Fußball

Würzburger Kickers gegen Hoffenheim – Erinnerungen an 2019 werden wach

In der ersten Runde des DFB-Pokals geht es am Dallenberg schon zum zweiten Mal gegen den Erstligisten aus dem Kraichgau

Von 
Steffen Krapf
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Vor fast genau fünf Jahren hatte der FC Würzburger Kickers im DFB-Pokalspiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim mehrfach Grund zum Jubeln. Am Ende feierte aber der Gegner aus der Bundesliga. © dpa

Geschichte wiederholt sich: Nach fast genau fünf Jahren empfangen die Würzburger Kickers erneut im DFB-Pokal die TSG Hoffenheim (Freitag, 18 Uhr, Akon Arena). Die Unterfranken spielen mittlerweile eine Liga tiefer als damals. Das Duell mit dem Bundesligisten sieht der amtierende Meister der Regionalliga Bayern vor allem als „Bonusspiel“.

Am 10. August 2019 war das Kickers-Stadion am Würzburger Dallenberg pickepackevoll – das letzte Mal seither. Die über 13 000 Zuschauer sahen gut eine Stunde lang einen souveränen Auftritt des Favoriten, der sich durch die Treffer von Pavel Kaderabek und Ihlas Bebou einen komfortablen Zwei-Tore-Vorsprung erspielten. In der Schlussphase der regulären Spielzeit legten die Kickers ein furioses Comeback hin und schafften es Dank der Treffer von Fabio Kaufmann und Albion Vrenezi in die Verlängerung.

Dort das gleiche Spiel: Adam Szalai brachte Hoffenheim neuerlich in Führung, Luca Pfeiffer glich für den FWK zum 3:3 aus. Im Elfmeterschießen avancierte TSG-Keeper Oliver Baumann mit zwei gehaltenen Elfer von Fabio Kaufmann und Hendrik Hansen zum Pokalhelden. Der Favorit stolperte, aber er fiel nicht am „Dalle“.

Zwei waren dabei

Nun kommt es zur Neuauflage. Bei den Würzburgern stehen von damals nur noch Dominik Meisel und Daniel Hägele im Kader.

Die Kickers von damals mauserten sich zum festen Bestandteil des deutschen Profifußballs. Die Kickers von heute beißen sich beim Versuch, zurück in die 3. Liga zu kehren, bislang die Zähne aus. Der dritte Anlauf könnte womöglich auch erstmal der letzte für längere Zeit sein. Die Meisterschaft, die diese Saison den direkten Aufstieg bedeutet, scheint alternativlos. Am vergangenen Spieltag, mit dem 5:0-Heimsieg gegen die SpVgg Ansbach, deuteten die Kickers erstmals in dieser Runde an, dass sie ihrer Favoritenrolle in der Regionalliga Bayern gerecht werden könnten. Zuvor startete die Elf des neuen Cheftrainers Markus Zschiesche mit vier Punkten aus den ersten drei Spielen – natürlich auch bedingt durch die nur einmonatige Vorbereitungszeit inklusive des umfangreichen Kaderumbruchs – eher schlecht als recht.

„Irgendwie ist es eine befreite Woche“, sagt Coach Zschiesche nach dem Training am Mittwochnachmittag mit Blick auf das DFB-Pokalspiel gegen den Tabellensiebten der vergangenen Bundesliga-Saison am Freitagabend. „Wir sind nicht der Favorit. Wir haben nichts zu verlieren.“ Klingt nach einer willkommenen Abwechslung zum Ligaalltag, in dem die Kickers von Spieltag zu Spieltag gehörig unter Druck stehen und zum Punkten im Grunde verdammt sind. Gegen den Bundesligisten kann der FWK demnach mal frei aufspielen. Die Vorbereitung auf das Spiel ist „kein großer Unterschied“, im Vergleich zur herkömmlichen in der Regionalliga, „nur, dass es ein sehr guter Gegner ist“, erklärt Zschiesche.

