Sandhausen. Stürmisch hatte das Jahr für den SV Sandhausen in der 3. Fußball-Liga mit den beiden Niederlagen in Ingolstadt und gegen Lübeck geendet, wettertechnisch ähnlich startete der Drittligist auch ins neue Jahr: Bei Dauerregen bat Trainer Jens Keller seine Profis am Mittwochvormittag zum Trainingsauftakt der kurzen Wintervorbereitung.
30 Punkte aus 20 Spielen bedeuten nach der ersten Saisonhälfte Rang acht für den Zweitligaabsteiger. Für die sportlich Verantwortlichen ein weitgehend zufriedenstellender Zwischenstand. „Wir waren auf einem sehr guten Weg. Wir haben sehr viel richtig gemacht“, sagte Trainer Jens Keller im Hinblick auf die Serie von acht ungeschlagenen Ligaspielen nach seinem Amtsantritt Ende Oktober. Wären da nicht die letzten beiden Partien gewesen, die so kurz vor der Winterpause massiv auf die Stimmung am Hardtwald gedrückt hatten - und auch über den Jahreswechsel noch nicht ganz aus den Kleidern geschüttelt wurden.
Wäsche waschen zwischen den Jahren soll dem Aberglaube nach ja Unglück bringen. „Die Hinrunde wäre gut gewesen, wenn wir die drei Punkte geholt hätten“, lautete das Fazit von Sportdirektor Matthias Imhof. Mit Blick auf die Tabelle und 13 beziehungsweise 15 Zählern Abstand auf die Aufstiegsplätze rief Imhof beim Trainingsauftakt die Jagd auf den Relegationsrang aus: „Eins und zwei sind relativ weit weg. Ich glaube, es gibt jetzt einen Kampf um den dritten Platz - und da wollen wir unbedingt dabei sein.“
SV Sandhausen will Fokus auf Defensive legen
Den Grundstein dazu will Sandhausens Trainer Keller in der Vorbereitung legen. Neben der mentalen Stärke soll dabei die Defensivarbeit im Vordergrund stehen. Sechs Gegentore aus den letzten beiden Spielen seien „deutlich zu viel“ gewesen. Jeder Einzelnen müsse laut Keller ein höheres Bewusstsein fürs Verteidigen zeigen.
Inwiefern Neuzugang Edvinas Girdvainis der Defensive von Beginn an die benötigte Stabilität verleihen kann, werden die nächsten Wochen zeigen. Denn der litauische Nationalspieler steht genau wie Patrick Greil, der von Rapid Wien nach Sandhausen kam, nicht voll im Saft. Beide hatten ihre letzten beiden Pflichtspiele im November bestritten. Für den Österreicher Greil - erst am Dienstagabend in Sandhausen angekommen - ist die kurze Vorbereitungszeit eine ungewohnte Situation. Schließlich erstreckt sich die Winterpause in Österreich über rund zwei Monate.
Entsprechend sei Greils persönliches Ziel zunächst in eine gute körperliche Verfassung zu kommen. Das erste Training bei „eigentlich gutem Fußballwetter“ sei für ihn gleich „ein sehr intensives“ gewesen.
Der 27-jährige Mittelfeldspieler lobte außerdem die Platzbedingungen. Sie sind mit ein Grund, weshalb der SVS in der Wintervorbereitung - im Gegensatz zum Nachbarn vom SV Waldhof etwa - auf ein Trainingslager verzichtet. Zusätzlich machen die milden Temperaturen dieser Tage einen Flug in die Sonne nicht erforderlich.
Rouwen Hennings noch angeschlagen
Worüber der Trainer bei aller Beachtung für die Defensive keine Worte verlor, war die lahmende Offensivabteilung. Mit 29 Treffern verbreiten die Schwarz-Weißen nicht gerade Angst und Schrecken.
Und wie schnell die Torjäger in die Spur finden, bleibt abzuwarten, denn Routinier Rouwen Hennings war nach seinem Muskelfaserriss auch am Mittwoch noch nicht in der Lage, mit der Mannschaft zu trainieren.
Zwar sei die Wade ausgeheilt, erzählte der mannschaftsinterne Toptorjäger mit seinen sechs Treffern, durch das Kompensationstraining sei nun aber die Achillessehne gereizt. Man müsse deshalb von Tag zu Tag schauen, wann der 36-Jährige wieder voll einsteigen könne. Nach der verletzungsgeplagten Sommervorbereitung läuft es für den Routinier damit erneut unrund.
Für Sturmpartner David Otto reicht es nach der im letzten Heimspiel erlittenen Muskelverletzung laut Matthias Imhof frühestens in der zweiten Trainingswoche des SV Sandhausen für ein Individualtraining.
Kommt Terrence Boyd von Kaiserslautern zum SV Sandhausen?
Der Sportdirektor hält aktuell Ausschau nach einem weiteren Teamkollegen in der Sturmspitze. Heiß gekocht wird das Gerücht Terrence Boyd. Medienberichten zufolge steht der Stürmer vom Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern kurz vor einem Wechsel in die Kurpfalz. Bei den Roten Teufeln kommt der Sturmtank in dieser Spielzeit nicht wie erhofft zum Zug. Sein Vertrag läuft zudem am Saisonende aus.
FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen sagte, er habe „kein Angebot von einem anderen Verein auf dem Tisch liegen“. Neben dem üblichen „interessanter Spieler“ und „sehr guter Stürmer“ wollte sich auch Sandhausens Sportdirektor keinen Kommentar zum möglichen Coup entlocken lassen. Keller zeigte sich derweil unsicher, „ob das realisierbar ist“.
Dass noch ein Stürmer verpflichtet werden soll, sei jedoch fix. Außerdem soll ein schneller Mann für die offensive Außenbahn kommen. In dem Teich, in dem Imhof im komplizierten Wintertransferfenster fischt, befinden sich Akteure, die im Fußball-Unterhaus aufs Abstellgleis geraten sind. „Das ist die Größenordnung, in der wir suchen.“ Und wenn es nach Trainer Keller geht, soll der Neue seinem Team sofort weiterhelfen können. Schließlich seien auch Girdvainis und Greil keine Investition in die Kaderbreite, sondern „Qualitätsspieler“.
Um den Kader breiter aufzustellen - Keller hatte die dünne Personaldecke während vieler Verletzungen mehrfach moniert -, wird nicht zusätzlich auf die eigene Jugendarbeit zurückgegriffen. Verteidiger Dennis Egel und Mittelfeldmann Diamant Lokaj, beide bereits die gesamte Vorrunde im Kreis der Profimannschaft, waren am Mittwoch die einzigen Jungprofis auf dem Trainingsplatz - und werden es laut Keller auch bleiben. Der aktuell 28 Mann starke Kader soll dem Übungsleiter reichen, um im ersten Testspiel der Vorbereitung am Samstag beim Zweitligisten SV Wehen Wiesbaden in beiden Halbzeiten zwei verschiedene Mannschaften auflaufen zu lassen. Abgänge hingegen seien keine geplant.
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