kühlen Frühjahr drehte damals der Sommer pünktlich zum WM-Start so richtig auf. Die Durchschnittstemperatur im Juli 2006 lag bei 22 Grad, fünf Grad über dem langjährigen Mittel. Die Prognosen waren damals vor dem Turnier übrigens auch eher mäßig gewesen. Heute wie damals gilt deshalb uneingeschränkt der Satz von Jens Grittner, 2006 Sprecher des Organisationskomitees: „Egal wie das Wetter wird, das Turnier findet statt.“
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