Mannheim. David Wolf hatte Tränen in den Augen. Am 26. April 2019 stand der Flügelstürmer der Adler Mannheim in der heimischen SAP Arena auf dem Eis und hob nach dem Finalsieg über EHC München den Meisterpokal in die Höhe. Um seinen Hals baumelte damals die goldene Siegermedaille der Deutschen Eishockey Liga. Ein Moment, den Wolf im Gespräch mit dieser Redaktion als den „schönsten in meiner Mannheimer Zeit“ bezeichnete und entsprechend „nie vergessen“ wird.
„Es war schon immer ein großer Kindheitstraum von mir, einmal die Meisterschaft mit den Adlern zu gewinnen. Dieser Moment auf dem Eis war ein Mix aus großer Erleichterung, es geschafft zu haben, und einer unglaublichen Freude, dass auch meine Familie und Freunde das alles hautnah miterleben durften.“
Acht Jahre und 400 Pflichtspiele lang bei den Adlern Mannheim
Es war der erste und einzige Titel für Wolf, den er als Spieler mit den Adlern feiern durfte. Denn seit Dienstagnachmittag ist klar, dass sich die Wege des mittlerweile 34-Jährigen und der Blau-Weiß-Roten nach acht Jahren und 400 Pflichtspielen trennen werden. Wolf selbst war es, der nach den finalen Abschlussgesprächen auf seinem privaten Instagram-Account die Trennung öffentlich machte - und den Adlern, die mit der Kommunikation ihrer Personalentscheidungen traditionell bis zur Saisonabschlussfeier warten, zuvorkam.
„Ich wollte den Adlern nichts vorwegnehmen“, betonte der Publikumsliebling und erläuterte: „Da ich aber quasi mittendrin lebe, wurde ich tagtäglich von den verschiedensten Leuten auf meine Vertragssituation angesprochen. Das war dann natürlich auch für mich in den vergangenen Wochen ein belastendes Gefühl, nicht zu wissen, wohin es geht.“
Im ersten Moment tut das unheimlich weh.
Diesen „Ballast auf den Schultern“ wollte der emotionale Wolf, der auf dem Eis weder seine Gegenspieler noch sich selbst schont, laut eigener Aussage „einfach weghaben“, für sich selbst „schnellstmöglich einen Abschluss finden“.
Der Flügelstürmer, der wegen des Gastspiels seines Vaters - dem ehemaligen Eishockeyprofi Manfred „Mannix“ Wolf - zwar 1989 in Düsseldorf geboren wurde, aber in Mannheim aufwuchs, fand diesen im Austausch mit den eigenen Fans. „Ich war schon immer ein sehr nahbarer Profisportler“, sagte Wolf und holte aus: „Schon als kleiner Junge habe ich in jeder freien Sekunde die Spieler vom MERC und später von den Adlern beobachtet. Und wenn dann einer mal mit mir gequatscht, abgeklatscht oder mir seinen Schläger geschenkt hat, war das damals das Größte für mich“, sagte er, holte kurz Luft und ergänzte: „Das habe ich zum Glück nie vergessen und von daher war es mir auch immer wichtig, Fannähe zu leben und die Leute sowie die Kinder für diesen Sport zu begeistern.“
Entsprechend war die ausgebliebene Verlängerung seines nach der Saison endenden Vertrags ein harter Schlag. „Im ersten Moment tut das unheimlich weh. Ich bin sogar jetzt noch ein bisschen wie in Trance“, gab Wolf zu und unterstrich: „Ich hatte bis zum Ende die Hoffnung, dass es auf irgendeine Art und Weise weitergeht und ich noch mal ein Jahr in Mannheim spielen kann.“
Doch diese Hoffnung bestätigte sich nicht. Wolf war es im Gespräch mit dieser Redaktion aber wichtig, hervorzuheben, dass er dem Club „in keiner Weise böse“ sei. „Die Adler waren in jeder Hinsicht fair zu mir. Wir haben schon im Januar ein Gespräch geführt, bei dem sie mit offenen Karten gespielt und mir gesagt haben, dass sie einfach noch keine Entscheidung treffen können und ich - wenn ich vorzeitig woanders unterschreiben könnte - das auch tun kann. Da war völlige Transparenz“, stellte Wolf klar.
David Wolf wurde vom "Prügelknaben" zum bedachteren Eishockey-Spieler
Mannheim wird immer Wolfs Heimat bleiben. Für den 1,89 Meter großen und 98 Kilogramm schweren Stürmer passte das Engagement in der Quadratestadt naturgemäß „wie die berühmte Faust aufs Auge“. Wobei man das bei Wolf auch wortwörtlich nehmen kann. Der ehemalige Nationalspieler und olympische Silbermedaillengewinner von 2018 war lange Zeit in seiner Karriere als „Prügelknabe der Liga“ verschrien. „Diese Aktionen haben mir damals geholfen, mich in der Liga durchzusetzen und mir einen Namen zu machen“, sagte Wolf vor einigen Jahren beim Blick zurück.

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Und einen Namen machte er sich durchaus, lief in der Saison 2014/2015 sogar viermal für die Calgary Flames in der National Hockey League auf, ehe er den Weg über die Hamburg Freezers zurück nach Mannheim fand, wo er bereits für die Jungadler aufgelaufen war. Und Wolf, der Familienmensch, agierte spätestens seit der Hochzeit mit seiner Frau Enny sowie der Geburt seiner Söhne Jamie und Charlie auf dem Eis bedachter, ließ von nun an mehr die Tore statt die Fäuste für sich sprechen.
David Wolf möchte mit seiner Familie alle Optionen abwägen
Die Familie ist es auch, mit der er sich über seine Zukunft beraten wird. Aktuell sei es laut Wolf dafür aber noch viel zu früh. Zunächst brauche er Zeit, um die vergangenen acht Mannheimer Jahre, „in denen ich viele Höhen, aber auch Tiefen miterlebt habe“ zu verarbeiten.
Nach der sicherlich emotional aufgeladenen Saisonabschlussfeier an diesem Freitag (18 Uhr) in der SAP Arena wird er erst einmal mit der Familie für „zwei, vielleicht drei Wochen“ in Urlaub fahren. „Ich werde dann mit ihr alle Optionen abwägen. Aber ob ich weiterspiele oder aufhöre, ob ich in Deutschland bleibe oder noch mal ins Ausland gehe, kann ich aktuell noch nicht beantworten“, so Wolf, der in dieser Frage um Verständnis bat.
Wobei das Wort Ausland aus Wolfs Mund überraschend kam, hatte er doch noch im Januar gegenüber dieser Redaktion gesagt, dass er entweder noch ein Jahr für Mannheim spielen oder seine Karriere beenden werde. „Mit Ausland meine ich jetzt nicht Russland oder Schweiz, sondern eher vielleicht Österreich. Mit der Familie für ein oder zwei Jahre in die Berge und noch mal ein anderes Land sehen - das könnte ich mir eventuell vorstellen“, erläuterte Wolf auf Nachfrage. Letztlich wird aber auch vieles darauf ankommen, welche Signale sein Körper nach 15 intensiven Profijahren sendet.
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