Boxen - Nach dem frühen Aus in Rio visiert der Heidelberger Fliegengewichtler die Spiele 2020 in Japan an

Touba tief enttäuscht

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Martina Farmbauer
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Hamza Touba (links) hatte gegen den Franzosen Elie Konki einen schweren Stand und verlor glatt.

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Rio de Janeiro. Mit gesenktem Kopf ging Hamza Touba durch die Mixed Zone und sagte nur kurz: "Ich komme noch einmal zurück." Als dies dauerte, fingen die wenigen Journalisten, die warteten, an zu glauben, dass der Fliegengewichtsboxer ihnen keine Rede und Antwort mehr stehen würde. Man hätte das Verhalten, aus einer ersten Enttäuschung heraus, verstehen können. Es war schließlich nicht irgendein Kampf gewesen, den der Heidelberger kurz zuvor eindeutig gegen Elie Konki aus Frankreich mit 0:3 verloren hatte, sondern in der ersten Runde bei Olympia. Und der Traum, "es meinem Trainer gleichzutun und mindestens die Bronzemedaille zu holen" war geplatzt. Zoltan Lunka hatte Bronze in Atlanta 1996 geholt.

Touba hatte sich akribisch vorbereitet, reiste sogar später in Rio an und nahm nicht an der Eröffnungsfeier teil. Er war in Brasilia, um sich ganz auf den Kampf zu konzentrieren. Auch die Freude, die er braucht, um weit zu kommen, sei da gewesen. Und es habe Spaß gemacht, vor diesem Publikum zu kämpfen. Insgesamt waren die Zuschauerränge in der Halle zwar wie bei vielen Wettkämpfen dieser Spiele spärlich besetzt. Aber "Hamza, Hamza" schallte es immer wieder aus dem kleinen deutschen Block.

Aus der Ferne unterstützte ihn seine Frau Pinar, die auch Boxerin ist, sich aber nicht für Olympia qualifizierte. Von einer Reise nach Rio als Edelfan sah sie schließlich wegen des Zika-Virus ab. Sein Bruder Mimoun, der lange in Neuss in der Bundesliga gerungen hat, wo die beiden aufgewachsen sind, schrieb aufbauende Nachrichten.

"Er weiß, wie es ist, Leistungssport zu machen, deshalb hat man dann noch engeren Kontakt als sonst, weil er einen auch versteht und mitfühlt", sagte Hamza Touba. Starke Rückendeckung von Familie und Fans hatte Touba also.

So fiel es ihm schwer, zu sagen - außer dass es ein enger Kampf und natürlich ein starker Gegner gewesen war - , woran es lag, dass er verloren hatte. Dazu war der Kampf, auf den er in den vergangenen Tagen, Monaten und Jahren hingearbeitet hat, in diesem Moment noch zu nah.

Das Los spielt keine Rolle

Touba wollte den Kampf deshalb mit seinem Trainer noch analysieren. Jedenfalls übernahm er die Verantwortung dafür. Touba sagte: "Ein gutes oder schlechtes Los, das gibt es bei Olympischen Spielen nicht. Das sind alles top erfahrene Leute, die man von Europameisterschaften, Weltmeisterschaften kennt."

Und auch das Urteil der Kampfrichter ließ er stehen. Nach dem Olympia-Fehlstart mit vier Niederlagen in vier Kämpfen war Michael Müller, dem Sportdirektor des Deutschen Boxsport-Verbandes, der Kragen geplatzt und er beschwerte sich über die Punktrichter. Schwergewichtler David Graf, ein Sportfreund Hamza Toubas aus gemeinsamen Zeiten in Heidelberg, hatte sich sehr deutlich geäußert. "Für mich persönlich habe ich diesen Kampf nicht verloren und jeder, der was vom Boxen versteht, wird es nicht anders sehen. Die Punktrichter haben es anders gesehen", schrieb er da. Verdächtigungen über Absprachen gibt es bei Olympia immer wieder, wie das Internetportal "GloboEsporte" auch in Rio berichtete. Als Touba aus seinem Kampf kam, fand er die Entscheidung "in Ordnung".

Wie es nun weitergeht, darüber hat er sich noch keine Gedanken gedacht. Lunka und Touba hatten sich die kommenden Tage schließlich anders ausgemalt. Aber die ferne Zukunft im Fernen Osten, die hat Hamza Touba schon im Blick. Er sagte: "Ja, Tokio 2020, nicht? Ich bin noch jung, 24, und ich sag mal, gerne."

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