Sandhausen. Kenan Kocak war mit seinem Latein am Ende. Während der Talfahrt des SV Sandhausen hat er sich an allen erdenklichen Stellschrauben versucht: Angefangen beim Torwartwechsel über verschiedene Spielsysteme - in den letzten vier Partien waren es vier unterschiedliche - bis hin zu sportlich teilweise nicht nachvollziehbaren Personalentscheidungen. Wirkung gezeigt hat keine der Maßnahmen.
Jämmerliche fünf Punkte aus zwölf Partien sind auch für den ehemaligen Co-Trainer der türkischen Nationalmannschaft eine beschämende Bilanz. Wie sehr Kocak der Hardtwald-Horror auch persönlich zugesetzt hat, war zuletzt mehrfach sichtbar. Ob in emotionalen Wortgefechten mit den Unparteiischen oder bei harschen Auftritten an den Fernsehmikrofonen.
Fünf Zähler Rückstand auf den Aufstiegsrelegationsplatz, wie es die Tabelle zu Beginn von Kocaks Engagement nach der Hinrunde zeigte, gleichen im Vergleich zur heutigen Situation einer Oase der Glückseligkeit. In seiner zweiten Amtszeit sollte er den Verein in der Rückrunde eigentlich zurück ins Verfolgerfeld bringen.
Kaderzusammenstellung hin, Verletzungspech her: Die Gründe für sein Scheitern sind nicht nur sportlicher Natur. Hinter den Kulissen liegt einiges im Argen. Von „jahrelangem Missmanagement“ und der Professionalisierung der Vereinsstrukturen war am Sonntag im Fanblock zu lesen. Versäumnisse, die wohl Präsident Machmeier anzukreiden sind.
Entgegen des Aktionismus der Vergangenheit - Imhof und Ristic lassen grüßen - hat der Sandhäuser Sonnenkönig diesmal Wort gehalten. Machmeier wäre mit einem Abstiegstrainer Kocak wohl auch in die Regionalliga gegangen. Zuletzt hatte der oberste Chef schließlich eine Eingebung: Die 3. Liga sei angemessen für den Standort Sandhausen.
Doch diesmal scheint dieses unheimlich verunsicherte Team tatsächlich einen neuen Impuls zu brauchen. Das hat Kocak, dem der Dorfklub glaubwürdig am Herzen liegt, nicht ganz uneigennützig erkannt. Denn wer als ehemaliger Co eines Nationalteams mit einem finanziell gut ausgestatteten Drittligisten in die Bedeutungslosigkeit stürzt, bei dem dürften zukünftige Arbeitgeber nicht gerade Schlange stehen.
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Kommentar Kocaks Rücktritt in Sandhausen ist einziger Ausweg für alle Seiten
Diesmal ist ein Trainerwechsel in Sandhausen die richtige Entscheidung. Das hat Kocak nicht ganz uneigennützig erkannt. Die Probleme liegen aber tiefer.