Mannheim. Aufwand und Ertrag standen in den vergangenen Jahren in keinem guten Verhältnis bei den Adlern Mannheim. Entsprechend hat der achtfache deutsche Eishockeymeister nach der überschaubaren vergangenen Saison einen großen Umbruch hinter sich gebracht. Neben zahlreichen Spielern ist auch das Trainerteam um Cheftrainer Johan Lundskog sowie seine Assistenten Curt Fraser und Jeff Hill neu in der Kurpfalz. Zudem haben die Blau-Weiß-Roten für die Trainingseinheiten neben dem Eis mehr Personal dazu geholt. „Die kommende Saison steht unter dem Motto der Veränderung“, betonte Adler-Geschäftsführer Matthias Binder deshalb auch auf der Saisoneröffnungspressekonferenz am Montag.
Zunächst blickte Binder aber in den Rückspiegel: „Wir wussten vor der vergangenen Spielzeit nicht, wie es mit der Rückkehr der Zuschauer laufen wird. Wir hatten in der Saison 2021/2022 coronabedingt nur eine Auslastung von 45 Prozent. Entsprechend habe ich mit einem schwierigen Unterfangen gerechnet - Gott sei Dank habe ich mich geirrt“, sagte der Geschäftsführer.
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Letztlich strömten im Schnitt knapp über 10 700 Fans (inklusive der sechs Play-off Heimspiele) in die Mannheimer SAP Arena. Die Adler befinden sich damit wieder auf einem guten Niveau und wollen dieses laut Binder „auch halten“.
Wichtiger Punkt: Kommunikation
Bisher 6930 verkaufte Dauerkarten - und damit über 500 mehr als in der vergangenen Saison - sind zum einen ein gutes Indiz dafür, dass dies problemlos gelingen könnte und zum anderen, dass die Fans den Adlern auch eine eher enttäuschende Saison verzeihen. Dessen ist sich auch Binder bewusst: „Trotz großer und berechtigter Kritik an unserer sportlichen Leistung zieht das Umfeld mit“, betonte er.
Kritik, die sich die Verantwortlichen durchaus zu Herzen nahmen. Denn Binder wählte in der Folge auch ungewöhnlich scharfe Worte als er auf die vergangenen Saison intensiver einging. „Wir sind mit den Leistungen nur bedingt zufrieden, haben unser Ziel, das Endspiel zu erreichen, trotz sehr guter Voraussetzungen verpasst. Zudem haben wir zehn Spiele zu Hause verloren, da müssen wir deutlich stabiler auftreten“, forderte der Geschäftsführer, gab gleichzeitig aber auch Fehler zu. „Wir haben manche Situationen falsch eingeschätzt“, sagte er, ohne näher darauf einzugehen.
Dies hatte aber zumindest zur Folge, dass die Geschäftsführung zusammen mit der sportlichen Leitung um Sportmanager Jan-Axel Alavaara alles hinterfragte und viele Punkte veränderte. Angefangen beim Trainerteam, das von Binder für ihre bisherige Arbeit in den höchsten Tönen gelobt wurde. „Ein wichtiger Punkt ist für uns die Kommunikation. Also: Wie gehen wir mit den Spielern um, wir erklären ihnen, was wir vorhaben und wie wir sie auf unserem gemeinsamen Weg mitnehmen möchten“, holte Binder aus und ergänzte mit Blick Richtung der Ex-Trainer: „Wir sind jetzt schon auf einem ganz anderen Level, was die Kommunikation angeht als in den Jahren zuvor - und dafür gebührt unserem Trainerteam der größte Dank.“
Cheftrainer Lundskog, der sich dank seines Alters von 38 Jahren „gut in die Situationen und Lebensphasen der Spieler hineinversetzen“ kann, betonte bereits bei seiner Vorstellung Mitte Mai, dass er ein Freund klarer Kommunikation ist und dabei nichts dem Zufall überlässt. Im Sommer schaute er sich deshalb auch unzählige Videos von den verbliebenen und neuen Adler- Spielern an, um so einen ersten Eindruck seiner neuen Mannschaft zu gewinnen. Auf die Frage dieser Redaktion, ob er nach den ersten Trainingseinheiten Überraschungen erlebt habe, antwortete er: „Keine negativen. Natürlich gibt es gewisse Punkte wie Charakter oder Führungsqualitäten, die man auf dem Video nicht erkennen kann, aber da ist alles sehr gut“, sagte Lundskog. „Einzig Denis Reul hat mich überrascht“, schob der Schwede mit kanadischem Pass dann doch noch lachend ein. „Ich habe ihn nach dem Videostudium nicht so schnell erwartet, wie er tatsächlich ist“, sagte er augenzwinkernd.
Nach „intensiven und temporeichen“ Einheiten möchte Lundskog seine Spieler aber nun endlich bei einem Spiel auf dem Eis sehen. „Wir spielen seit zwei Wochen nur gegeneinander. Es wird Zeit“, sagte er. Die erste Gelegenheit dazu ergibt sich am Donnerstag (19 Uhr), wenn die Adler in ihrem Kurztrainingslager in Kitzbühel auf Ligakonkurrent Iserlohn Roosters treffen, ehe es am Sonntag (15 Uhr, Kitzbühel) zum Duell mit Red Bull Salzburg kommt. „Da können wir dann schon mal sehen, wie schnell wir unsere Inhalte weiter vertiefen können“, sagte Lundskog.
Vertragsgespräch mit Alavaara
Für den Österreich-Trip stellte Alavaara, dessen Vertrag nach dieser Saison zwar ausläuft, mit dem Binder aber auch schon einen Gesprächstermin über eine Verlängerung ausgemacht hat, dem Trainerteam einen gewohnt tiefen Kader mit zwei Torhütern, neun Verteidigern und 15 Stürmern zur Verfügung. Mit diesen soll laut Alavaara dann ab dem kommenden Montag vier Wochen lang individuell, auf und neben dem Eis trainiert werden. Der Grund: Die Adler hatten in der Vergangenheit immer wieder mit zahlreichen Verletzungen zu kämpfen. „Um diesen besser vorzubeugen, haben wir unser Personal für das Training neben dem Eis erweitert, um so optimal auf jeden einzelnen Spieler eingehen zu können“, erläuterte Alavaara.
Keine Frage, die Ambitionen - und die entsprechenden Voraussetzungen - sind in Mannheim gewohnt hoch. Nun haben sie vieles geändert, damit auch der Ertrag am Ende der Saison wieder stimmt.
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