Miami/Mainz. Duftnote bei der DFB-Premiere: Für Joachim Löw zählt der Mainzer Neuling Nicolai Müller zu den Spielern, die während der USA-Reise bislang einen guten Eindruck hinterlassen haben. "Er ist sehr ehrgeizig, laufstark und ein ausgezeichneter Konterspieler", erklärte der Bundestrainer vor dem heutigen Spiel gegen Ecuador (20.30 Uhr MESZ, ARD) in Boca Raton. Deshalb stellte Löw dem 25-Jährigen sein Nationalelf-Debüt in Aussicht: "Er wird sicher einmal spielen, vielleicht auch schon gegen Ecuador - von Beginn an allerdings nicht."
Der Flügelflitzer der Nullfünfer hat seine Chance im DFB-Dress, die er wegen der Absagenflut der arrivierten Nationalspieler bekommen hat, genutzt. Jetzt fehlt noch ein Ausrufezeichen bei seiner Länderspiel-Premiere. "Diese Reise ist für mich eine tolle Erfahrung. Hier sind alle Top-Profis und es herrscht ein sehr hohes Leistungsniveau. Ich kann jeden Tag dazulernen. Insgesamt hat mich die Mannschaft sehr gut aufgenommen und ich fühle mich wohl", berichtet Müller über seine ersten Erfahrungen als Nationalkicker.
Kontinuierliche Entwicklung
Die Zeit im tropisch-heißen Florida ist auf jeden Fall etwas Besonderes für den trickreichen Mann auf der Mainzer Außenbahn, der 2008/2009 eine Saison in der 3. Liga für den SV Sandhausen spielte. Der Bundestrainer nutzt die Gelegenheit zu intensiven Gesprächen mit dem Neuling. "Er redet immer wieder mit mir und gibt mir Hinweise, was ich noch verbessern kann oder wie ich taktisch spielen soll", erklärt Müller. "Es hat mich schon überrascht, dass ich hier dabei sein kann, aber natürlich habe ich mich auch sehr gefreut. Jetzt will ich mich in der Nationalmannschaft beweisen und gebe jeden Tag und in jedem Training Gas."
Dass seine Entwicklung als Fußballer kontinuierlich und nicht explosionsartig verlief, empfindet der 25-Jährige mittlerweile als hilfreich. "Es hat mir sicher gut getan, mich Schritt für Schritt zu entwickeln. Es ist schon ein ganz schöner Sprung von der 3. Liga in die Bundesliga. Daher war es gut, dass ich diesen nicht auf einmal machen musste", sagt der Mainzer.
Sich auf dem Erreichten auszuruhen, kommt für Müller jedoch nicht infrage. In Mainz unter Trainer Thomas Tuchel hat er gelernt, dass er sich in jedem Training aufs Neue beweisen muss. "Es ist natürlich harte Arbeit, aber es ist auch ein tolles Gefühl, wenn diese anerkannt wird, zum Beispiel durch die Nominierung", meint Müller.
Über einen Einsatz gegen Ecuador würde er sich freuen, warnt aber zugleich davor, den Gegner auf die leichte Schulter zu nehmen. "Sie spielen eine tolle Qualifikation in Südamerika, das wird für uns sicher kein leichtes Spiel. Sie sind spielerisch und läuferisch sehr stark, sicherlich stärker als mancher ihnen zutraut." Worte, die der Bundestrainer sicher wohlwollend zur Kenntnis nimmt, denn auch er warnt davor, den Gegner zu unterschätzen. "Es werden alle Spieler des Kaders zum Einsatz kommen. Es ist hier sehr heiß und daher kann es gut sein, dass wir die Wechselkontingente voll ausschöpfen werden", kündigt Löw an.
Nach dem weltweit gelobten "German Final" in der Champions League "wird der Fokus jetzt wieder langsam auf die Nationalmannschaft kommen. Es steht natürlich in Deutschland noch das Pokalfinale an. Aber wir werden mit unseren Länderspielen hoffentlich wieder Highlights setzen", erklärt Manager Oliver Bierhoff. Gerade auf die erfahrenen Kräfte im Aufgebot wie Lukas Podolski setzt Löw im ersten der zwei Länderspiele im Land der unbegrenzten Möglichkeiten - das zweite folgt am Sonntag gegen die von Klinsmann gecoachte USA.
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