Mannheim. In der Weihnachtszeit hat man alle Hände voll zu tun – das ist in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) nicht anders, als im wahren Leben. Da ist es gut zu wissen, wenn man jemanden an seiner Seite weiß, der anpacken kann und auch mal die unangenehmeren Arbeiten erledigt. Einen Typen also wie etwa Tobias Fohrler.
Der Adler-Verteidiger ist keiner, der für die technischen Höhepunkte oder die Tore in einem Spiel sorgt, er glänzt mit anderen Fähigkeiten. Fohrler schont auf dem Eis weder sich noch seinen Gegner und räumt vor dem eigenen Tor kompromisslos auf. „Ich versuche einfach meinen Job so gut wie möglich zu erledigen. Und das bedeutet: Niemanden durchlassen und niemanden an unsere Torhüter ranlassen“ sagte Fohrler über sich selbst.
Sein Cheftrainer Dallas Eakins wurde da schon deutlicher: „Tobi ist ein Krieger“, betonte er auf den deutschen Nationalspieler angesprochen und erläuterte: „Ich bin mir gar nicht sicher, wie viele Spiele er für uns bisher bei voller Gesundheit bestritten hat. Irgendein Körperteil ist bei ihm immer ein bisschen lädiert, denn er arbeitet unheimlich hart, blockt sehr viele Schüsse und ist zudem ein verdammt guter Teamkamerad.“
Fohrler und Eakins: Der Weg zu drei Siegen in Folge
Bei der Partie am 29. November in Schwenningen schwoll bei Fohrler nach einem geblockten Schuss das Knie übergroß an. Der 1,95 Meter große sowie 105 Kilogramm schwere Modellathlet spielte die Begegnung zwar zu Ende, Eakins nahm den Defensivspezialisten aber für die folgende Partie gegen München aus dem Kader. „Zum einen, weil ich ja noch Spieler in der Hinterhand hatte, zum anderen, weil ich Tobi einen Tag mehr zur Regeneration geben wollte“, erläuterte Eakins. Eine Maßnahme, die Fohrler „gar nicht gefiel“ wie Eakins mit einem kleinen verschmitzten Grinsen berichtete.
Die Mannschaft an erster Stelle stehen haben, sein Herz bei jedem Wechsel auf dem Eis lassen und für die eigene Sache brennen sind Eigenschaften, die Eakins sehen möchte - und die den Adlern in den jüngsten drei Spielen zu drei Siegen verhalfen - wohlgemerkt mit nur einem einzigen Gegentreffer. „Klar gibt es noch Sachen, die wir besser machen müssen, aber ich finde, wir sind auf einem guten Weg“, unterstrich Fohrler, der laut eigener Aussage „sehr glücklich“ über seinen Wechsel in die Kurpfalz ist.
Fohrler und Kälble: Vom Jugendteam zum Verteidiger-Paar
Das liegt zum einen am Team. „Wir sind eine super Truppe und haben eine hohe Energie im Training. Das hört sich immer nach einer Floskel an, wenn man sagt, dass man jeden Tag besser werden möchte, aber das ist bei uns tatsächlich so“, betonte Fohrler. Zum anderen, kennt sich der 27-Jährige in Mannheim bereits bestens aus. Der Rechtsschütze wechselte bereits im Alter von 12 Jahren aus Köln in die Kurpfalz und spielte in der Jugend vier Jahre lang für die Schülermannschaft des Mannheimer ERC. Schon damals an seiner Seite war sein heutiger Teamkamerad und Reihenkollege Lukas Kälble.
„Lukas ist seit damals mein bester Freund. Wir waren zusammen in einer Klasse, haben in einem Team gespielt und den ganzen Tag zusammen verbracht. Er war damals fast so wie ein Bruder für mich“, sagte Fohrler. Und auch nachdem sich die Wege, der beiden trennten – Fohrler ging später für neun Jahre in die Schweiz, Kälble spielte acht Jahre in den USA - hielten sie stets Kontakt und stehen nun seit dieser Saison gemeinsam in der Mannheimer Defensive auf dem Eis. „Wenn uns einer damals gesagt hätte, dass wir mal zusammen bei den Adlern als Verteidiger-Paar auflaufen, dem hätten wir gesagt, dass er nicht ganz dicht ist“, sagte Fohrler während er sich mit dem Zeigefinger gegen die Schläfe tippt.
Die Adler Mannheim: Wichtige Spiele gegen Top-Konkurrenten
Mit 58 Gegentoren nach 24 Spielen stellen die auf dem vierten Tabellenplatz stehenden Adler die zweitbeste Defensive der Liga. „Jetzt haben wir ein knackiges Programm vor der Brust. Das sind unsere direkten Konkurrenten“, betonte Fohrler. Und in der Tat: Mit Köln, Berlin, München und Bremerhaven kommen an den beiden folgenden Wochenenden Mannschaften auf die Mannheimer zu, die in der Tabelle in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Adlern liegen. Den Anfang machen dabei mit ihrem Gastspiel am Freitagabend (19.30 Uhr) die Haie aus Köln, ehe am Sonntag (14 Uhr) die Reise zum Titelverteidiger Eisbären Berlin ansteht.
Für Fohrler, der aus der Umgebung von Köln stammt, ist vor allem der Freitag ein ganz besonderes Duell. „Auf jeden Fall, auch wenn ich nie für die Haie als Profi gespielt habe. Aber ich habe dort meine ersten Schritte im Eishockey gemacht, meine Freunde und Familie werden zudem zum Zuschauen kommen, das ist sehr besonders für mich“, sagte er und ergänzte: „In den kommenden Spielen können wir uns beweisen.“ Das macht Fohrler ohnehin schon in jedem einzelnen Spiel.
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