München/Mannheim. Es gibt sicher dankbarere Gelegenheiten für einen 22-jährigen Nachwuchstorwart, sein Profi-Debüt zu feiern, als bei einem formschwachen Drittligisten wie dem SV Waldhof, dessen Problemzone bei nunmehr 64 Gegentoren unübersehbar in der Defensive liegt und der mit einer enttäuschenden Leistung nach der nächsten dem Saisonende entgegentrudelt. Aber Lucien Hawryluk konnte es sich nicht aussuchen.
Stammkraft Jan-Christoph Bartels wegen leichter Gehirnerschütterung ausgefallen
Deshalb gab es entsprechend kein Zögern und bekanntermaßen auch keine Alternativen. Dass Stammkraft Jan-Christoph Bartels für die Partie beim TSV 1860 München wegen einer leichten Gehirnerschütterung ausfallen würde, war schon unter der Woche klar. Dann meldete sich auch noch Morten Behrens mit Nackenproblemen ab. Deshalb blieb nur noch Hawryluk übrig, der beim erneut ernüchternden 1:3 (0:3) in München zwar gleich drei Gegentore kassierte, die Erfahrung im Grünwalder Stadion allerdings nicht komplett in die Kategorie „Lehrgeld“ einordnen wollte.
„Dass wir zur Pause schon 0:3 hintenliegen, damit habe ich natürlich nicht gerechnet. Aber wir haben da eben auch einiges zugelassen“, blickte der junge Keeper auf den ersten Durchgang, in dem sich die Waldhöfer bereits um alle Chancen brachten, die letzten Eindrücke der Saison noch etwas positiver zu gestalten - mit allen noch nicht absehbaren Folgeerscheinungen.
Doch abgesehen davon war der ganze große Druck aufgrund der tabellarischen Situation schließlich nicht mehr gegeben und Hawryluk konnte trotz des enttäuschenden Endergebnisses doch noch einiges für sich mitnehmen.
Haywryluks Geduld zahlt sich aus
„Ein Freitagabendspiel unter Flutlicht in so einem Stadion bei einem Traditionsverein wie 1860 München - das mal auf dem Platz kennenlernen zu dürfen, war schon wertvoll und für dieses Vertrauen bin ich sehr dankbar. Da kommt in der 3. Liga schließlich nicht mehr viel“, sog der gebürtige Dortmunder gerne die Atmosphäre im Grünwalder Stadion auf. „Das macht Lust auf mehr“, sagte die bisherige Nummer drei der Mannheimer, die in der nächsten Saison hinter der designierten Nummer eins Bartels in der Torhüter-Hierarchie eine Stufe aufrücken wird und sich damit ein Stück näher Richtung Spielpraxis bewegt.
„Auch vor diesem Hintergrund war das wichtig“, schätzte Haywryluk seine ersten 90 Minuten im Profi-Bereich ein, die nur am Ergebnis gemessen etwas danebengingen. Und schließlich musste der Nachwuchskeeper nicht nur den Ball aus dem Netz holen, sondern verhinderte teilweise noch Schlimmeres. „Er hat seinen Part ordentlich erfüllt“, attestierte ihm deshalb auch Trainer Christian Neidhart ein gutes Debüt, legte aber ebenfalls den Fokus auf die äußeren Umstände: „Einen besseren Einstand als in so einem Stadion kannst du nicht kriegen - unabhängig vom Ergebnis.“
Der in der Jugend von Borussia Dortmund ausgebildete Hawryluk musste sich lange gedulden, bis es für ihn auf die Profi-Bühne ging. Im Sommer 2021 hatte sich der 22-Jährige nach einem Jahr ohne Verein den Mannheimern angeschlossen und stand seitdem im Schatten von Timo Königsmann, Bartels und Behrens. In den nun fast zwei Jahren beim SVW sammelte Hawryluk lediglich zehn Mal in der Verbandsliga Spielpraxis. 29 Mal stand er in der aktuellen Spielzeit im Kader, kam aber nie zum Einsatz.
Lucien Hawryluk sieht seine Zukunft in der Kurpfalz
Zweifel sind bei dem ehemaligen A-Jugendmeister von 2019 - damals im Trikot von Borussia Dortmund - während dieser Zeit aber nie aufgekommen. „Als Torwart muss man eben manchmal auch sehr geduldig sein und auf seine Chance warten“, beschreibt der Youngster die Situation bei den Schlussmännern, auf deren Position eben nicht ständig gewechselt wird. „Aber ich konnte die Zeit nutzen, um mich weiterzuentwickeln“, sieht der Keeper mit Gardemaß (1,92 Meter) seine Zukunft weiter in der Kurpfalz, wo er sich inzwischen bestens eingelebt hat.
Nicht zuletzt deshalb hat er erst kürzlich seinen auslaufenden Vertrag beim SVW verlängert „Aufgrund seiner guten Leistungen im Trainingsbetrieb, in Testspielen und bei der U 23 trauen wir ihm weitere Entwicklungsschritte zu. Das hat er sich wegen seiner akribischen Arbeit verdient“, erklärte Sportgeschäftsführer Tim Schork zu dieser Personalie.
Entsprechend sieht sich Hawryluk nicht nur als Bartels’ Schattenmann. „Wir kommen gut miteinander aus, verstehen uns außerhalb des Platzes super, pflegen aber auch einen guten Konkurrenzkampf“, möchte sich Hawryluk mittelfristig nur mit dem Einsatz in München nicht begnügen. Er würde sicher auch gerne den bitteren Beigeschmack seines Debüts irgendwann wieder vergessen machen.
Das nächste Spiel: SV Waldhof gegen MSV Duisburg (Samstag, 27. Mai, 13.30 Uhr). Alle Spiele der 3. Liga live bei MagentaSport.
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