Mannheim. In akuter Abstiegsnot befinden sich die Rhein-Neckar Löwen in der Handball-Bundesliga trotz ihrer Sieglos-Serie noch nicht. Doch Ende März könnte der Club ganz plötzlich in höchster Gefahr schweben. Wir erklären, warum das nicht unmöglich ist.
Können die Rhein-Neckar Löwen noch absteigen?
„So weit ist die Abstiegszone für uns nicht weg“, sagt Rechtsaußen Patrick Groetzki. Sechs Punkte beträgt der Vorsprung auf die beiden Abstiegsplätze, auf denen HBW Balingen-Weilstetten und der nächste Gegner GWD Minden stehen. Bei den Ostwestfalen treten die Badener am Donnerstag (19.05 Uhr) an, bei einer Niederlage schmilzt der Vorsprung auf vier Zähler. Ohnehin ist die scheinbar komfortable Tabellensituation trügerisch. Denn die Badener sind gerade die formschlechteste Mannschaft der Bundesliga. „Minden ist ein ganz wichtiges Spiel – und zwar für die Tabelle und für unser Selbstvertrauen“, stellt Groetzki klar.
Welche Chancen und Risiken birgt der Spielplan?
„Wir sollten gegen jeden Gegner den Anspruch haben, unser Heimspiel zu gewinnen“, sagt Trainer Ljubomir Vranjes. Das Problem: Es gelingt den Löwen nicht. Zuletzt gab es in eigener Halle 1:5 Punkte gegen Hannover, Erlangen und Wetzlar – keine Schwergewichte. Die nächsten drei Heim-Aufgaben heißen MT Melsungen, Füchse Berlin, SG Flensburg-Handewitt. Gegen dieses Topteam-Trio sollten die Badener besser keine Punkte einplanen, sondern sich auf ihre zwei brisanten Auswärtsaufgaben besinnen. Nach der Reise zum Schlusslicht Minden folgt noch der Trip zum Vorletzten Balingen. Die Löwen können sich in den nächsten Wochen entscheidend absetzen – oder Ende März in höchster Gefahr schweben.
Welchen Effekt hatte der Trainerwechsel?
Gar keinen. Vier Spiele, ein Remis, kein Sieg lautet die triste Bilanz von Vranjes. An seinen Qualitäten sollte dennoch niemand zweifeln, sondern eher an der Zusammensetzung der Mannschaft. Denn mit diesem Team hatten andere Trainer identische Probleme. Jedes Jahr wurden die Löwen ein wenig schlechter, und jetzt bezahlen sie den Preis fürs Missmanagement, das sie in latente Abstiegsgefahr brachte. „Es ist unglaublicher Druck da“, räumt Vranjes ein und gibt sich kämpferisch: „Wenn man solch eine Situation überstehen will, muss man den Druck lieben. Ich liebe Druck.“
Hat sich der Transfer von Joel Birlehm bislang ausgezahlt?
Nein. Die Misere bei den Schlussleuten setzt sich fort. In bislang 20 Bundesligaspielen haben die Badener maximal dreimal das Torwartduell gewonnen. Für die erhoffte Besserung sorgte bislang auch nicht der im Januar für einen sechsstelligen Betrag verpflichtete Birlehm.
Was läuft sonst noch alles schief?
Wenn Trainer Vranjes in dieser schwierigen Phase die „Körpersprache“ thematisieren muss, sagt das viel über den katastrophalen Zustand aus. Die Löwen kämpfen zwar, wirken aber nicht wie eine Mannschaft, die bedingungslose Leidenschaft zeigt. Dass es der Verein Vranjes zudem erlaubte, seinen lange geplanten Urlaub vor dem Wetzlar-Spiel anzutreten, war maximal unglücklich und passte ins Bild.
Wer oder was macht Hoffnung?
Es muss zwar nichts heißen, aber was die individuelle Klasse angeht, sind die Löwen besser als alle anderen Abstiegskandidaten. Nur müssen sie diese Qualität eben auch mal als Team auf die Platte bekommen. Spielmacher Andy Schmid weiß das: „Handball ist ein Mannschaftssport, aber irgendwo ist jeder von uns auch ein Einzelsportler. Jeder muss also etwas in den Pott einzahlen, damit eine gute Mannschaftsleistung herauskommt.“ Außerdem naht ganz offensichtlich die Rückkehr des Weltklasse-Torwarts Mikael Appelgren. Er könnte bald wieder mitwirken. Andererseits: Wie schlimm muss es um die Löwen stehen, wenn ein Mann, der wegen einer Schulter- und einer Knieverletzung zwei Jahre lang nicht gespielt hat, plötzlich zum Hoffnungsträger wird?
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