Zschiesche gegen Oliver Kahn

Als Trainer wird es für den 42-Jährigen die Premiere im DFB-Pokal. Als Spieler erlebte er den DFB-Pokal hautnah. Zschiesches Erinnerungen an die Erstrundenpartie im Jahr 2005 im Trikot des MSV 1919 Neuruppin vor 33 000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion gegen den seinerzeit von Felix Magath trainierten FC Bayern München sind auch noch heute recht lebhaft. Der gebürtige Berliner zeigt den Journalisten auf dem Trainingsplatz an der Würzburger Sieboldshöhe aus welcher Position er damals vielversprechend in Richtung Bayern-Tor schoss. Oliver Kahn hütete das Tor des Weltklubs. „Der hielt den Ball einfach sicher“, erinnert sich Zschiesche und lacht. „Wir haben es damals gut gemacht.“ Die drittklassigen Neuruppiner unterlagen nur mit 0:4. Fünf Jahre später war Zschiesche wieder mittendrin bei einem der typischen Erstrundenspiele „David gegen Goliath“. Mit dem Torgelower SV unterlag er dem Hamburger SV mit 1:5.

Es sind diese Partien, in dem auch jeder Spieler des unterklassigen Teams testen könne, wie weit er schon ist und wie sehr er mit den Topspielern mithalten könne, erklärt Zschiesche. „Als Spieler kannst du dich messen, wo du mal hinwillst. Hier kannst du mal gegen deinen Traum spielen.“

Hoffenheim erwartet er „einfach als Erstligisten“, der besondere Qualitäten im letzten Drittel und im Eins-gegen-Eins zeigen wird. „Hoffenheim hat auch viele junge Spieler. Die haben es auch nicht einfach, wenn man Druck macht“, denkt Zschiesche, der auf die verletzten Peter Kurzweg, Daniel Hägele, Noah Awassi und den gesperrten Elija Härtl verzichten muss. Dafür hat er mit Neuzugang Ebrahim Farahnak, der Anfang der Woche vom Nordost-Regionalligisten VSG Altglienicke verpflichtet wurde, eine weitere Option in der Abwehr.

Auch sein Pendant am Freitagabend, Hoffenheims Cheftrainer Pellegrino Matarazzo, muss gleich auf eine ganze Reihe von Spieler verzichten. Ozan Kabak, David Jurasek, Finn Ole Becker, Ihlas Bebou, Umut Tohumcu, Tom Bischoff, Marco John und Stanley Nsoki werden die 130 Kilometer von Sinsheim nach Würzburg nicht mit antreten. Die Kadernominierung des wiedergenesenen Stürmers Mergim Berisha ist dagegen noch offen. „Ich erwarte eine brutale Energie vom Gegner und auch vom Stadion“, sagt Matarazzo vor dem Gastspiel in Würzburg. „Unsere Aufgabe ist es, das Stadion nicht zum Leben zu erwecken.“ Der 46 Jahre alte US-Amerikaner fordert eine konsequente und disziplinierte Leistung seiner Elf. „Wir müssen unsere Leistungen abrufen, damit wir souverän in die nächste Runde kommen können.“

10 000 werden erwartet

Die Kickers erwarten über 10.000 Zuschauer. Karten wird es auch an der Tageskasse noch geben. Für den Gästeblock, der mit 1800 Hoffenheimer Fans bereits ausverkauft ist, dagegen nicht. Die Stadiontore öffnen bereits um 16 Uhr. Wer zu Hause bleibt, kann die Begegnung über den Bezahlsender Sky live und in voller Länge sehen.

Die Kickers im DFB-Pokal

Saison 1978/79, 1. Runde: SC HerfordFC Würzburger Kickers 2:1.

Saison 1980/81, 1. Runde: FC Würzburger KickersTSV Hirschaid 2:1 n. V. – 2. Runde: FC Würzburger KickersFortuna Düsseldorf 0:2.

Saison 1981/82, 1. Runde: SV NeckargerachFC Würzburger Kickers 4:2.

Saison 2014/15, 1. Runde: FC Würzburger KickersFortuna Düsseldorf 3:2 n. V. – 2. Runde: FC Würzburger KickersEintracht Braunschweig 0:1.

Saison 2015/16, 1. Runde: FC Würzburger KickersSV Werder Bremen 0:2 n. V.

Saison 2016/17, 1. Runde: FC Würzburger KickersEintracht Braunschweig 1:0 n. V. – 2. Runde: FC Würzburger KickersTSV 1860 München 3:4 i. E.

Saison 2017/18, 1. Runde: FC Würzburger KickersSV Werder Bremen 0:3

Saison 2019/20, 1. Runde: FC Würzburger KickersTSG Hoffenheim 7:8 n. E.

Saison 2020/21, 1. Runde: FC Würzburger KickersHannover 96 2:3.

Saison 2021/22, 1. Runde: FC Würzburger KickersSC Freiburg 0:1.

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