Darts - Saarländer wirft beim WM Titelverteidiger Wright raus

Clemens schreibt Geschichte

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dpa
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Gabriel Clemens hat es ins Achtelfinale geschafft. © John Walton/PA Wire/dpa

London. Held im kleinen Saarland, Hoffnungsträger in der großen Darts-Welt. Gabriel Clemens hat sich mit seinem Riesencoup gegen Weltmeister Peter Wright nicht nur in der deutschen Darts-Geschichte verewigt, sondern auch Träume von einem Premieren-Triumph im Londoner Alexandra Palace befeuert. „Peter ist Weltmeister und ein großartiger Typ. Ich bin so glücklich, ihn geschlagen zu haben. Das ist eine unglaubliche Nacht für mich“, sagte der 37-Jährige nach dem hochdramatischen 4:3 über den Titelverteidiger, der nun vollkommen überraschend die Heimreise antreten muss. Zum ersten deutschen Achtelfinalisten in der WM-Geschichte gratulierte der unterlegene Schotte Wright nüchtern: „Er hat nicht nachgelassen und als er nachgelassen hat, konnte ich es nicht nutzen. Glückwunsch an ihn.“

Wenn es Clemens am Dienstagabend (ab 19 Uhr/Sport1 und DAZN) in der Runde der letzten 16 mit dem Polen Krzysztof Ratajski zu tun bekommt, dürfen die übertragenden Sender für Darts-Verhältnisse Top-Quoten erwarten. Bei dem kleinen Pfeile-Märchen des gelernten Industriemechanikers aus der saarländischen Provinz könnte dann nämlich ein zusätzliches Kapitel dazukommen. Mit einem Sieg stünde Clemens im Viertelfinale, das an Neujahr ausgespielt wird. Es wäre eine weitere deutsche Premiere.

Von der Dramatik her ist der Krimi gegen den bunten Paradiesvogel Wright aber kaum noch zu toppen. Selbst der sonst so nüchterne Clemens kämpfte im „Ally Pally“ am Sonntagabend mit den Tränen, war dann „sprachlos“ und stammelte dann bei Sport1 auf die Frage nach den weiteren Zielen – noch immer sichtlich bedient: „Keine Ahnung, da mache ich mir morgen Gedanken darüber. Im Moment bin ich mal froh, wenn ich im Bett liege.“ Er wolle „nicht zu weit vorausschauen“. So sagt er das immer.

Für Clemens, der in seiner Heimat einen Darts-Shop betreibt und ein ganzes Expertenteam um sich geschart hat, geht mit der WM gerade einmal das zweite Jahr als Vollprofi auf der Tour zu Ende. Seine Arbeitsmontur als Mechaniker tauschte er 2019 ein gegen das Pfeile-Set und das Darts-Hemd, das in London nun die Deutschland-Fahnen zeigt und für Sponsoren immer begehrter wird. Den Schritt aus seinem gelernten Beruf heraus bereut „The German Giant“ nicht, im Gegenteil. „Für mich liefen die Jahre bis jetzt ganz gut, ich kann zufrieden zurückblicken“, sagte Clemens. Dass der 37-Jährige schon im dritten Anlauf und damit vor dem langjährigen deutschen Primus Max Hopp für die erste Achtelfinal-Teilnahme sorgt, bestätigt seine rasante Entwicklung.

Die ganz große Bühne, die ihm in London zuteil wurde, ist dem Saarländer eigentlich suspekt. Clemens schätzt seine Heimat und die Ruhe. Ginge es nach ihm, würde er am liebsten immer nur Pfeile werfen und die mit seinem Profisportler-Dasein verbundenen Medienpflichten so klein wie möglich halten.

Wenn er das Drama gegen den kunterbunten Wright als „eine der großartigsten Nächte in meinem Darts-Leben“ bezeichnet, ist das bei Clemens schon ein mittelgroßer Gefühlsausbruch. 

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