Mannheim. Als der SV Waldhof Anfang Juli in die Vorbereitung zur neuen Saison in der 3. Liga startete, fehlten sechs Profis beim Trainingsauftakt. „Wir haben diese Spieler freigestellt, damit sie sich einen neuen Verein suchen können“, sagte Mannheims Sportchef Anthony Loviso damals über die Torhüter Jan-Christoph Bartels und Lucien Hawryluk sowie Minos Gouras, Jonas Albenas, Jesaja Herrmann und Angelo Gattermayer. Tim Sechelmann durfte zwar mit den Profis trainieren, hätte aber dem Vernehmen nach bei einem entsprechenden Angebot ebenfalls den Verein verlassen dürfen. Knapp dreieinhalb Monate und einen Trainerwechsel von Marco Antwerpen zu Bernhard Trares später hat sich die Situation der Aussortierten ganz unterschiedlich entwickelt. Der Überblick
Jesaja Herrmann
Der beim SVW weitgehend glücklose Angreifer (21 Einsätze/3 Tore) wechselte in die 2. österreichische Liga zu SKU Amstetten. Dort läuft es für den 24-jährigen Kieler wieder besser. In zehn Pflichtspielen erzielte der Sohn des früheren Bundesliga-Profis Charles Akonnor (VfL Wolfsburg) fünf Tore.
Angelo Gattermayer
Nach Mannheim kam der österreichische U-21-Nationalspieler im Sommer 2023 mit großen Erwartungen, fasste aber nie Fuß. Deshalb zog es Gattermayer zurück in die Heimat. Schon in der vergangenen Rückrunde war er zum jetzigen Herrmann-Club Amstetten ausgeliehen, jetzt kommt der 22-jährige Außenstürmer auf regelmäßige Einsatzzeiten in der Bundesliga beim Wolfsberger AC (11 Pflichtspiele/2 Tore). Auch in der U21 seines Landes feierte der Wiener sein Comeback. „Ich glaube schon, dass ich der Mannschaft weiterhelfen hätte können, wenn ich in Top-Form gewesen wäre und das Vertrauen bekommen hätte“, sagte er dieser Redaktion im Rückblick auf seine Mannheimer Zeit.
Jonas Albenas
Nach langem Hin und Her bekam der 22-jährige Außenverteidiger aus dem französischen Metz zu Beginn der vergangenen Saison einen Drei-Jahres-Vertrag beim SVW. Doch nachdem Antwerpen im Januar 2024 von Rüdiger Rehm das Traineramt in Mannheim übernommen hatte, war Albenas komplett außen vor. Einen neuen Verein hat er bisher nicht gefunden, am Profitraining nimmt er ebenfalls nicht mehr teil. Stattdessen hört die Realität des Franzosen auf Namen wie Türkspor Mosbach, SG Kirchheim oder FC Astoria Walldorf II, wenn er regelmäßig für die U21 des Waldhof in der Verbandsliga spielt.
Lucien Hawryluk
Der Keeper verlor seinen Stammplatz noch unter Antwerpen nach einem Fehler im Auswärtsspiel bei Viktoria Köln am 9. März (2:2). Danach sank sein Stern schrittweise. Im internen Torhüter-Ranking beim Waldhof steht Hawrlyuk, der nach einer Verletzung bis Anfang Oktober in der Reha war, nur noch auf dem vierten Platz. Mit Blick auf seine Karriere sollte der 24-jährige Dortmunder spätestens im Winter-Transferfenster eine neue Herausforderung suchen.
Jan-Christoph Bartels
Die Ausgangslage von Bartels unterschied sich vor dem Saisonstart nicht von der Hawryluks. Aber der Wiesbadener kämpfte sich durch eine persönlich „schwere Zeit“ und ist vom Aussortierten wieder zur Nummer eins geworden. Seit dem 1:1 in Rostock am 14. September steht der Kumpel von Kapitän Marcel Seegert für Omer Hanin wieder zwischen den Pfosten beim SVW, auch Trares revidierte diese Entscheidung seines Vorgängers Antwerpen nicht. Und Bartels überzeugt mit starken Leistungen: Nach dem 1:0 gegen RW Essen am achten Spieltag berief ihn das Fachmagazin „Kicker“ in die Drittliga-Elf des Spieltags. Es war kein einfacher Sommer, aber das ist das Dasein eines Profis. Wir wissen alle: Man hat in dem Geschäft vielleicht 10 oder 15 Jahre. Es war schwer, aber ich bin auch ein Stück weit ein Stehaufmännchen“, sagte Bartels im Rückblick.
Tim Sechelmann
Dem Münsteraner erging es ähnlich wie Bartels. Erst verschmäht, jetzt wieder gefragt. Unter Antwerpen spielte der Verteidiger am Ende gar keine Rolle mehr und musste sogar einmal in der Verbandsliga-Mannschaft aushelfen. Doch Sechelmann blieb ruhig – und wurde vom neuen Trainer Trares quasi wiederentdeckt. „Ich habe gleich gesehen, dass das ein Linksverteidiger ist“, sagte der neue SVW-Coach nach seinem Premierensieg gegen Osnabrück (3:2). „Man lernt aus dieser Zeit. Man bleibt dran, macht das, was einem gesagt wird. Man versucht, sich fit zu halten und da zu sein, wenn man gebraucht wird“, sagte Sechelmann, der zurzeit mit muskulären Problemen aussetzen muss. Unter dem „anderen Trainer“, gemeint ist Antwerpen, sei es „anstrengend für mich gewesen“.
Minos Gouras
Als Minos Gouras am Mittwoch den Trainingsplatz am Alsenweg verließ, war das Lächeln zurück im Gesicht des Dribblers. „Totgesagte leben länger“, hatte der Pfälzer am Wochenende zuvor bei Instagram unter ein Bild geschrieben, das ihn vor dem Spiel in Sandhausen auf dem Rasen zeigt. Beim SVS stand Gouras erstmals in dieser Saison wieder im Spieltagskader des SVW in der 3. Liga. Noch unter Antwerpen hatte der gebürtige Speyerer nach Informationen dieser Redaktion auf juristischem Wege seine Teilnahme am Profitraining erwirken müssen. Unter Trares ist er jetzt wieder „vollwertiges Mitglied der Mannschaft“, wie sein Berater Anatasios Maragozidis erklärte. „Minos hat keine goldenen Löffel in der Kabine geklaut und sich nie etwas zuschulden kommen lassen. Seit Antwerpen weg ist, gibt es keine Probleme mit dem Verein mehr“, ergänzte er. Gouras wolle sich nun unter Trares sportlich durchsetzen. „Neuer Trainer, neue Chance. Minos hätte auch etwas anderes machen können, aber er identifiziert sich hundertprozentig mit dem Waldhof und ist keiner, der beim ersten Gegenwind gleich abhaut“, sagte Maragozidis.
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