Fußball - Seit dieser Saison wirbt die Immobilienfirma Tiberius auf dem Trikot des SV Waldhof, doch das Geld steht offenbar noch aus.

Zahlt der Trikot-Sponsor dem SV Waldhof kein Geld?

Von 
Alexander Müller
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SVW-Geschäftsführer Markus Kompp (v.l.), Ardian Zekaj und Bekim Krasniqi von Tiberius Immobilien, Präsident Bernd Beetz und Aufsichtsratschef Christian Beetz. © SVW

Mannheim. Das Telefonat mit Bekim Krasniqi dauert 32 Sekunden. „Dazu sage ich gar nichts. Bitte rufen Sie mich nie wieder an wegen dieser Sache“, sagt der Geschäftsführer von Tiberius Immobilien. Und legt auf. Weil er auf eine bestimmte Frage nicht antworten möchte: Hat der neue Rückensponsor des SV Waldhof bisher nichts an den Mannheimer Fußball-Drittligisten gezahlt?

Im vergangenen Sommer ist das Immobilien-Unternehmen aus Leimen an prominenter Stelle auf dem Trikot des SVW eingestiegen, nach Informationen dieser Redaktion ist bislang aber kein Cent der vertraglich vereinbarten Summe von rund 120 000 Euro überwiesen worden.

Rückblende. Am 24. Juli 2021 verschickt der SV Waldhof eine Pressemitteilung. „Die Gespräche mit den Verantwortlichen verliefen jeweils sehr positiv. Man merkt, dass das Interesse am SV Waldhof Mannheim immer weiter wächst und wir grundsätzlich immer mehr Partner für den SVW begeistern können. Wir sind sehr glücklich, mit einem Haupt-, Ärmel- und Rückensponsor in die neue Saison starten zu können“, lässt sich Geschäftsführer Markus Kompp zitieren. Passend dazu ein Bild, auf dem sich er, Präsident Bernd Beetz, Aufsichtsratschef Christian Beetz sowie die beiden Tiberius-Vertreter Bekim Krasniqi und der als Firmengründer vorgestellte Ardian Zekaj über den Abschluss der Vereinbarung freuen.

Kompp schmallippig

Acht Monate später hört man aus gut informierten Kreisen im Vereinsumfeld, dass von dem versprochenen Geld nie etwas angekommen ist. Auf einen Fragenkatalog dieser Redaktion zum Sponsoring von Tiberius äußert sich Kompp nur schmallippig. Wie kam der Kontakt zum Rückensponsor zustande? Sind bisher überhaupt Zahlungen eingegangen? Wurde der neue Partner im Vorfeld auf seine Seriosität durchleuchtet? Sind rechtliche Schritte geplant, um die zugesagten Gelder notfalls einzuklagen? Kompp antwortet nur mit einem Satz. Wieder und wieder. Der gleiche Wortlaut, wieder und wieder.

„Über Sponsoringvereinbarungen, wie diese zustande kommen, was diese beinhalten und wie diese umgesetzt werden, geben wir keine Auskunft.“ Und würde er den Vertrag mit Tiberius mit seinem heutigen Wissen noch einmal unterzeichnen? „Wir freuen uns über jeden Partner, welcher den SV Waldhof auf seinem ambitionierten Weg unterstützt.“ Was Kompp allerdings nicht sagt: ob Tiberius zahlt.

Die Frage, wen sich der Verein da ins Sponsoren-Boot geholt hat, bleibt unbeantwortet. Wer sich im Umfeld des SV Waldhof auf Spurensuche begibt, wie und aus welchen Motiven der Tiberius-Deal zustande kam, stößt nach Informationen von Insidern auf den gleichen Mittelsmann, der schon den Kontakt zwischen Präsident Beetz und dem kosovarischen Baulöwen Behgjet Pacolli hergestellt haben soll, als der SVW-Mäzen mit Pacolli über dessen Beteiligung bei einem möglichen Stadionneubau gesprochen haben soll – was Beetz dementiert. Es ist ein Event-Manager mit exklusiver Adresse oberhalb des Heidelberger Schlosses, der vor Jahren Konzerte mit Xavier Naidoo veranstaltete und jetzt als eine enge Vertrauensperson von Beetz in geschäftlichen Angelegenheiten gilt. Bei Waldhof-Heimspielen ist der Unternehmer regelmäßiger Gast im VIP-Bereich des Carl-Benz-Stadions.

Vielleicht erklärt diese persönliche Verbindung des Präsidenten Kompps Zurückhaltung beim Thema Tiberius. Weitere Recherchen zur „Tiberius Immobilien GmbH“ werfen auf jeden Fall Fragen auf. Im Handelsregister ist keine Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) aufgeführt, die Aufschluss über die Geschäftsaktivitäten geben könnte. Eine GuV muss Tiberius als sogenannte Kleine Kapitalgesellschaft auch nicht ausweisen.

Karge Internet-Präsenz

Eine Bedingung dafür, im Unternehmensrecht als Kleine Kapitalgesellschaft firmieren zu dürfen, ist eine Bilanzsumme von unter sechs Millionen Euro. Tiberius-Geschäftsführer Bekim Krasniqi ist zudem als Chef eines Hausmeister- und Gebäudeservice eingetragen, dessen Zentrale sich an der gleichen Adresse wie Tiberius in Leimen befindet. Die karge Web-Präsenz des Waldhof-Sponsors bietet bis auf die Firmenadresse und eine Kontakt-Telefonnummer wenig Informationen, mehrere Immobilien-Experten und Makler aus dem Raum Leimen/Nußloch versichern auf Nachfrage, noch nie von Tiberius gehört zu haben. Das alles hinterlässt einen merkwürdigen Eindruck. Nicht nur, weil Bekim Krasniqi nach 32 Sekunden wieder aufgelegt hat.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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