Es wird das Spiel, auf das die gesamte Liga schaut: Am „Tag der deutschen Einheit“ treffen der FC 05 Schweinfurt und der FC Würzburger Kickers im unterfränkischen Derby am 13. Spieltag der Regionalliga Bayern aufeinander. Die Brust beider Teams könnte kaum breiter sein. Die „Erzrivalen“ befinden sich in Topform, wenngleich die Ansprüche beider Klubs in dieser Saison kaum unterschiedlicher sein könnten.
Die Mission des FC 05 Schweinfurt zwischen den Jahren 2017 und 2022 war klar: Der Traditionsklub aus der Kugellagerstadt wollte zurück in den Profifußball. In der Saison 2001/02 spielten die „Schnüdel“ als Zweitligist letztmal im bezahlten Fußball. Um die Rückkehr in die Tat umzusetzen, stellte der FC 05 mit ihrem Hauptsponsor und Klubboss Markus Wolf ab 2017 auf Profitum um. Damit war dann in diesem Sommer nach vergeblichen Anläufen zum Aufstieg Schluss. Zwar gehörten die Nullfünfer seither zu den Topteams der Regionalliga Bayern, in der „Corona-Saison“ wurden die Schweinfurter sogar Meister, scheiterten dann in der Relegation zur 3. Liga jedoch unglücklich am Außenseiter TSV Havelse, zum großen Wurf hat es letztlich nie gereicht. In Schweinfurt hat man Profifußball ausgeträumt.
Ein Kuriosum
Die Regionalligamannschaft ist seit dieser Saison wieder ein reines Amateurteam. Als neues Ziel wurde jetzt auch passenderweise der Klassenerhalt ausgerufen. Die etwas kuriose Pointe der Geschichte: nach zwölf Spieltagen in der neuen Saison, steht der FC 05 nach seiner Re-Amateurisierung deutlich besser da als im Vergleichszeitraum vor einem Jahr mit einer reinen Profi-Elf. Coach Marc Reitmaier, einst Spieler und Jugendtrainer bei den Würzburger Kickers, rettete den Verein im Vorjahr schon vor dem Abstieg und formte jetzt ein neues Team, das sich mit leidenschaftlichen Fußball in der oberen Tabellenhälfte festgespielt hat. Am vergangenen Spieltag siegte die Reitmaier-Elf beim FV Illertissen mit 3:1.
„Sie sind eine sehr gute Einheit, mit einer guten Mischung aus erfahrenen Spielern und Emporkömmlingen“, sagt auch Kickers-Trainer Marco Wildersinn über die Schweinfurter. Zu den Erfahrenen gehört seit Jahren Torjäger Adam Jabiri. Der mittlerweile 39-Jährige, der als spielender Co-Trainer fungiert, traf in der laufenden Runde vier Mal.
An seiner Seite spielt der wohl größte „Emporkömmling“ im Kader, Severo Sturm. Der 24-jährige Ex-Jugendspieler der Kickers führt die Torschützenliste der Regionalliga Bayern mit zehn Treffern an. „Schweinfurt hat einen sehr guten Spirit entwickelt, das spiegelt sich auch in den Ergebnissen wieder“, findet Wildersinn und fügt an: „Das ist eine gute Mannschaft, die aus ihren Möglichkeiten gerade das Beste herausholt.“
Angst und Bange muss den Kickers natürlich trotzdem nicht werden vor dem Auswärtsspiel im Schweinfurter „Sachs-Stadion“, vor dann bestimmt wieder großer Kulisse. Beim letztjährigen Aufeinandertreffen waren fast 4000 Zuschauer dabei. Die Kickers siegten mit 5:2. Auch im Rückspiel vor 4900 Zuschauer am Würzburger Dallenberg behielt der FWK die Oberhand – mit 3:1.
Als Favorit gehen die „Rothosen“ auch diesmal ins Derby. Der Tabellenführer fuhr am vergangenen Spieltag, vorgezogen bereits am Donnerstagabend, einen 1:0-Auswärtssieg gegen Meisterschaftsmitfavorit Türkgücü München ein. „Das war ein wichtiger Sieg und ein Ausrufezeichen“, findet Coach Wildersinn im Rückblick. Es war, wie so oft in den letzten Wochen, vor allem eine reife Leistung der Kickers-Mannschaft. „Sturm und Drang“, das Motto der letzten Saison, vor allem der Hinrunde, wurde mittlerweile ersetzt durch eine abgezockte Herangehensweise.
Quindt steht bereit
Die Kickers sind das einzige noch ungeschlagene Team der Liga. Wichtig wird im Derby, neben die „Basics auf den Platz zu bringen“, auch die eigene Qualität zu zeigen, fordert Wildersinn. Davon haben die Würzburger reichlich. Seit letzter Woche mit der Verpflichtung von Rechtsverteidiger Luke Hemmerich, der gegen Türkgücü seine Premiere feierte, sogar noch mehr. Von Verletzungen ist der Kader der Kickers in dieser Saison bisher fast komplett verschont geblieben. Torhüter Vincent Friedsam musste in München passen, sein Einsatz in Schweinfurt steht ebenfalls noch auf der Kippe. Friedsam-Vertreter Norman Quindt machte seine Sache zuletzt aber gut. Der 26-Jährige stand übrigens vor zwei Jahren im Havelser Torhüter, als die Schweinfurter Drittligaträume zerplatzten.
Wessen Derby-Träume am Dienstag zerplatzen, wird sich zeigen. Die Kickers-Ultras werden am Montagabend noch einmal das Mannschaftstraining zur Derby-Einstimmung besuchen. „Traditionell“, wie Trainer Wildersinn anmerkt. „Danach wird spätestens jeder wissen, um was es geht.“
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