Mannheim. Sie sind die größte Fangruppe des SV Waldhof und werden „Ultras“ genannt. Nun hat der Dachverband „Pro Waldhof“ diese Gruppe, die es seit 1999 gibt, vor die Tür gesetzt (wir berichteten). In der Mitteilung von „Pro Waldhof“ hieß es dazu: „Unbefristet, mindestens solange, bis die Geschehnisse des Spielabbruchs vollständig aufgearbeitet sind.“
Damit sind erste Konsequenzen nach dem Aufstiegsspiel zur 3. Fußball-Liga vom Sonntag im Carl-Benz-Stadion gezogen. Das Spiel zwischen dem SV Waldhof und dem KFC Uerdingen war beim Stand von 1:2 erst unter- und dann abgebrochen worden. Aus einem Block waren Blendraketen abgefeuert, bengalische Feuer entfacht und Böller gezündet worden. Später kam es noch zu Krawallszenen in der Stadt. Die Polizei hatte mindestens 45 Verletzte registriert.
Verdienste über viele Jahre
Für Achim Schröder, den 1. Vorsitzenden von „Pro Waldhof“, ist die Tür zu den „Ultras“ nicht für immer zu. Im Gespräch mit dieser Zeitung sagte der 45-Jährige: „Die Ultras müssen sich selbst reinigen. Der Ball liegt bei denen.“ Schröder erläuterte, man müsse nach den Vorfällen vom Sonntag „ganz genau mit seinen Aussagen sein“. Der Vorsitzende bekräftigte, dass man sich seitens „Pro Waldhof“ sicher sei, dass Mitglieder der Ultras an den Vorgängen beteiligt gewesen seien. Schröder verwies aber auch darauf, dass „wir keine Strafverfolgungsbehörde sind“. Das sei Aufgabe von anderen, die Täter nun zu ermitteln.
Viel werde nun auch davon abhängen, wie die Gruppe reagiere. Da gebe es nach seiner Einschätzung alle Möglichkeiten von „gar nicht bis hin zu einer Auflösung“.
Der Vorsitzende des Dachverbands aller organisierten Waldhof-Fans machte deutlich, dass die „Ultras“ eine Gruppe seien, die sich über die vielen Jahre sehr verdient um den Verein gemacht hätten. Es sei um so betrüblicher, dass nun ein paar wenige von ihnen dafür gesorgt hätten, die ganze Gruppe und den Verein in Verruf gebracht zu haben. Schröder selber sagte, die Vorkommnisse vom vorigen Sonntag „sind für mich der absolute Tiefpunkt“. Und trotzdem sei es für ihn wichtig, die „Türen offen zu halten“.
In den nächsten Tagen werde es Gespräche zwischen „Pro Waldhof“ und dem Vereinsvorstand und der GmbH des SV Waldhof geben, erläuterte Schröder, ohne schon einen genauen Termin nennen zu können. „Unser aller Ziel kann und wird sein, die Fan-Szene des SV Waldhof wieder zu etwas zu machen.“
Achim Schröder ist seit dem Jahr 2015 erster Vorsitzender von „Pro Waldhof“. In dem Fan-Verein, den es seit 15 Jahren gibt, sind rund 400 Menschen Mitglied. Die „Ultras“ als – nun ausgeschlossene – Gruppe bestehen seit 1999.
DFB wertet Spiel mit 2:0
Unklar ist, wie der SV Waldhof die am Montagabend verkündeten Maßnahmen wie „Keinen Zugang zum Stadion außerhalb der Spieltage“ umsetzen will. Wie viele Schlüssel bei wem im Umlauf sind, ist nach Informationen dieser Zeitung nicht genau feststellbar. Geschäftsführer Markus Kompp sagte dieser Zeitung: „Es gibt ein Schlüsselverzeichnis. Seit ich hier bin, wurde nichts nachgemacht.“ Kompp ist seit August 2016 beim SV Waldhof. Der Geschäftsführer sagte weiter, es werde „alles geprüft, denn man kann nicht in jeden Kopf schauen“. Der Waldhof arbeitet mit ehrenamtlichen Ordnern und einem externen, bezahlten Ordnungsdienst, der vor kurzem gewechselt wurde.
Entschieden ist vom Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), dass die abgebrochene Partie – wie erwartet – mit 2:0 für die Uerdinger gewertet wird. Der DFB teilte am Dienstag mit, dass der „Verein für seine Zuschauer verantwortlich“ sei und „das Verschulden der Zuschauer dem Verein zuzurechnen“ sei. Ob Waldhof weitere Maßnahmen wie Punkteabzug in der neuen Runde oder Spiele unter Ausschluss von Publikum erwarten muss, ist offen. Das werde in den nächsten Wochen bewertet und entschieden.
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