Mannheim. Für das kleine Häuflein, das vom stolzen Drittliga-Kader des SV Waldhof übrig ist, reichte es zahlenmäßig noch nicht einmal mehr für ein Match auf dem Kleinfeld. Nachdem der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Freitag um 12 Uhr das für Samstag terminierte Drittliga-Spiel des SV Waldhof beim TSV 1860 München abgesagt hatte, absolvierten sieben Feldspieler und zwei Torhüter unter Anleitung von Co-Trainer Maximilian Mehring ersatzweise eine Trainingseinheit am Alsenweg.
Der Rest ist weg. Positiv auf Corona getestet, oder in Quarantäne als direkte Kontaktperson beziehungsweise Ungeimpfter. 17 Profis und zwei Trainer des SV Waldhof haben die zuständigen Gesundheitsämter mittlerweile aus dem Verkehr gezogen – einen derart heftigen Ausbruch hat es im deutschen Profifußball noch nicht gegeben.
Sportchef Jochen Kientz ist zunächst einmal froh, dass der DFB dem Mannheimer Antrag auf eine Absetzung des Spiels bei 1860 stattgegeben hat. „Es ist sicher die richtige Entscheidung. Wir haben schon sehr viele Betroffene“, sagte der 49-Jährige am Freitag. Stehen einem Verein weniger als 16 einsatzfähige Spieler zur Verfügung, muss der DFB die Partie absagen. Von dieser Zahl sind die Mannheimer mittlerweile meilenweit entfernt.
Am Freitag spielten sich neben den beiden Torhütern Jan-Christoph Bartels und Lucien Hawryluk nur noch Kapitän Marcel Seegert, Marc Schnatterer, Marcel Costly, Adrien Lebeau, Marco Höger, Anton Donkor und Alexander Rossipal die Bälle zu. Der angeschlagene Fridolin Wagner absolvierte ein individuelles Programm. Im Vergleich zum Donnerstagstraining waren das noch einmal drei Waldhof-Profis weniger: Gillian Jurcher, Niklas Sommer und Hamza Saghiri mussten nach Informationen dieser Redaktion auf Anordnung des Gesundheitsamts in häusliche Quarantäne, weil sie als mögliche Kontaktpersonen nicht gegen das Coronavirus geimpft oder von ihm genesen sind.
Obwohl die Gruppe immer kleiner wird, soll nach Angaben von Kientz auch über das Wochenende weitertrainiert werden – begleitet von weiteren täglichen Corona-Tests. „Die Jungs, die zum Glück noch da sind, müssen ihr Leistungslevel halten und schon noch was tun. Wir können nicht einfach Pause machen“, erklärte der Manager.
Am Samstag, 23. Oktober, steht das nächste Heimspiel gegen den FSV Zwickau auf dem Programm – zur Normalität wird der Waldhof bis dahin mit Sicherheit nicht zurückgekehrt sein. „Das kann uns dann schon noch beschäftigen. Aber wir können es nicht ändern und machen das Beste daraus. Auch das wird uns nicht umwerfen“, sagte Kientz. Selbst eine weitere Spielabsage scheint nicht ausgeschlossen.
Kompp bleibt auf Island
Kientz rechnet nicht damit, dass vor Mitte nächster Woche einige Profis ins Training einsteigen können, die zurzeit in Quarantäne sind. Offen ist zudem, wann Trainer Patrick Glöckner seine Arbeit wieder aufnehmen darf. „Wenn er gesund ist, wird er wieder da sein. Das hat momentan Priorität“, sagte Kientz. Glöckner befindet sich zurzeit in Isolation in seiner Wohnung in Frankfurt. Die Spieltags-Pressekonferenz vor Zwickau hat der SVW vom sonst üblichen Donnerstag auf Freitag verschoben. Ein Indiz, dass Glöckners Quarantäne dann beendet sein und er am Samstag auf der Bank sitzen könnte.
Aus noch weiterer Ferne als Frankfurt agiert derweil Geschäftsführer Markus Kompp in der schweren Waldhof-Krise. Der Chef der Spielbetriebs-GmbH hat trotz des heftigen Corona-Turbulenzen im Verein seinen Urlaub auf Island nicht abgebrochen, was im Umfeld des SVW teilweise für Unverständnis gesorgt hat. An der Managertagung der Drittligisten am Mittwoch nahm nach Informationen dieser Redaktion statt Kompp Geschäftsstellenleiterin Jennifer Schäfer teil.
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