Sandhausen. Es liegt eine harte Zeit hinter dem SV Sandhausen: Der Abstieg aus der 2. Fußball-Bundesliga nach zehn Jahren Zweitklassigkeit forderte von den Verantwortlichen, die sportliche Ausrichtung eingehend umzukrempeln. Dafür wurde der Kader bis auf wenige Ausnahme fast komplett erneuert und mit Coach Danny Galm und Sportdirektor Matthias Imhof neue Führungskompetenz verpflichtet. Beim Start der 3. Liga an diesem Wochenende geht es für den SVS in den hohen Norden zum Aufsteiger VfB Lübeck. Zum Auftakt der neuen Spielzeit stellen wir fünf Thesen zum SVS in der Saison 2023/24 auf.
These 1: Der SV Sandhausen hat den Zweitliga-Abstieg richtig analysiert und ist bereit für die Mission Wiederaufstieg.
Der SVS hat transfertechnisch nicht nur Quantität, sondern vor allem auch Qualität verpflichtet. Etwas, dass die Verantwortlichen zu Zweitliga-Zeiten viel zu selten gewagt haben. Jedoch ist der Aufstieg aus der 3. in die 2. Liga ein großer Kraftakt, bei dem man sich keine Schwächephasen im Saisonverlauf erlauben sollte. Hier besteht für den SVS die Gefahr, dass der neue Kader und das neue Trainerteam zu viel Zeit benötigen, um sich zu finden und wichtige Punkte in der frühen Saisonphase einzufahren. Doch die Qualität der Mannschaft sollte dies kompensieren. Umso bedeutender ist also ein Auftaktsieg beim Aufsteiger aus Lübeck.
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These 2: Danny Galm war zwar bisher nur Cheftrainer im Jugendbereich, ist jedoch trotzdem der richtige Mann für die Aufgabe beim SVS.
Der Verein hat sich für den richtigen Weg entschieden und setzt auf Trainertalent statt Erfahrung. In der vergangenen Saison wurde mit Tomas Oral ein „alter Hase“ verpflichtet und es ist bekannt, wie die Sache für den SVS ausging. Mit Danny Galm kommt nun ein junger Trainer mit frischen Ideen, der seine Qualitäten in den Top-Jugendabteilungen der TSG Hoffenheim und des FC Bayern München nachgewiesen hat. Bei der TSG beerbete er erfolgreich deren heutigen Bundesligatrainer Pellegrino Mattarazzo. Die U17 der Hoffenheimer führte Galm zweimal auf den zweiten Platz der Junioren-Bundesliga Südwest. Dabei bewies er ein Auge für Talente und bereitete beispielsweise die Jugendnationalspieler Tom Bischof und Maximilian Beier auf den Seniorenbereich vor. In Sandhausen erhält Galm einen der besten Kader der 3. Liga und kann seine offensive Spielidee mit zu erwartender Dominanz durchsetzten.
These 3: Mit der Funktionalität der Achse Diekmeier - Knipping - Mühling - Hennings steht und fällt die Chance auf den Aufstieg.
Die drei „Häuptlinge“ um Kapitän Dennis Diekmeier könnten allesamt - trotz teilweise fortgeschrittenen Alters - noch Stammkräfte bei einem etablierten Zweitligisten sein. Dies muss das Trio von Beginn an unter Beweis stellen und im Verbund zu Galms verlängerten Arm auf dem Platz werden. Diekmeier hat beim SVS schon nachhaltig bewiesen, dass er die Position eines Führungsspielers ausfüllen kann. In dieser Saison muss er noch mehr in diese Rolle wachsen. Für Alex Mühling gilt es nach einigen erfolgreichen und zuletzt enttäuschenden Jahren in Kiel, an alter Wirkungsstätte wieder zu seiner Form zu finden. Als Chef im zentralen Mittelfeld muss er das Kommando übernehmen und notfalls seine jungen Mitspieler mitziehen. Der Sturm des SVS ist mit Evina und Otto zwar außerordentlich gut für Drittliga-Verhältnisse bestückt, doch wird trotzdem alles mit der Form von Rouwen Hennings stehen und fallen. Der 35-jährige Routinier hat immer noch die Qualität, um einen Drittligisten im Alleingang abzuschießen. Beim letzten Test vorm Saisonstart gegen Bammental lief ihm jedoch David Otto (24) mit zwei Toren den Rang ab. Erfüllen sich die Erwartungen an das Trio, kann der SVS ganz oben mitspielen.
These 4: Die Innenverteidigung des SVS wird im Saisonverlauf zum Problem.
Außer dem 30-jährigen Rückkehrer Tim Knipping verfügen die Sandhäuser über keinen gestandenen Innenverteidiger. Geschwill, Göttlicher und Laux sind zwischen 20 und 22 Jahre alt und haben noch nicht viel Profierfahrung. Fällt Knipping aus, ist Galm gezwungen mit einer U23-Innenverteidigung zu spielen, was in der rauen 3. Liga schnell zum Problem werden kann. Aber Talent haben die drei auf jeden Fall.
These 5: Gelingt der Aufstieg in diesem Jahr nicht, droht ein langer Verbleib in Liga 3 oder gar der Absturz in die Regionalliga.
Beispiele für gescheiterte Zweitligaabsteiger gibt es zu Genüge: So musste unter anderem der SC Paderborn vor einigen Jahren sogar das Durchreichen von der Bundes- in die Regionalliga ertragen. Der SVS setzt in diesem Jahr alles auf eine Karte für den direkten Wiederaufstieg. Misslingt dieses Vorhaben, bedeutet dies auch finanzielle Einbußen für den Verein. Die „Goldtöpfe“ der 2. Liga über mehr als ein Jahr nicht zu erreichen würde von den Verantwortlichen ein weiteres Umdenken erfordern. Transfers von Qualitätsspieler wie Hennings oder Mühling wären in einem zweiten Jahr 3. Liga wohl nur schwer zu stemmen. In Sandhausen verfügt man nicht über die Ressourcen eines 1. FC Kaiserslautern, der nach drei mäßigen Jahren in der Liga den Aufstieg schaffte. Mit Blick auf die Zukunft liegt vor dem SVS also ein entscheidendes Jahr.
Info: Der SV Sandhausen spielt am ersten Spieltag der 3. Fußball-Liga auswärts. Das Team von Coach Danny Galm muss an diesem Samstag, 14 Uhr, bei Aufsteiger VfB Lübeck ran.
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