Mannheim. Die Hinrunde ist absolviert, einen Tag vor Heiligabend steht für die Rhein-Neckar Löwen am Samstag (19 Uhr) beim TVB Stuttgart bereits die zweite Partie der Rückserie an. Doch so unmittelbar vor den Feiertagen ist die Stimmung beim Pokalsieger alles andere als festlich.
In Magdeburg ergebnismäßig verprügelt worden, gegen den TBV Lemgo Lippe und Aufsteiger ThSV Eisenach in eigener Halle jeweils per Siebenmeter mit der Schlusssirene erst einen Punkt abgegeben und gegen die Thüringer am Mittwochabend sogar mit 26:27 (13:13) verloren – die Tiefschläge in der Liga setzten den Löwen zuletzt sichtlich zu. Aus Stagnation ist sogar Rückschritt geworden. Das Projekt, bereits in dieser Spielzeit wieder näher an die Topteams heranzurücken, verliert akut seine erhofften Konturen.
Entsprechend fällt auch die Bilanz von Löwen-Trainer Sebastian Hinze zum Handball-Jahr 2023 aus. Der Pokalsieg aus dem April glänzt zwar noch etwas in der Ferne, die Gegenwart ist mit Platz acht und 18:18-Punkten aber eher trist. „Das war eine anstrengende zweite Jahreshälfte“, erinnert sich deshalb auch Hinze gerne an das Highlight von Köln, ist aber Realist genug, um zu wissen, dass die Erfolge der Vergangenheit keine Bank für die Zukunft sind. „Die letzten Eindrücke bestanden aus Enttäuschung und Frust. Es ist schon so, dass wir unseren Ansprüchen um drei, vier Punkte hinterherlaufen“, so der 44-Jährige, der nichts schönreden will.
Ständig wiederkehrende Muster
Was dabei aber viel schwerer ins Gewicht fällt als die tabellarische Situation, ist die Tatsache, dass sich sein Team immer wieder selbst im Weg steht, immer wieder die gleichen Fehler macht, mühsam aufgebautes Selbstvertrauen immer wieder nach den ersten Negativerfahrungen in sich zusammenfällt. Eine Entwicklung ist auf diesem Terrain nicht zu sehen, wie auch die Partie gegen Eisenach schmerzhaft zeigte.
Zweimal (8:5, 20./22:19, 49.) waren die Löwen auf dem Weg, die Begegnung unter Kontrolle zu bekommen. Zweimal brachten sie den aufopferungsvoll kämpfenden Aufsteiger wieder mit eigenen Fehlern ins Spiel zurück. Das Drama in den letzten 30 Sekunden war dann nur die Folge der vorangegangenen Unzulänglichkeiten, die Ursachen lagen viel früher in der Partie: Elf technische Fehler, fast ebenso viele Fehlwürfe inklusive drei vergebener Siebenmeter – auch das ist ein Löwen-Trauma, das sich schon durch die ganze Saison zieht.
„Das war nicht routiniert genug und mit zu wenig Qualität“, sprach der zurückgekehrte Kapitän Patrick Groetzki die Defizite klar an. Hinze ist der Meinung, der Fehlerflut mit psychologischen Mitteln Herr werden zu können. „Es ist jetzt meine Hauptaufgabe, bis Stuttgart wieder Lächeln auf die Gesichter zu bekommen und dass wir uns an unsere Stärken erinnern“, sagt der Löwen-Trainer, der vor allem ein Kopfproblem in seinem Team ausgemacht hat, das sich nach Aussage einzelner Spieler auf der Platte teilweise noch schlechter fühlt, als es agiert.
Deshalb soll nun in Stuttgart das Handball-Jahr unbedingt mit einem Erfolgserlebnis abgeschlossen werden. „Mit so einem Gefühl wie zuletzt will sich bestimmt niemand unter den Baum setzen“, betont Hinze, weiß allerdings, dass das ebenfalls für die Stuttgarter gilt. In der Porsche-Arena könnte den Löwen dabei aber zugutekommen, dass die Schwaben im Gegensatz zu Eisenach die verunsicherten Mannheimer nicht mit wechselnden Formationen und neuen taktischen Herausforderungen stressen werden, sondern voraussichtlich erwartbarer agieren. Das Hinspiel entschieden die Löwen klar mit 32:24 für sich. Nun wollen sie sich nach der jüngsten Enttäuschung noch einmal mit aller Energie aufrappeln.
Enttäuschung bei Birlehm
„Wir wollen sie ins gebundene Spiel bringen und dann ein gutes Abwehr-Torwart-Paket schnüren, um selbst ins Laufen zu kommen“, formuliert Hinze seinen Plan. Er hat auf der Torwart-Position dann voraussichtlich wieder drei Optionen. Mikael Appelgren musste sich gegen Eisenach kurzfristig erkältet abmelden. „Er soll am Freitag wieder ins Training einsteigen“, sagt Hinze, der mit Blick auf die Position zwischen den Pfosten am Donnerstag natürlich ein Augenmerk auf Joel Birlehm hatte.
Dem Herforder wurden bei der EM-Nominierung Andreas Wolff und sein jüngerer Teamkollege David Späth vorgezogen. Negative Auswirkungen befürchtet Hinze deshalb aber nicht. „Die persönliche Enttäuschung ist bei ihm natürlich da, aber der Bundestrainer hat sich für die beiden anderen entschieden – und auch das ist nachvollziehbar“, sagt der Löwen-Coach.
Um auch mit Blick auf die Nationalmannschaft mehr Spielzeiten im Club zu bekommen, hat Birlehm bei den Löwen inzwischen aber um die Aufhebung seines Vertrags zum Sommer 2024 gebeten. Geklärt werden soll diese Personalie noch in diesem Jahr, damit an dieser Baustelle nicht auch noch schlechte Stimmung entsteht.
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