Kiel. Es waren noch sieben Sekunden zu spielen, doch die Rhein-Neckar Löwen ließen einfach den Ball über das Parkett kullern und fielen sich in die Arme. Beim Stand von 30:26 (12:10) beim THW Kiel konnte schließlich nichts mehr anbrennen und in Kiel gewinnen schließlich nur die wenigsten, was nach der bisher mehr als mageren Bundesliga-Saison der Mannheimer entsprechend gefeiert werden musste. Zudem holte sich der zweifache Meister mit dem Coup an der Ostsee eine ordentliche Portion Selbstvertrauen für das Final-Turnier in der European League am 25./26 Mai in Hamburg.
„Wir wollen uns jetzt aufbauen für das Final Four, das ist unser absolutes Highlight. Und wie hier beim THW kann dort alles passieren“, strahlte Torhüter Mikael Appelgren nach der Partie am „DYN“-Mikrofon. Der Schwede war mit 18 Paraden und einer Fangquote von 42 Prozent einer der Matchwinner in diesem Duell, zu dem die Löwen als Außenseiter angereist waren. Auch Philipp Ahouansou mit vier blitzsauberen Toren in der zweiten Halbzeit machte den Unterschied. „Das ist brutal, hier zu gewinnen. Im zweiten Durchgang hatten wir einfach mehr Zug zum Tor“, beschrieb Ahouansou das mutige und disziplinierte Auftreten der Löwen.
Appelgren im Tor gleich der große Rückhalt
Die Kieler gingen kämpferisch ins Spiel, Nationalspieler Patrick Wiencek kündigte eine robuste Abwehrarbeit an. „Die Löwen müssen uns spüren“, sagte der Kreisläufer vor dem Anpfiff. Doch der Rekordmeister hatte die Rechnung ohne Löwen-Torhüter Appelgren gemacht, der bis zur Halbzeit bereits zehn Paraden auf der Habenseite hatte und den THW immer wieder zur Verzweiflung brachte.
Zudem machten die Mannheimer im Angriff zunächst relativ wenige Fehler, spielten ihre Aktionen lange aus und brachten mit ihrer Abwehrarbeit immer wieder ihren Keeper ins Spiel. So nahm sich Kiel unvorbereitete Würfe, ließ aber auch klare Chancen liegen. Nach 19 Minuten hatte der THW nur fünf mickrige Treffer auf der Anzeigetafel, die erwarteten Kräfteverhältnisse nahmen zu keiner Zeit Gestalt an. Nach 15 Minuten feierte dann auch Löwen-Spielmacher Juri Knorr sein Comeback nach seiner Erkältung.
Erst in den zehn letzten zehn Minuten der ersten Halbzeit erhöhte sich dann auch bei den Löwen leicht die Fehlerquote und beim 8:7 der Kieler (20.) wurde es in der Arena des THW erstmals laut. Doch die Löwen blieben erstaunlich cool, spielten ihre Systeme herunter und wenn es brenzlig wurde, hatten sie ja noch Hexer Appelgren. Nach dem 8:8 setzten Olle Forsell Schefvert und Tobias Reichmann per Siebenmeter einen Doppelpack drauf (8:10, 25.) und diesen Zwei-Tore-Vorsprung nahmen die Löwen dann auch mit in die Kabine der ungewohnt ruhigen Wunderino-Arena an der Ostsee.
„Wir haben gut in der Abwehr gearbeitet und natürlich eine klasse Torhüter-Leistung. Im Angriff haben wir sogar noch ein paar freie Bälle liegen lassen“, sah Linkshänder Niklas Kirkeløkke sogar noch Luft nach oben.
THW Kiel: Mrkva, Bellahence (ab 48.) – Dahmke (1), Wiencek (3), ...
THW Kiel: Mrkva, Bellahence (ab 48.) – Dahmke (1), Wiencek (3), Ekberg (2/2) – Johansson (12), Elefsen A Skipagotu (1), Reinkind – Pekeler, Gurbindo-Martinez, Weinhold (1), Overby (3), Wallinius, Duvnjak, Landin (3), Bylik.
Rhein-Neckar Löwen: Appelgren, Späth (bei einem Siebenmeter), Birlehm (n.e.) – Móré (6), Kohlbacher (5), Reichmann (2/2) – Davidsson, Forsell Schefvert (1), Kirkeløkke (2) – Gislason, Plucnar, Knorr (5/2), Lindenchrone (3), Groetzki (2), Ahouansou (4), Holst (n.e.).
Strafminuten: Wallinius (2), Duvnjak (2), Skipagotu (2) – Gislason (2), Reichmann (2) – Karten: Rot für Reichman (gr. Foul, 33).
Beste Spieler: Johansson – Appelgren, Ahouansou.
Schiedsrichter: Philipp Dinges / Fabian Baumgart (Stutensee/Neuried).
Selbst nach der Roten Karte für Tobias Reichmann, der THW-Linksaußen Rune Dahmke unsanft stoppte (33.), ließen sich die Löwen nicht irritieren. Kiel kam beim 13:14 zwar zwischenzeitlich auf ein Tor heran, hatte aber bis auf Eric Johansson (12 Tore) zu wenig Durchschlagskraft im Rückraum.
Die Löwen nutzten das zur 17:13-Führung. Brenzlig wurde es noch einmal beim 18:19, doch die Löwen hatten noch den unverbrauchten Ahouansou auf der Bank, der beim 6:1-Lauf der Löwen bis zum 19:25 (52.) gleich vier Mal traf. Und nach einer kleinen Flaute war auch Keeper Appelgren wieder im Spiel und schnappte den Kielern klarste Möglichkeiten weg. Auf der Torhüterposition hatten die Mannheimer klare Vorteile. Zudem zeigte sich der Pokalsieger von 2023 mit einer Wurfquote von 75 Prozent (Kiel: 57) ungewohnt effizient. „Das war sehr enttäuschend. Auch die Körpersprache hat mir überhaupt nicht gefallen“, sagte THW-Coach Filip Jicha.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/sport/vereine_artikel,-rhein-neckar-loewen-sieg-gegen-kiel-rhein-neckar-loewen-tanken-selbstvertrauen-_arid,2207041.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/vereine_verein,_vereinid,2.html